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In den Siebziger Jahren erkannte man im schönen Italien, dass es langsam auffällig wurde, größere Geldbeträge aus der Steuerberaterschaft nicht mehr vorzeigbaren Geschäften mittels der einheimischen Z-Filmwirtschaft zu waschen. Expansion hieß das Wort und die Drähte zum Untergrund der Bosporus-Yakuza glühten.

Eines der schöneren Schwarzgeldwaschprojekte der Achse Rom-Istanbul-München ist FIGHTING KILLER. Eine Rachegeschichte der debileren Schiene. Unser Held heißt wie ein anderer großer Perverser, der orange und nackt bis auf ein Halstuch von Cornflakesschachteln kreischt: TONY TIGER. Welchen Namen sich die arme Mutter dieses Mannes tatsächlich einmal ausgedacht hat, ist im Dunkeln, jedenfalls war der Tiger mal der Beste Mann des Syndikats. So weit, so scheiße. Jetzt hat er sich mit seiner Kleinfamilie auf einen abgelegenen Bauernhof zurückgezogen. Da kütt auch schon die Abordnung der Idiotenmafia auf den Hof und Mutti und dem Buben hilft auch die Flucht nicht mehr. Jetzt könnte man natürlich denken, die Flucht in ein geschlossenes Haus sei wenig schlau. Nur wieso soll die flüchtende Sippschaft eines osmanischen Ex-Mafioso intelligenter zu entkommen versuchen als die Protagonisten von etwa zwölftausend Teenieslashern aus den Vereinigten Amerikanischen Emiraten? Ruck Zuck liegen Mutter und Kind geschändet und von Leben befreit im Turmzimmer als TONY FUCKING TIGER in seiner ganzen Rocky-Balboa-ohne-italoamerikanisches-Ehrgefühl-Pracht die Türe aufschließt. Es folgt Herrengeschrei nationalitätenunabhängig-amüsanter Prägung. Le Tigre beschließt fix, seine ehemaligen Kameraden aus einem Krieg, den ich noch nicht identifizieren konnte, zu einer schlagkräftigen Truppe – so heißt das doch immer in Filmen der Machart fünf Pfeifen gegen den Rest der Welt – zusammenzurufen. Und das sind aber auch Kameraden. Meine Fresse! RICHARD HARRISON, GORDON MITCHELL und ein unbekannter türkischer Gewaltverbrecher mit Gewichtsproblemen und Blaxploitaionanzügen für die Rudolph Moshammer schon viel früher hätte sterben müssen, wäre er der verantwortliche Schneider gewesen. Wir sehen die aktuellen Betätigungsfelder der alten Saudegen in kurzen Establishing Shots, wie wir Filmwissenschaftler sagen. Der Türke ist im Film Sänger und rezitiert einen relativ behinderten Sprechgesangsschlagertext mit der deutschen Stimme vom Onkel des Prinzen von Bel Air. RICHARD HARRISON, eine Art würdeloser FRANCO NERO war Mitte der Sechziger Jahre wie so viele US-amerikanische Bodybuilder im Zug des Sandalenfilm-Erfolges nach Italien gekommen und in sämtlichen Untergenres der einheimischen Drecksploitationindustrie, von Spaghettiwestern bis Agentenquatsch, von Kostümschleichern bis Kung Fu-Schnellschüssen mitgewirkt. Der gute Mann und leidenschaftliche Träger von weißen Anzügen im Safaristil sowie diabolischen Schnauzbärten, die sich die Bezeichnung Schenkelbürste hart verdient haben, gibt in FIGHTING KILLER einen TERENCE HILL artigen Zocker mit deftigem Zug beim anderen Geschlecht. Ich möchte hier seinen schönsten Spruch aus dem Minusmeisterwerk SPEZIALKOMMANDO FEUERVOGEL zitieren, wo er, mal wieder als Superagent, zwei nackte Schönheiten mit offenem Mund unter dem Wasser eines Männeken-Piss-Brunnens beobachtet und mit Sexualmörderstimme raunt: „Ooaah! Ich hätte auch einen warmen Strahl anzubieten!“ Sympathiepunkte ins Tagebuch eingetragen, meine Damen? Dann weiter!
Last but not least GORDON MITCHELL in der Rolle eines knochenharten Karatelehrers, der vor ein paar Jahren verstorben ist, hat eine ähnliche Vita wie sein Landsmann HARRISON vorzuweisen, wenn auch seine Filmauswahl weniger bitter ist. Optisch hat mich der Bodybuilder immer an einen trainierten ARTHUR BRAUSS ohne dessen SS-Haftigkeit allerdings erinnert. Die vier Flachbohrer treffen sich in einer unbeschreiblich beknackten Szene auf einem Hügel und treten der Unterwelt gehörig in die Gerösteten. Unfaire Schlägereien und ebenso unfaire Kleidungsstücke, fiese Bärte, EL GORDO MITCHELL drischt im Handtuch einen kriminellen Knallchargen erst durchs Hamam, dann durch die Straßen – noch immer im Handtuch und DOTTORE HAARISON darf so tun, als wäre er ein Action Skifahrer. In einer völlig ohne Not herbeidramaturgisierten Verfolgungsjagd im Schnee. Als Tribut an CÜNEYT ARKIN wird auch mehrfach über fahrende Autos gesprungen und beim Draufhauen die Fresse verzogen, als hätte gerade ein Eichhörnchen das Skrotum zu beißen bekommen.

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