Review

Eine junge Familie ist auf dem Weg zur Erholung im Grünen, Julia, Steven und ihr Baby Alex Young setzen zu einer kleinen Insel über, zusammen mit ihrem Freund Peter, dessen Eltern Besitzer vom abgelegenen Savage Island sind. Was für ein einfallsreicher Name besitzt schon diese Insel, Junge, Junge und für die Blitzmerker unter den Zuschauern, die das ignorieren, werden noch rasch und ohne Anlauf die ersten Hinterwäldler eingeführt, die tendenziell mehr inzestuös als vertrauenswürdig wirken. Besonders, wenn man zur Begrüßung eines derer Kinder totfährt, können die unangenehm werden, ähnliches trug sich auch zwei Jahre zuvor in Uwe Bolls "Blackwoods" zu, einer ebenso kostengünstigen Direct-To-Video-Produktion wie diese. Immerhin reichte es hier zumindest für zwei bekannte Gesichter, nämlich die der beiden Familienväter, Keith, der Papa von Peter, wird von Don S. Davis gespielt und das Familienoberhaupt der verwegenen Ureinwohner der Insel von Sean Connery Lookalike Winston Rekert. Das heißt nicht, die restliche Besetzung wäre übel, nur manche der Hauptfiguren geben halt nicht wahnsinnig viel her: Julia nimmt Pillen gegen Paranoiaanfälle (hui, da ist die in der Extremsituation aber gefährdet), Steve ist der emotionslose Langweiler (irgendwer muss schließlich einen klaren Kopf behalten und die Kastanien aus dem Feuer holen), der etwas überdrehte Peter dreht eigentlich Low Budget Filme (da wird er wissen, was mit leichtsinnigen Charakteren in solchen Filmen passiert) und sorgt für etwas Auflockerung gegenüber den verbiesterten Savages. Das Drehbuch ist nicht das eines üblichen Backwood-Streifens mit degenerierten Menschenfressern, die überraschend aus dem Unterholz ("Wrong Turn") oder hinter einem Wüstenfels ("Hills Have Eyes") hervorspringen, sondern handelt von einer verärgerten Familie, die eindringlich und in Selbstjustiz Genugtuung für ihren toten Jungen fordert, und zwar Auge um Auge, Kind um Kind. Für die atmosphärische Kulisse sorgt ein stets grau verhangener Himmel, die regnerisch-nasse Insel ist für den schlichten Look auf jeden Fall von Vorteil. Das wirkt gleich ungemütlich, statt idyllisch, der sich dort entwickelnde Plot ist recht simpel, übersichtlich doch effektiv. Die zweite Hälfte des Filmes schließlich gerät zum offenen Schlagabtausch, Freunde des subtilen oder auch spannungsgeladenen Terrors werden da nicht viel Freude dran haben. Schlimm ist das nicht, da die Terrorszenen ganz passabel funktionieren, unschön dagegen ist die deutsche Synchro, die man meiden sollte. So deppert, wie die Hinterwäldler da klingen, sind die eigentlich gar nicht, sondern eher ein wenig eigensinnig in ihren exaltierten Moralvorstellungen. Eine Nacht für das Unglück, eine Nacht für die Verfolgungen, Jagdszenen, Geiselnahmen sowie Morde und dazwischen nur ein kurzer Einschub bei Tag, es will ja auch niemand eine Rahmenhandlung, die es einfach nicht gibt, erzählen. Die vielen Nachtszenen geben der rustikalen, dunklen Stimmung einen etwas düsteren Anschein, trotz seiner billig, doch mit viel Enthusiasmus produzierten Art versteht es "Savage Island" als Backwoodtheater im Wald stellenweise ganz gut, manch unwohlige Auseinandersetzung zwischen den beiden konträren Familien hervorzubringen. Das mag auch daran liegen, dass der Film fast ohne Humor auskommt, übrigens auch ohne Splatter. Die digitalen Bildverfremdungen machen das Geschehen mal besser und mal schlechter, einen kinoreifen Film sollte man nicht erwarten.

Fazit: Keine große Sache: zwei Familien treffen beim Inselduell aufeinander und zwar ganz ohne Nettigkeiten. Ein bodenständiges Backwoodkino, doch eher für den geneigten Independent-Fan als für jeden geeignet.. 4/10 Punkten

Details
Ähnliche Filme