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Sean wird fälschlich bezichtigt, eine ganze Familie ermordet zu haben. Da die Beweise für eine Verurteilung nicht ausreichen, wird er auf freien Fuß gesetzt, doch der schlechte Ruf und die Angst, dass ihm so etwas erneut widerfahren könnte, nagen zusehends an ihm und beeinträchtigen sein weiteres Leben gravierend.
Sean hat es sich nämlich seither zur Aufgabe gemacht jede Sekunde seines Lebens auf Film zu bannen:
Handycams und Überwachungskameras begleiten ihn, egal ob er wach ist oder schläft. Sein Zuhause gleicht einem Hochsicherheitsgefängnis. Selbst zum frische Luft schnappen schnallt sich Sean eine Kamera um. Und jedes volle Tape wird mit penibler Genauigkeit beschriftet und archiviert.
Und all das nur, um nie wieder unschuldig auf der Anklagebank zu landen und jeder Zeit ein Alibi vorweisen zu können.
Neun Jahre, in denen Sean immer mehr zum gesellschaftsunfähigen Freak mutiert, gehen ins Land, als plötzlich die Polizei mit einem Haftbefehl auf der Schwelle steht. Es habe sich ein grausamer Mord zugetragen und Sean ist der Verdächtige Nummer 1. Siegessicher öffnet Sean sein Archiv, doch die Bänder des erforderlichen Tages sind spurlos verschwunden…

FREEZE FRAUME ist ein pechschwarzer Psycho-Thriller mit tiefen Einblicken in menschliche Abgründe und eine Art Geisterbahn durch paranoide Gedankengänge. Aber kein Wunder, war ja auch der Produzent des modernen Schizo-Klassiker „The Machinist“ hier wieder in der Rolle des „Big Spenders“ tätig.
Und in der Tat fallen gleich zu Beginn etliche Parallelen auf:
1.) der labile Sean – ein Freak am Rande des Wahnsinns.
Vom Weirdness-Pegel kommt der glatzköpfige Gummihandschuhträger durchaus an das Skelettmännchen Bale ran, allerdings muss man schon sagen, dass seine Filmmanie irgendwie etwas übertrieben und aufgesetzt rüberkommt.
2.) diese pessimistische „die Welt ist ein einziges Jammertal voller sinnlos vor sich hin vegetierender Bestien und es gibt nichts, was daran etwas ändern könnte…“ – Atmosphäre mit dem dazugehörigen „Düsterlook“.
Ja, dunkle Farben, versiffte, karge Kulissen und finstere Minen bestimmen den Grundton des Films. Die vielen voyeuristischen Einstellungen und Blickwinkel aus der Sicht des Überwachungssystems mit dem dazugehörigen „Hidden Camera“-Flair verleihen dem Film dann noch eine ordentliche Prise Klaustrophobie.
Und 3.) die Story… jaja, die Story, welche mich unweigerlich auch gleich zum am heftigsten anzukreidenden Kritikpunkt führt:

Achtung: SPOILERS Everywhere… Wer sich die Überraschung nicht verderben möchte, möge bitte unten weiterlesen!

Okay, die Story: Wenn ein Freak sich vollständig von der Realität abkapselt, wenn er immer mehr zum Sklaven seines eigenen Gedankenkonstrukts wird, wenn sein System dann anfängt, Risse zu bekommen, und zu bröckeln…,
…und wenn dann auch noch auf dem DVD-Cover Ähnlichkeiten zu „The Machinist“ und „Memento“ prophezeit werden,
was erwartet man dann???
Na klar: einen schizoiden Irren, der vor lauter Verdrängung völlig vergessen hat, wie wahnsinnig er überhaupt ist.
Und wie endet ein solcher Trip meistens oder immer?
Genau: Der Irre taucht aus seinem Meer aus Lügen und konstruierter Wirklichkeit auf und muss sich der Realität stellen.
Das war in „The Machinist“ so, das war in „Fight Club“ so, in „Memento“ war’s so ähnlich…

…und ist es hier in FREEZE FRAME auch so?
NNNNNNNNNEIN!!!!!!! Ist es nicht!!!
Der über alle Maßen paranoide Sean meint den ganzen Film über, dass jemand hinter ihm her ist, und dass er im Fadenkreuz einer riesigen Verschwörung steht…
…und dann stimmt das am Ende noch!!!
Aber wie Kurt Cobain bereits einst sagte: „Just because you’re paranoid, don’t mean they’re not after you.“…
Zugegeben, überraschend ist diese Entwicklung dann natürlich schon, die Aufklärung dieser Intrige fällt aber derartig unlogisch, unglaubwürdig und verworren aus, dass man, wenn die Endcredits erscheinen, ziemlich missmutig und ohne dem nötigen „Wow! Was’n geiler Film!“-Feeling vor der Glotze zurückgelassen wird.

SPOILER Ende

Ich fasse zusammen:
Optisch und technisch schlägt der Film voll und ganz in seinen Bann, die Story begeistert aber nur zur Hälfte, denn ungefähr aber der Mitte beginnt sich das im Grunde sehr gut aufgebaute Verwirrspiel auf überaus dämliche und unansehnliche Art und Weise zu entzwurreln (auf deutsch: aufzulösen).
Mit einem Schizo-Thriller nach altbewährtem Muster wäre man besser bedient gewesen. Was bleibt ist eine viel zu übertrieben dargestellte Psychose und ein Finale, das jedem Filmfan mit Köpfen Sorgenfalten auf die unterforderte Stirn zaubern dürfte.

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