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„Masashi Yamamotos düsteres Porträt einer Hand voll entwurzelter Figuren zeigt die Großstadt als einen Ort voller Gewalt, unstillbarer Sehnsucht und flüchtiger Begegnungen. Lose verbindet er die Geschichten eines pakistanischen Einwanderers, einer drogensüchtigen Büroangestellten und zweier junger Typen, die in einen Bandenkrieg geraten. Indem er an Originalschauplätzen drehte, erreichte Yamamoto einen rauen und authentischen Stil, seinen Figuren gewährt er nur kurze Momente der Ruhe, bevor der dreckige Überlebenskampf in die nächste Runde geht.“ (Japanisches Filmfest Hamburg)

Ein Ensemble-Film, der sich der SHORT CUTS-Erzählweise bedient. Mehrere parallele Handlungsstränge, die zum Teil miteinander verwoben werden, teilweise jedoch auch im Sande verlaufen.

Mit Sicherheit ist dem Regisseur Masashi Yamamoto nicht unbedingt eine optimistische Sicht auf das Leben zuzuschreiben. Sein Portrait der Großstadt erinnert nicht selten an die radikalen Werke eine Abel Ferrara oder Larry Clark. Der Stil ist düster und realitätsnah, unprätentiös und dokumentarisch. Manchmal wird (leider etwas willenlos) das 35-mm-Bild durch realitätsnähere DV-Bilder ersetzt, unterlegt zumeist durch spärliche und aggressive Musik aus dem Hip-Hop-Kosmos. Die Darsteller legen allesamt eine überzeugende Leistung ab und die Shots on location tun ihr übriges, um einen höchstmöglichen intensiven Realitätsgrad zu erreichen.

Das Problem an JUNK FOOD ist eine gewisse Überambitioniertheit. Die dargestellten Tragödien und menschlichen Schicksale sind dann doch des Guten etwas zu viel. So geballtes menschliches Elend und schockierende Momente erreichen beim Zuschauer leider nicht unbedingt eine Verstärkung des Mitleidens sondern sogar eher eine gewisse Abstumpfung, zumal die massierte Ansammlung der (z.Teil auch äußerst graphischen und blutigen) Brutalitäten teilweise etwas ins Absurde abrutscht. Darüber hinaus lässt Yamamoto einige Handlungsstränge einfach fallen, was schade ist, denn gerade diese eingeführten Personen und deren Schicksale wirken etwas normaler und hätten dem Film zu einem besseren Gleichgewicht verholfen.

Aber genug gemeckert: trotz dieser Mängel ist JUNK FOOD nämlich trotzdem allemal ein sehenswerter Film, der auch ein Blick auf das multikulturelle Japan wirft, was vielen westlichen Zuschauern eher unbekannt sein dürfte. Yamamotos nächstes Werk LIMOSINE DRIVE von 2000 spielt übrigens im japanischen Milieu New Yorks und greift das Thema JUNK FOODs wieder auf.

Da der Film auf der seinerzeitigen Berlinale lief, existiert sogar eine deutsch untertitelte 35-mm-Kopie. Ansonsten muss man wohl oder über auf die japanische DVD zurückgreifen.

Mirch Hölling (27.05.2004)

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