Review

Inhalt:

China, nach der bürgerlichen Revolution, so in den 1930er Jahren, in einem Vorort von Shanghai. Master Fang (Ching Miu aka Ching Miao) ist ein Patriarch, äußerst konservativ und herrisch. Er bevorzugt seinen spielsüchtigen, sich in Bordellen rumtreibenden, das Geld seines Vaters verprassenden und teils verhaltensgestörten Sohn Feng (Chen Hung-Lieh) gegenüber seinem rechtschaffend-besonnenen und ehrenwerten anderen Sohn, Zheng (Yueh Hua). Feng kann es sich unter der schützenden Hand seines Vaters erlauben, Li Dengyao ("Dean" Shek Tien), den Sohn des Magistraten Li (Lee Pang-Fei), zusammenzuschlagen, als er diesem eine (Betty Pei Ti) der Edel-Dirnen im Bordell ausspannen will. 

Zheng studiert Recht und Gesetz, und doch schämt sich Master Fang seines 2. Sohnes. Zheng holt seine Kusine, die bildschöne Lin Xiaohong (Shih Szu) vom Bahnhof ab. Die junge Dame hat ihre Eltern verloren, die verstorben sind. Zwischen beiden Familienzweigen gab es viel Streit und Missgunst, und so ist Master Fang nicht gerade erfreut darüber, dass Lin Xiaohong in seiner edlen Residenz Zuflucht durch den missliebigen Zheng erhält. Feng findet indes Gefallen an Lin Xiaohong, er begehrt die höchstattraktive junge Dame, die verunsichert und ängstlich ist ob dieses Interesses. Es kommt zum Missbrauch. Und Lin Xiaohong wird von Feng schwanger. 

Master Fang, äußerst konservativ in diesen Dingen, ist außer sich. Er will den Namen des Vaters wissen, als er von der Schwangerschaft erfährt, und misshandelt die Schwangere, die er brutal auspeitscht und schlägt. Zheng hatte zuvor die Residenz unter dem Druck des Vaters und des sauberen Bruders verlassen, um in Shanghai zu studieren, und weil er die Verhältnisse nicht mehr aushielt. Doch versprach ihm Hausdiener Shangen (Chin Feng), Lin Xiaohong zu schützen und zu unterstützen, wo immer es nur geht. So nimmt Shangen die Verantwortung für die Schwangerschaft Lin Xiaohongs auf sich, um weitere Gewalt zu verhindern.

Daraufhin werden beide, Shangen und Lin aufs Land verbannt, Lin gebärt einen Sohn. Feng will nunmehr den Jungen für sich, und diesen verschleppen. Es kommt zum Drama, und Shangen wird brutal von Feng getötet. Nunmehr wird Feng, der jetzt als Mörder gesucht wird, zum Banditen, der mit seiner Bande (u.a. Cheng Kang-Yeh) einen Raubzug nach dem nächsten unternimmt, und es kommt zu etlichen Morden.

Master Fang sieht endlich ein, dass er grob fahrlässig und falsch handelte. Er will nur noch einmal seinen Enkelsohn und Lin sehen, die er nunmehr als seine ´Schwiegertochter´ betrachtet. Auch der in Ungnade gefallene Zheng, der zurückgekehrt ist, wird rehabilitiert. Dann stirbt Master Fang...!

Zheng geht davon aus, dass sein Bruder nunmehr zurückkommen wird, es geht um das Erbe, um ein stattliches Vermögen. Und Feng taucht wenig später mitsamt seinen Banden-Schergen auf. Auf sie warten Zheng, sowie der Polizei-Chef (Chan Shen) und Magistrat Li mit ihren Männern. 

Es kommt zum dramatischen und brutal geführten Show-Down, zum blutigen Kampf auf Leben oder Tod!

Kritik:

Im Jahre 1973 drehte Regie-Routinier Chu Yuan für die Studios der Shaw Brothers diesen zwar zunächst einfach-solide wirkenden, aber gutklassigen, kernig-spannenden, so melodramatischen wie actiongeladenen Eastern, der die Genre- und Shaw-Fans äußerst gefällig zu unterhalten vermag. 

So wie "The Fugitive", optisch ähnlich gehalten, im Jahr zuvor unter der Regie von Chang Tseng-Chai für die Shaw Brothers entstanden (siehe mein Review auf dieser Webseite), ist "The Villains" eine rare, leider somit unbekanntere Eastern-Perle. So kommt es gar, dass dieser unterschätzte Streifen in den Listen "Shaw Brothers Martial Arts Movies" bei letterboxd.com oder rateyourmusic.com nicht enthalten ist. Eigentlich schade und unverzeihlich.

Denn es liegt hier ein schöner Eastern vor, atmosphärisch gelungen, intensiv gespielt, kohärent-flüssig (dabei tempo-anziehend und geschickt -drosselnd) inszeniert und mit harter KungFu-Fight- und Balleraction versehen. In hell-klaren Bildern, wieder mit den atmosphärischen Studio-Sets der Shaw Brothers -diesmal in einer noblen Residenz eines Patriarchen angesiedelt- veredelt, sowie -wirklich- draußen in authentisch-altchinesischer Kulisse unter blauem Himmel und südchinesischer Sonne, entstand ein gediegen unterhaltender Melo-Actioner.

Chu Yuan drehte keinen reinen Haudrauf-Film, die melodramatische Handlung um ein Familien-Drama mit zwei ungleichen Brüdern, einem herrischen Patriarchen der konservativ eingestellt ist aber die schäbigen Machenschaften eines missratenen Sohnes deckt, und einer missbraucht-geschundenen und verunsicherten, jungen Frau, steht im Zentrum dieses Streifens. Kompakt und sich verdichtend in Szene gesetzt und intensiv gespielt, kann "The Villains" überzeugen, und die kernig-harte Fightaction ist dann "nur" noch die Sahne auf dem Kuchen. Kohärent und schlüssig, muss dann alles in den unausweichlichen Show-Down, einen blutig-dramatischen Endfight münden.

Leben tut hier denn natürlich vieles von den intensiven Darstellungen der Schauspieler*Innen. Allen voran Yueh Hua, der den gesetzteren, rechtschaffenden der ungleichen Brüder mit gewisser Würde, ruhig und abgeklärt, spielt. Seine Figur erträgt viel, will alles im Guten abwickeln, doch wird er zum Handeln und zur Gewalt gezwungen, Yueh Hua spielt das konzentriert und fokussiert. 

Chen Hung-Lieh, auf den arrogant-eitlen Schmierlappen abonniert, hier übertrifft er sich in diesem Rollenbild selbst. So eitel-eigennützig, notgeil, skrupellos, eklig, brutal und abgrundtief böse und verschlagen, so unappetitlich hinterforzig, hat man selbst ihn noch nicht darstellerisch erlebt. Chen zieht da alle Register und ist ein Villain erster Güte. Höchste Intensität also auch bei diesem Darsteller.

Ching Miu (aka Ching Miao) gibt den Patriarchen, ultra-konservativ was Sexualität betrifft, aber den missraten-arroganten und skrupellos-brutalen Sohnemann protégieren was das Zeug hält, die schützende Hand über so viel offensichtlicher Boshaftigkeit noch haltend. Das muss man erst so drauf haben und bringen. Ching Miu ist da ein alter Fuhrmann der Shaw Brothers, und spult das gekonnt ab.

Chan Shen, wieder bärbeißig-ernsthaft im Spiel, Chin Feng als ´gute Seele´ die sich opfert, brutal stirbt und eine somit wichtige, die Gewalt mit motivierende Figur hier ist, "Dean" Shek Tien diesmal absolut ernst, muss sich vermöbeln lassen, Cheng Kang-Yeh als verhaltensgestörter Scherge des Villain, Wong Ching-Ho als mit all dem miesen Treiben in der Residenz überforderter Butler des Patriarchen, Li Pang-Fei als gegenüber jenem Patriarchen hilfloser Magistrat, und als Gaststar dieser Produktion die hübsche Betty Pei Ti als Edel-Hure mit kurzem Auftritt..., sie alle spielen gekonnt-solide.

Aber wer ragt darstellerisch heraus und bietet schauspielerisch die beste Performance? Shih Szu, zu jener Zeit noch blutjung und vor ihrer Zeit stehend als sie mit den Granden des Studios wie Alexander Fu Sheng, David Chiang und Ti Lung in den legendärsten Shaw-Eastern reüssierte. Als geschunden-gequälte und misshandelte Kusine der ungleichen Brüder, verzweifelt, weinerlich und doch unglaublich tapfer und sich dann resolut-bravourös gegen das Böse standhaft sich zeigende junge Dame, brilliert die bildschöne Actrice hier. Bravo Shih Szu. Ihr Spiel stützt das hier dominierende Melodramatische in diesem Eastern ungemein, intensiviert und konzentriert Shih Szu´s Spiel noch einmal das Darstellerische in diesem Film. Und sie ist unglaublich schön, hier blutjung und schon auf dem Zenit ihrer Attraktivität. Ich könnte sie vielleicht nur abweisen, wäre ich mit Pila Bossmann oder Kerstin Palzer liiert.

Bei all dem ist die KungFu- und Baller-Action "nur" die Sahne auf dem Kuchen, aber die Gewalt ist unausweichlich und kulminiert dramatisch in einem blutig-brutal geführten Show-Down. Die KungFu-Action ist hart, und in einem sehr reellen Stil gehalten, KungFu ja, die Technik ist erkennbar, aber so wird reell wie in einem Streetfight gekämpft. Immer wieder wird die KungFu-Fightaction hier eingestreut, knallharte Action. Und es wird auch viel Feuerwaffen-Action geboten, blutige Shootouts, auch hier rassige Action.

"The Villains", gediegen-routinierte und gefällige Unterhaltung, intensive Darstellungen, Melodram und satte Fightaction. Quite good!

8/10

Details
Ähnliche Filme