„Aufhänger für seinen Beat-geladenen Bildertrip ist ein Alltime-Favorit des Suspense-Genres: die Verfolgungsjagd in die Sackgasse. Aus diesem vermeintlich ausweglosen Szenario spinnt Sogo drei verschiedene Geschichten und fügt sie zu einem dichten, feinen Film zusammen.
Eine Verkettung wundersamer Absurditäten, die seine Helden von einem Albtraum geradewegs in den nächsten schleudern: Ein Mann gejagt von einer Androidin mit einer Schwäche für Musicalnummern...
Ein Killer auf der Flucht vor einem aufdringlichen Kollegen... Ein Dieb im Visier der Polizei mit einem schlechten Händchen für die Geiselauswahl...“ (Fantasy Filmfest 2004)
Sogo Ishii ist bekannt für seine Bild- und Soundcollagen, obwohl auch er im narrativen Kino durchaus zu Hause ist. In diesem Film jedoch zeigt Ishii mal wieder, dass er trotz seines mittlerweile doch fortgeschrittenen Alters so manch einem jugendlich-stürmischen Independent-Regisseur den Rang in Sachen Wildheit und Experimentierlust locker ablaufen kann.
DEAD END RUN hat keinen Bezug zum Erzählkino. Es werden drei Episoden über eine Verfolgungsjagd, die plötzlich aufgrund einer Sackgasse endet, erzählt. Ist die erste Episode lyrisch-surreal (es wird viel gesungen!!), bewegt sich Ishii mit der zweiten am nächsten an die gängigen Gangsterfilmklischees heran. Die beiden Kontrahenten stehen sich minutenlang bewegungslos gegenüber und die wackelige Handkamera erforscht mit extremen Close-ups die stoischen Gesichter. Schön gefilmt, aber ein wenig unoriginell. Dafür entschädigt die letzte Episode ausreichend, in der Tadanobu Asano einen Kidnapper gibt, der von der Polizei verfolgt wird. Realistisches wechselt mit bizarr-absurden Handlungsmomenten.
DEAD END RUN wird mit Sicherheit kein Welterfolg werden, dafür ist er zu experimentell und mit einer Laufzeit von rd. 60 Minuten nicht ins Schema der Abspielstätten passend. Interessant ist der Film jedoch allemal und erreicht in seinen stärksten Momenten die Intensität von Ishiis großen Filmen. Die Kamera zeigt grobkörnige, dynamische Bilder, wobei Handkamera dominiert, der Schnitt ist zumeist aufgeregt und aufwühlend und der Soundtrack dynamisch, modern und mitreißend.
Kein Film für die breite Masse, für Fans des modernen japanischen und des Kinos von Ishii jedoch allemal ein lohnenswertes Kinoerlebnis.
Mirco Hölling (20.08.2004)