Die Shaw Brothers sind prädestiniert für ihre Martial Art Filme. Insgesamt waren die beiden Brüder aus Hongkong für die Produktion von über tausend Filmen (!) verantwortlich. Das bedeutet es gibt mehr Shaw Brothers Filme als Italowestern. Es wäre natürlich langweilig wenn all diese Filme nur von Kampfkunst und ähnlichem handeln würden und so waren sie auch in anderen Genres einbisschen aktiv, so waren sie unter anderem auch für den unterhaltsamen Horrorfilm "Chun Fang - Das blutige Geheimnis" verantwortlich.
Man möge es kaum für möglich halten, doch die Shaw Brothers haben sich Anfang der 70er sogar dem Exploitaitiongenre zugewandt. "Bamboo House of Dolls" ist ein Lagerfilm, der allerdings nicht von den KZs der Nazis handelt, so wie die meisten italienischen Vertreter, sondern einfach nur von einem Frauenfoltercamp, dem Bambuscamp der Frauen. Regisseur Kuei Chi Hung entführt uns ins sogenannte 13th Women's Concentration Camp, ein Camp indem junge Frauen grausam gefoltert und misshandelt werden. Die Frauen werden vergewaltigt, gefesselt und anschließend von anderen Gefangenen ausgepeitscht und mittels Samuraischwert dazu gezwungen mit nackten Füßen über Glasscherben zu laufen. Die Zahl der Folterszenen ist nicht enorm, aber durchaus hoch, zumindest was die erste Hälfte des Films angeht. Die Qualität ist jedoch, ganz im Gegensatz zu der Inszenierung des Films an sich, nur teilweise gelungen. Einmal wird eine junge Frau ausgepeitscht, danach sind an ihrem Körper aber kaum Wunden zu erkennen. Ich denke jeder der "Men behind the Sun" kennt kann sich noch an die Szene erinnern bei der einer Frau die Haut von ihren vereisten Händen gerissen wird. Solche Szenen gibt es hier nicht, weshalb "Bamboo House of Dolls" auch nicht schockiert. Das soll er aber auch gar nicht. Der Film ist Exploitaition pur und soll nur der Unterhaltung dienen. Das tut er, auch wenn er nicht an die berühmten Filme der Shaw Brothers, zum Beispiel "Die 36 Kammern der Shaolin" oder "Die 13 Söhne des gelben Drachen", herankommt.
"Chun Fang - Das blutige Geheimnis" war ein Horrorfilm mit vereinzelten Martial Arts Elementen. An manchen Stellen wurde sehr deutlich das hier die Shaw Brothers am Werk waren. "Bamboo House of Dolls" ist zwar auch ein Shaw Brothers Film, bei dem man allerdings vergebens nach irgendwelchen Kampfeinlagen suchen wird. Einmal überrumpeln die Gefangenen die Wärter mit Kung Fu. Das ist natürlich sehr unglaubwürdig, denn ich kann mir nicht vorstellen das junge Frauen in einem Foltercammp Kung Fu beherrschen, die Wärter jedoch nicht und sie nur zur Strecke bringen können indem sie von ihren Schusswaffen Gebrauch machen. "Bamboo House of Dolls" ist wahrscheinlich der Shaw Brothers Film mit den wenigsten Kampfszenen, der dafür aber mit den meisten nackten Frauen aufwarten kann, was natürlich eine willkommene Abwechslung ist, auch wenn sie meist nur aufgrund der Folterungen oder Vergewaltigungen unbekleidet sind. Einbisschen Action hat auch "Bamboo House of Dolls" zu bieten, von Kampfkunst kann allerdings gar keine Rede sein, denn meistens handelt es sich um einfache Schießereien, die dafür aber gelungen sind.
Etwas ungewöhnlich ist die Besetzung der Hauptrolle. Nicht nur das wir hier eine Frau begutachten dürfen (was in Shaw Brothers Filmen ja nur äußerst selten der Fall war), Birte Tove stammt zudem nicht aus Asien sondern aus Europa, Dänemark um genau zu sein. Es ist mir schleierhaft wieso Jennifer ausgerechnet von einer blonden Dänin gespielt wird. Das macht aber auch gar nichts, denn für Exploitaitionverhältnisse spielt sie ganz gut, ebenso wie alle anderen Darsteller. Viel wird ihnen natürlich nicht abverlangt. "Bamboo House of Dolls" ist halt ein Exploiter und solche funktionieren, wenn sie funktionieren, auch ohne gute Darsteller oder eine richtige Story. Meist wird nur grundlos gefoltert und diese Folterszenen sorgen dann dafür das der Film unterhält oder nicht. Trashig, so wie "Ilsa", ist "Bamboo House of Dolls" nicht.
Ich bin kein großer Fan von Exploitaition. "Das Bambuscamp der Frauen" ist mit Sicherheit auch nicht mein neuer Lieblingsfilm, ist aber immerhin unterhaltsamer als die meisten Lagerfilme aus Italien. Leider ist der Film mit seinen 106 Minuten etwas zu lang. Bei dem 1. Fluchtversuch der Frauen aus dem Lager hätte sich Kuei Chi Hung beispielsweise etwas kürzer fassen können. Der spektakuläre 2. Fluchtversuch mit dem Auto kann sich dafür aber sehen lassen.