Dan (James Marsden) geht mit Tom (Scott Speedman) nach einem Kneipenabend in dessen Wohnung in der Hoffnung auf einen One-Night-Stand. Zwar irritieren ihn die Fragen nach Sicherheit oder nach der Anzahl der gevögelten Männer, aber erst als Tom ihn überwältigt und an einen Stuhl fesselt merkt er, dass diese Fragen einen Sinn hatten. Tom macht Dan für den Tod seiner Frau verantwortlich. Er nimmt ihm Blut ab um einen HIV-Test durchführen zu lassen. Ist dieser positiv, so wird Dan sterben. 2 Männer und einen Stuhl (bzw. ein Sofa), mehr braucht es nicht für ein ziemlich spannendes und dramatisches Kammerstück. Durch den dramaturgischen Kniff von kurzen Rückblenden werden die ersten zwei Drittel des Filmes immer wieder spannend gehalten, während das letzte Drittel, bei dem die Hintergrundgeschichte dann mittlerweile geklärt ist, durch seine eigene Dynamik lebt.
Entscheidend ist hier auch nicht das gelegentliche Aufflackern von Gewalt oder die Entführung an sich, entscheidend ist hier das Aufblättern der Psychen der beiden Protagonisten. Beide leben ihre Lebenslügen, beide haben sich in ihrer Existenz eingerichtet, und durch das Duell werden beide gezwungen sich mit ihren jeweiligen Illusionen auseinanderzusetzen.
Tom wäre gerne Archäologe geworden, hat es aber nur bis zum Koch geschafft. Warum wird nicht wirklich klar, aber es fehlte wohl der Mut einen anderen Weg als die Masse zu gehen. Als Dan ihm erklärt, dass nicht unbedingt er seine Frau mit dem HIV-Virus angesteckt haben muss, sondern die Ansteckung auch andersherum gelaufen sein kann, bricht eine Welt ihn im zusammen. Dans Leben hingegen ist eine einzige Lüge. Er lügt so permanent, dass er seine Scheinwelt für bare Münze hält und auch wirklich sicher ist erst mit 6 bzw. 7 Männern geschlafen zu haben. Tom bricht dieses Lügengebäude Stück für Stück auf, kann Dan damit aber nur leicht verunsichern. Zu stark ist das Fundament der Einbildung. Dan LEBT seine Lügen.
Klar ist, dass es hier ohne gute Schauspieler nur Langeweile geben kann. Und überraschenderweise sind beide Jungstars wirklich hervorragend. Scott Speedman gibt absolut überzeugend den zerbrochenen Ehemann, der sich die Schuld am Tod seiner Frau gibt und eigentlich nur noch vor sich hinlebt, und James Marsden ist der perfekte Bobby Brown – jung, gutaussehend, Filmproduzent, schwul, und verantwortungslos. Man hätte sich einen Roman Polanski als Regisseur gewünscht, der das Psychoduell noch besser hätte ausreizen können, die Spitzen noch besser hätte herausarbeiten können. Aber auch so ist The 24th Day definitiv kein Wohlfühlfilm, ich hatte dauernd das Gefühl das etwas an mir kratzt und schabt, und nach dem Film blieb entsprechend ein ziemliches Unwohlsein übrig. Wer Filme wie Death and the Maiden oder Carnage mag darf auch hier unbesorgt frösteln.