Der Horrorsommer 2004 war in Südkorea nicht gerade vom Erfolg gekrönt. Neben "The Doll Master" enttäuschte auch "Face" am Box-Office und erst später im Jahr kamen so erfolgreiche Filme wie "R-Point" oder "To Catch A Virgin Ghost" in die Kinos. Letzterer eigentlich auch eher eine Geisterkomödie.
Warum locken aber so routinierte Streifen noch nicht einmal 500.000 Besucher in die Kinos?
Der Grund ist wohl bei allen Flops des Horrorsommers 2004 identisch ; die Drehbücher sind einfach nicht mehr innovativ sondern verwursten bekannte Schemata immer wieder neu. Damit kann man, wenn auch solide und gut produziert, kein schnelles Geld mehr verdienen und somit droht das asiatische Horrorkino im Mittelmass der Wiederholung zu versinken. Ständig die ach so bedrohlichen Geistermädchen mit langen glatten schwarzen Haaren ; ständig die Erscheinungen im Spiegel auf die man schon beim Schauen des Films Wetten abschliessen kann ; und ständig der aus dem Hut gezauberte Überraschungstäter am Ende des Films, das alles erscheint wie ein schlechter Krimi in dem der Gärtner auch immer der Mörder war.
Wann schneidet diesen Geistern irgendjemand mal die Haare ab oder färbt sie zumindest mal blond?
Jede kleine Veränderung des Ablaufs dieser Filme wäre ein Pluspunkt.
Eine berechtigte Frage wäre natürlich jetzt, weshalb ich beiden Filmen dennoch 6 Punkte gegeben habe. Die Begründung im Fall von "The Doll Master" steht im entsprechenden Review und auch im Fall von "Face" verhält es sich ähnlich. Der Film ist einfach grundsolide gemacht, die Bilder stimmen absolut und die Schauspieler sind passabel ; daneben ist die Story nicht wirklich schlecht, nein sie wird nur schlecht verarbeitet und wie schon gesagt halt routiniert verwurstet.
Man muss es mal in aller Deutlichkeit sagen, aber das südkoreanische Kino produziert erstaunlich wenig wirklich schlechte Filme. Auch "Face" kann man sich problemlos anschauen und fühlt sich trotz aller Kritik sehr gut unterhalten ; es war nur mal deutlich innovativer und mutiger und vor allem besser nicht nur im Horrobereich. Ich denke nur an die unzähligen "Sassy Girls" des asiatischen Kinos, die in ähnlich routinierter Form den Bildschirm bevölkern. In diesen Bereichen wird es zu einer Art Erneuerung kommen müssen.
Die Geschichte von "Face" ist schnell erzählt, der Film beginnt mit einem Mord in einer Art Pathologie. Es wird ein Organ entnommen und tiefgekühlt, Personen sieht man nicht, aber man weiss schnell es dreht sich um Organhandel. Die Bereitschaft des ursprünglich noch lebenden Opfers sein Herz zu spenden war dabei äusserst gering.
Dann lernt man Lee Hyeon-min ( gespielt von Shin Hyeon-jun ) kennen. Dieser reicht bei seinem Arbeitgeber die Kündigung ein, begründet dies wohl mit privaten Sorgen wird aber vehement um ein Umdenken gebeten. Lee rekonstruiert aus Schädeln die Gesichter der Toten und ist ein wichtiger Mitarbeiter seines Instituts und in einer gerade laufenden Mordserie eigentlich nicht zu ersetzen.
Allerdings kümmert er sich liebevoll um seine kleine Tochter. Nach dem Tod seiner Frau ist sie seine Familie und nach einer Herztransplantation gesundheitlich nicht stabil. Der aufmerksame Zuschauer realisiert sofort den Zusammenhang zwischen der Transplantation der Tochter und dem entnommenen Organ zu Beginn des Films und ist auch auf der richtigen Spur.
Die Schädel der Toten allerdings sind die wichtigsten Hinweise der Polizei ; der Täter löst wohl die gesamten Körper der Toten in Säure auf und die Identifizierung geht nur über die Gesichtsrekonstruktion. Und wieder fragt der aufmerksame Zuschauer sich warum blos löst der Täter die Körper in Säure auf und ist wieder auf der richtigen Spur.
Nachdem Lee seine Arbeit aber selbst zuhause nicht wieder aufnehmen will, taucht die junge Nachwuchskraft Jeong Seon-yeong ( gespielt von Song Yun-ah ) bei ihm auf und bringt den neuesten Schädel gleich mit. Auch sie beschäftigt sich mit dieser Art von Arbeit und will zusammen mit Lee an dem Schädel arbeiten. Dieser ist nicht begeistert und lehnt ab, wird aber von der Sekunde an von einem Geist verfolgt und gequält. Auch seine Tochter scheint diesen Geist zu sehen bzw. damit im Zusammenhang zu stehen. Es scheint als ob der Geist ihn zu seiner Arbeit zwingen will und schliesslich gibt Lee dem Druck nach und macht sich zusammen mit seiner neuen Kollegin an die Rekonstruktion des Schädels. Und schon wieder hat der aufmerksame Zuschauer eine Ahnung warum der Geist das wohl wollte...
Ganz so einfach und gradlinig ist der Film am Ende dann aber doch nicht, ein netter Twist am Ende sorgt für den Aha-Effekt und der Geist sorgt für die Gruselmomente dazwischen. Alles schon gesehen und routiniert und bildhaft schön in Szene gesetzt.
"Face" bringt uns nichts Neues sondern verpackt Altes und Bekanntes in erwarteter südkoreanischer Perfektion. Den Film kann man sich einmal anschauen, dann macht es Spass und ab und an gruselt es auch mal. Somit sieht man Durchschnittsware die von routinierter und handwerklich gekonnter Inszenierung auf 6 Punkte gehoben wird.