Du meine Güte was hat dieser Film Charme. Hier kommen alle hoffnungslos romantischen Nostalgiker voll auf ihre Kosten und schwelgen in wunderschönen Bildern und einer bittersüssen Geschichte. Der Charme des Films kommt aber nicht nur durch seine reizvolle Bildersprache, sondern vor allem durch seine Hauptdarstellerin zustande. Die reizende und brillante Jeon Do-yeon darf man hier in einer Doppelrolle bewundern und was sie darstellerisch auf den Bildschirm zaubert, ist schon aufrichtige Bewunderung wert.
Leider lässt der Film bei der Story selber etwas federn und so gibt es am Ende nur knappe 8 Punkte, dennoch sollte jeder mit einer Vorliebe für Herzschmerz und stille ruhige Bilder unbedingt einen Blick riskieren ; er wird reich belohnt.
Es geht um eine durchschnittliche koreanische Familie. Die Eltern irgendwo Mitte 50 Anfang 60 und die Tochter auf dem Weg in die Unabhängigkeit. Noch allerdings wohnt Kim Na-young ( gespielt von Jeon Do-yeon ) bei ihrer Mutter Yeon-soon ( gespielt von Ko Du-shim ) und ihrem Vater Jin-kook ( gespielt von Kim Bong-gun ) in einer kleinen Wohnung. Der Vater arbeitet wie auch seine Tochter auf einem Postamt und die Mutter verdient das Geld in einem öffentlichen Bad als Masseuse. Schnell wird klar, dass die Familie von ihrem einfachen und freudlosen Leben erdrückt wird. Der Vater hat resigniert und sitzt meist nur stumm vor dem Fernseher, wird von seiner ständig fluchenden und spuckenden Frau als erbämlicher Versager gesehen. Die Mutter selber scheint verbittert und vom Leben enttäuscht ständig nur auf der Jagd nach Geld zu sein. Kim Na-young verzweifelt still und heimlich an dieser lieblosen Situation und kann sich an kaum einen Moment des Glücks erinnern.
In dieser Situation hat sie die Möglichkeit eine Reise nach Neuseeland zu unternehmen. Sie scheint fest entschlossen diese Möglichkeit zu nutzen, doch alles kommt anders als sie erfährt dass ihr Vater schwer erkrankt ist und am Vorabend ihrer Abreise plötzlich verschwindet.
Von ihrem Onkel erfährt sie den möglichen Aufenthaltsort des Vaters ; dieser vermutet ihn an dem Ort an dem die beiden Elternteile sich kennen und lieben gelernt haben, eine kleine und wunderschöne Insel weitab vom Festland. Für den Zuschauer unerwartet reist Kim Na-young ihrem Vater nach und gerät auf der Insel in eine Art Zeitschleife. Sie wird zurückversetzt und steht bei ihrer Ankunft ihrer jugendlichen Mutter ( ebenfalls gespielt von Jeon Do-yeon ) gegenüber. Sie bekommt die eigentlich unmögliche Gelegenheit, die Liebesgeschichte zwischen ihrer Mutter und dem örtlichen Postboten Jin-kook ( als junger Mann gespielt von Park Hae-il ) mitzuerleben.
Der Beginn einer reizenden und für Kim Na-young lehrreichen Zeitreise.
Die Ausgangsidee ist wie schon gesagt ungewöhnlich und birgt ein grosses Potential. Die bildliche Schönheit und charmante Umsetzung gelingt dem Regisseur Park Heung-Sik auch eindrücklich, nur die filmische Erklärung bestimmter Punkte wird vollkommen ausgelassen.
Zu keiner Zeit wird der Wandel beider Elternteile richtig erklärt oder nur ansatzweise kausal angedeutet.
Wie konnte ein solch starker und lebensfroher Mensch wie Jin-kook blos so resignieren? Aber wie konnte eine ebenso fröhliche und positive, ja richtig liebenswerte Yeon-soon zu einer solchen Mutter werden?
Auf diese Fragen gibt es keine Antworten ausser die, die unsere Fantasie uns bietet. Vom Leben enttäuscht und verbittert erscheint mir noch am plausibelsten ; beide starteten mit viel Hoffnungen und hohen Erwartungen in die gemeinsame Zukunft und beide scheinen an der Realität zerbrochen zu sein. Dieser Weg der beiden in das "Heute" bleibt für den Zuschauer dunkel, man erfährt nur das "Damals" und das passt so überhaupt nicht zusammen.
Die kindlich naive und umwerfend liebenswerte Yeon-soon bezaubert geradezu den stets hilfsbereiten Postboten Jin-kook. Er bringt ihr das Lesen und Schreiben bei, kauft ihr die Schulbücher und wird so eine Art "Lehrer" für sie. Sie blüht durch seine Zuneigung und Fürsorge regelrecht auf und angelt sich den begehrten Junggesellen damit.
Diese Abschnitte des Films sind die bildersprachlich schönsten und gelungensten, als Zuschauer kann man schmunzeln und sich zurücklehnen und einfach geniessen.
Wenn der Film am Schluss in das "Heute" zurückkehrt, bleiben zwar viele Fragen unbeantwortet doch Kim Na-young wird ihre Eltern mit anderen Augen sehen. Vielleicht soll das auch nur die nostalgisch verklärte Botschaft des Films sein ; seine Eltern möglichst noch vor dem Sterbebett mit anderen Augen zu sehen und sich an ihnen zu erfreuen solange es sie noch gibt.
Für Freunde dieser sanft-romantischen Töne sei dieser Film dringend empfohlen ; neben einer wirklich grandiosen Jeon Do-yeon, die in einem Film mehr Facetten aufleuchten lässt als andere Schauspielerinnen in ihrer ganzen Karriere, bekommt man einen Film mit zwar deutlich narrativen Defiziten, doch einer Bildersprache die alle Defizite für knapp 2 Stunden vergessen lässt.