Stellen Sie sich vor, der Präsident der Vereinigten Staaten erleidet einen Schlaganfall, ist nicht mehr in der Lage, sein Amt auszuführen, weshalb er durch einen Doppelgänger ersetzt wird – und im Volk merkt’s keiner! Diese amüsante Fiktion spielt „Dave“ durch, in dem ein Jobvermittler (Kevin Kline) für einige Zeit den Präsidenten doubeln darf und dabei eine bessere Figur macht als das Original. Dadurch erhält die Komödie einen satirischen Hintergrund, da sich der US-Präsident als mürrischer Egoist entpuppt, der Obdachlosenheime nur bezuschusst, wenn es seinem Ruf gut tut und der mit seiner Frau (Sigourney Weaver) schon lange nicht mehr spricht, sie sogar laufend mit Sekretärinnen betrügt. Ranghöchste Mitglieder des Beraterstabes entpuppen sich als korrupt, alles Seitenhiebe auf die amerikanische Regierung.
Trotzdem ist „Dave“ keine bissige Satire, sondern vielmehr leichte Unterhaltung, die leider etwas spärlich in Schwung kommt und selbst dann nicht richtig packend ist. Die Prämisse ist zwar höchst interessant, leider vermisst man aber die Spannung, die kurz gegen Ende hin aufflammt, als der Stabschef mit all den Skandalen des US-Präsidenten auspackt, aber insgesamt ist das zu wenig, vor allem weil dies kein Film ist, in dem pausenlos Schenkelklopfer geboten werden, sondern eher leiser Humor vorherrscht. Die aufflammende Liebe zwischen Dave und der First Lady ist leider zu vorhersehbar, als dass sie einen wirklich mitreißt.
Kevin Kline ist ohne Frage die Idealbesetzung, sowohl was den Präsidenten als auch den Kleinunternehmer Dave angeht. Ab dem Einsatz als Präsidenten hat er die Sympathien stets auf seiner Seite. Ansonsten ist „Dave“ recht prominent besetzt, mit Sigourney Weaver als First Lady, Ben Kingsley als Vizepräsidenten und Ving Rhames als Secret-Service-Agenten. Zudem sind zahlreiche selbstironische Gastauftritte zu bewundern, unter anderem diverse amerikanische Talkshowgrößen, Arnold Schwarzenneger und Oliver Stone als Verschwörungstheoretiker.
„Dave“ ist trotz Schwächen in der Spannungskurve und leichter Anlaufschwierigkeiten einfach zu sympathisch, als dass man ihm böse sein könnte. Seichte Unterhaltung für zwischendurch, trotzdem mit leiser Kritik an der amerikanischen Führungsspitze versehen.