E TANTA PAURA ist nach LA TARANTOLA DEL VENTRE NERO der zweite Thriller von Regisseur Paolo Cavara. Der Film ist zwar kein reinrassiger Giallo im engeren Sinne, aber dafür ein durchaus sehenswerter poliziesco mit starkem Giallo-Einschlag.
Im Mittelpunkt steht tenente Gaspare Lomenzo (Michele Placido) der Milaner Polizei, der mit einer immer größer werdenden Zahl von Leichen zu kämpfen hat, die alle mit Illustrationen aus dem "Struwelpeter" geschmückt wurden. Durch seine Bekanntschaft mit Pietro Riccio (Eli Wallach), dem einflußreichen Leiter einer Privatdetektei, der scheinbar alles und jeden elektronisch überwachen lässt, und seine neue Freundin Jeanne (Corinne Clery) kommt er schon bald den nicht wirklich geheimnisvollen "Freunden der Fauna" auf die Spur. Dabei handelt es sich um Reiche, die in der Villa eines gewissen Hoffmann (John Steiner) Partys der etwas anderen Art gefeiert haben. Schnell stellt sich außerdem heraus, dass auf einer dieser Partys die Prostituierte Rosa Catena gestorben ist ...
Gaspare: "Bevor ich schlafen gehe, mache ich normalerweise Liebe".
Jeanne: "Ich auch".
Ja, ja, die 70er Jahre. Die gute alte Zeit. Freie Liebe mit Models aller Hautfarben, Rauchen ohne ein schlechtes Gewissen und das alles in bella italia ... schade, dass ich damals noch nicht geboren war. Aber zumindest kann man mit Filmen wie diesem hier noch etwas vom Zeitgeist jener Epoche atmen. Und das ist für mich der größte Pluspunkt an E TANTA PAURA. Als Thriller funktioniert das Ganze trotz des einigermaßen interessanten Endes nicht so recht. Obwohl die Morde recht drastisch - aber ohne den Giallo-typischen ausladenden Voyeurismus - dargestellt werden, obwohl der Sleaze-Pegel definitiv im grünen Bereich gehalten wird und obwohl auch die Action nicht völlig fehlt, so richtig thrillen tut's nicht. Die wichtigen Hinweise fallen Lomenzo mehr oder weniger von allein zu, Beziehungsprobleme und Ähnliches nehmen immer wieder Fahrt aus dem Plot und der "Märchenmörder" kann sich einfach nicht effektiv genug im Film entfalten. Schöne Aufnahmen von (mir) unbekannten Ecken Mailands, witzige Dialoge zwischen Lomenzo und anderen Polizeibeamten und Einblicke in das Sittenleben der Zeit können diese Mängel nicht vollständig ausgleichen. Aber ...
Wer am italienischen Kino der 70er, dem Giallo oder dem Polizei-Film interessiert ist, kann hier durchaus einen Blick riskieren. Denn E TANTA PAURA ist zwar ein etwas eigenwillig inszenierter Thriller, weiss aber mit einem starken Michele Placido, ordentlicher Kameraarbeit und vielen Giallo-Anteilen zu überzeugen. Einzig die Musik ist dann doch etwas enttäuschend.