Abteilung ölige Sandalenhelden und spärrige Sperrholzkulissen
Wenn ein muskelbepackter Held namens Herakles an Land einer dürrigen Wüste gespült wird, sollte der Ärger nicht weit entfernt sein, doch zum Glück lauert dort gerade immoment die Karawane des grössten Wüstenherrschers Azur mitsamt seiner liebevoll bildhübschen Tochter Virna. Da bleiben mitunter Zärtlichkeiten nicht aus und der olle Held wird putzmunter fein gestriegelt, woraufhin er wieder in der Wüste alleingelassen wird. Der weitere Verlauf des Filmes sollte klar sein, hat sich Herakles doch tatsächlich in die Königstochter verliebt. Gut dabei, dass die ihren Ring im Sand liegengelassen hat. Also los auf die Reise um sie wieder zu sehen, doch dabei kreuzt er den Weg des Nomadenchefs Khar, der frohlocket verkündet wie boshaftig Azur doch ist. Die beiden Parteien hassen sich übel aufs Gemüt, und nun zieht Herklas schon wieder los um diesen Streit zu schlichten. Gesagt getan und dann ist auch alles wieder im Lot, doch Virna wurde von bösen Mächten entführt, die tatsächlich für die wilden Räubereien in der Wüste zuständig waren. Die Suche führt Herakles und Khar zu Atlantis, die einst verschollene Stadt. Werden sie das böse Untergrundvolk aufhalten können?
Warum sich meine Inhaltsangabe so reichlich putzig und detailiert anhört und dabei schon ziemlich naiv klingt, hat wohl seine Gründe, denn Kampf um Atlantis ist ein, leider leicht in Vergessenheit geratener Sandalenfilm jener Epoche, in der sich muskulöse Ultrahelden durch naive Drehbücher und dolle Kulissen boxten. Das naive Drehbuch wird dabei schon allzu sehr am Anfang deutlich, denn warum nur Herakles an Land gespült wird und keiner der anderen nach seinen Umständen fragt, bleibt ein Rätsel, ist sobald auch Wurst, denn die erste Schlacht nach reichlich Süssholzraspeln ist nicht fern.
Was der italienische filmfilmende Abenteuer und Actionfilmregisseur Alfonso Brescia, dessen Filmographie eher aus recht unbekannten und solidetypischen Filmchen besteht, hier inszeniert, mag zwar bisweilen ähnlich solide und typisch erscheinen, vermag aber für den auf unfreiwillig komische Aspekte fixierte Trashfan ein reiner Augenschmaus sein. Nicht nur, dass die Darsteller im Schnitt reichlich oft dumm aus der Wäsche schauen und dabei unbeholfen schwülstig vorsichherreden, verläuft das Ganze noch in düstere Gefilde. Welch Omen und altertümliches Aberglaube, befinden sich doch tatsächlich Geister in dieser sagenumwobenen agyptischen Wüste. Den Horrorgeneigten Allesseher, der sich diesem Abenteuer hingibt, wirds freuen, denn Brescias recht distanzierte Kameraarbeit sorgt gerade in solch beklemmend wirkenden Szenen für reichlich Atmosphäre, wenn auch ungemein charmant und pseudogruselig. Fuppes hin oder her, denn gewisse Einstellungen, vorallem in jenen Szenen, in der Brascia minutenlang das selbse statische Bild einblendet und seinen Helden entweder auf die Kamera zulaufen oder weggehen lässt, vermittelt die ellenlang, einsame Weite dieser düsterbösen Wüste. Das wirkt bisweilen sehr kühl und ist auch irgendwo herrlich originell.
Bis wir in Atlantis mit unseren Protagonisten angekommen sind, vergeht reichlich Zeit, doch die Zeit dorthin wird recht wacker gefüllt mit herrlich doofen Szenen, was jedem Fan billiger Klopper erfreuen wird. Billig gehts auch in Atlantis weiter, denn die Unterwasserstadt, die in dem Gebirge der Toten und Geister liegt, ist ein emporragendes Schlossgebäude reichlich offensichtlich verpflanzt in der Einöde der Wüste und auch leicht zugänglich. Muss es ja auch, denn anders würden die beiden ja nicht den sobald Speereaufrichtenden Atlantisdamen begegnen, die die Beiden erstmal in den Kerker schmeissen. Von Wasser und sonstigem Merkmalen die auf eine Unterwasserstadt schliessen könnten, fehlt weiterhin jede Spur, nur die blau - grünen Bikinikampfrüstungen der Damen sorgen da frischnasse Verweise. Was solls, der nächste Hammer kommt bestimmt, denn Virna, der Grund dieser Reise, ist nun ummanipuliert und dient sogar als willenlose Reinkarnation einer Gottheit dieses Volkes, dessen Königin 1000 Jahre lang in aller Ewigkeit regiert.
Zombiethematik wird da ebenfalls aufgefahren, denn der böseevilmäßige Herrscher von Atlantis macht seine toten Soldaten zu willenlose Sklaven, die er auch putzmunter goldene Geister nennt. Die erinnern irgendwie an White Zombie Zombies, bloss das sie in ihren neonblauen Ganzkörperstramplern und ihrem goldenen Taint aussehen, wie die erwachsene Form der Teletubbies. Das weitere Ziel sollte klar sein, ausbrechen, Virna wieder normal machen und dieses böse Volk zerstören.
Man kann das Ganze schon recht als Anlehnung auf Hitlers Germania beziehen, wenn man das denn soweit möchte, denn hinter all der bösedüsteren Grundstimmung lauert an jeder Ecke ein weiterer Lacher. Warum zb. vergiften die beiden wolllustigen Atlantisamazonenkriegerinnen auch die Tränke der beiden Helden, wenn sie denen doch helfen möchten? Situation sieht wiefolgt aus: Helden sitzen vor Herrscher und ReinkarnationsmanipulationsVirna und kriegen Getränk angeboten, zwei Sklavenamazonen tuscheln und geben was ins Getränk, alle schlafen sanft ein, Amazonen schleppen die beiden weg, warten bis wiedererwacht, wollen zur Flucht verhelfen, doch die anderen zur gleichen Zeit erwacht und kommen den beiden auf die Schliche. Amazonen tot, Helden wieder im Kerker. Wer Logik dabei sucht, ist falsch, genauso wie auch in dutzend anderen Szenen, aber da will ich freilich nicht zuviel verraten. Happy - End gibts natürlich...
Fazit:
Durchweg solides, zeitgenössisch typisches Sandalenepos mit dem Vorteil des recht unfreiwilligen Trashstempels. Scifi - Zombiefantasyabenteuer mit reichlich doofen Szenen, daher aber viel Unterhaltungspotenzial. Ein Kuriosum in der unzähligen Liste immergleicher, seriösbiederer Italoabenteuer. Für Fans billiger Sperrholzkulissen und Genreverschmelzunger in jeder Extreme ein Fest, vorallem wegen der ollen Kämpfe und der kreativen Kostüme. Schlichtweg gut...
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