Review

Eine Familie im Schockzustand: Der ältere Bruder, erfolgreich, gut aussehend und allgemein beliebt, begeht Selbstmord. Während der Vater (Jeff Daniels) beinahe daran zerbricht, geben sich Mutter (Sigourney Weaver) und jüngerer Bruder (Emile Hirsch) gegenseitig Halt, um über den unfassbaren Verlust hinwegzukommen. Zwischen Partys, dem Schulalltag und der schwierigen häuslichen Situation kommen sie sich immer näher, bis endlich lange gehütete Geheimnisse gelüftet werden.

"Imaginary Heroes" zeichnet sich durch seine stille Zurückhaltung aus, mit der er die psychische Extremsituation darstellt, mit der die Protagonisten umzugehen versuchen. Dabei gelingt es ihm jedoch, nicht zum reinen Trauerspiel zu werden: Intensive Szenen des innerfamiliären Zusammenbruchs - etwa wenn alle am Esstisch sitzen und der Vater in blinder Wut verlangt, auch für den Verstorbenen weiterhin zu kochen - wechseln sich mit den Jugendeindrücken von wilden Partys, erster Liebe und schulischer Gewalt ab. So entsteht ein facettenreiches Bild des alltäglichen Lebens auch nach einer solchen Katastrophe - außerdem wird die tiefe Apathie der Hauptfiguren immer wieder durch humoristische Einlagen durchbrochen. So verbinden sich hier Form und Inhalt elegant zu der zentralen Aussage, dass das Leben stets weitergeht, ganz egal, welch furchtbare Ereignisse über einen hereinbrechen.

Leider zieht sich der Film in der zweiten Hälfte ein wenig in die Länge. Das liegt vor allem daran, dass das Drehbuch mit fortschreitendem Verlauf den einen oder anderen Schicksalsschlag zu viel über die Familie kommen lässt: Da sind Krebserkrankungen, Affären und nichteheliche Kinder Themen, die die Ausgangssituation scheinbar in den Hintergrund zu drängen versuchen, ohne dies freilich zu schaffen. Hier bestätigt sich eindeutig, dass weniger mehr gewesen wäre.

Nichtsdestotrotz überzeugt das sensible Drama durch seine düstere, aber niemals hoffnungslose Inszenierung, intelligente und feinsinnige Dialoge, die starken, äußerst nuancierten Darstellerleistungen und eine berührende Schlusssequenz, die sogar in etwas Ähnliches wie ein Happy End mündet. Insgesamt also ein sehenswerter, psychologisch tiefgründiger Film über die Verarbeitung furchtbarer Verluste.

Details
Ähnliche Filme