„Driven“ ist ein Wunschprojekt Sly Stallones, an dessen Drehbuch er fast 6 Jahre geschrieben hat. Genützt hat es aber nichts, denn herausgekommen ist nur eine abgewandelte Version seiner „Rocky“-Idee, welche ebenfalls mit hölzernen Dialogen aufwartete, dafür aber gute Schauspieler zu bieten hatte. Vielleicht hätte Stallone, der während der letzten Jahre wegen des Films bei jedem erreichbaren Formel 1 Rennen zu sehen war, sich mal die Rennen ansehen sollen, anstatt sich mit den Boxenludern zu vergnügen. Vielleicht wäre dann das Rezept „Wenn ich keine guten Rollen mehr kriege, schribe ich mir selber welche“ auch aufgegangen. Aber nur vielleicht...
Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die drei Fahrer Joe Tanto, Jimmy Bly und Beau Brandenburg. Zu Beginn der neuen Saison entbrennt zwischen dem Rookies Jimmy Bly und dem Meister Beau Brandenburg ein Duell um die Meisterschaft, welches Brandenburg scheinbar für sich gewinnen kann. Doch dem jungen und etwas labilen jungen Jimmy wird der gealterte Pilot Joe Tanto zur Seite gestellt, um ihn aufzubauen. Na, wenn das nichts ist...
Wer hier aber nun Rennfahrerdramatik ala „Days of Thunder“ erwartet, bekommt die Enttäuschung mit der Holzkeule serviert. An statt sich auf den Sport zu konzentrieren werden viele hübsche Subplots heruntergespult, die in etwa so interessant wie eine GZSZ-Folge sind. Da verlässt Sophia ihren Beau, um schon bald mit Jimmy auszugehen, später aber wieder zu Beau zurückzulaufen, der sich erst mit Jimmy streitet, um dann sein bester Freund zu werden. Mittendrin der gute Tanto, der als einziger mit Beau quasselt, weil der so böse ist und nebenbei Jimmy helfen will. Der will aber gar keine Hilfe, da der sich nunmal frisch verknallt hat. Ein ehrgeiziger Manager verheizt seinen talentierten Brüderchen, ein altgedienter Fahrer schnüffelt Comebackluft und ein grießgrimmiger, rollstuhlfahrender Teamchef wird für den Erfolg völlig skrupellos. Man könnte endlos so weiter machen und noch von Tantos Ex (eine herrlich heruntergekomme Gina Gershon, die wie eine Edelnutte durch den Film schleimt) und anderen herrlichen Klischees erzählen, aber ich möchte heute noch fertig werden. Die einzige Erkenntnis die man aus dem Film gewinnt, ist die, dass alle Fahrer im Grunde nur arme Schweine sind und von ihren Managern und Teamchefs nur mißbraucht und im Stich gelassen werden, um am Ende doch noch zusammenfinden, damit im Staate U.S.A. Friede, Freude, Eierkuchen vorherrscht.
Schauspielerisch wird einem dabei auch nicht viel geboten. Sly wirkt im Film oft so, als würde er zufällig mal die Dreharbeiten besuchen und dabei alte Freunde wieder treffen, während Kip Pardue als Jimmy Bly, wohl geradeweg von den „Backstreet Boys“ weggecastet wurde. Das Estella Warren kein schauspielerisches Talent besitzt, ist seit „Planet der Affen“ bekannt, denn auch hier watschelt sie wie ein „frisch geficktes Eichhörnchen“ (Gruß an Moonshade ;-)) durch das Bild und präsentiert ihre Schmolllippen. Til Schweiger gibt ganz in rot unseren arroganten, deutschen Schumiersatz ab, bekam aber trotzdem keine Kinnprothese angeschraubt. Burt Reynolds darf im Rollstuhl herrlich unsympathisch durch den Film rollen und sieht wie frisch aus der Retorte entlaufen aus: Perücke, gezupfte und gefärbte Augen, braungebrannt. Über die winzigen Cameoauftritte (wenn man es denn mal so nennen darf) von unserer Blubbtante und der Technoträllermeise möchte ich kein weiteres Wort verlieren, da sie eh nur eine Sekunde im Bild sind und man die Szenen locker im Schneideraum verrotten hätte lassen können.
Wenn man mal Glück hat und zwischen den ganzen Beziehungsgesülze mal Rennatmosphäre schnuppern kann, ist dies meist nur von kurzer Dauer. Maximal zwei oder drei Runden werden mal von einem Rennen gezeigt, in denen dann die beiden Kontrahenten um die Wette fahren. An sich eine interessante Sache, wenn man das spannend inszeniert hätte. Da man aber die Rennszenen bei 30 km/h aufnahm und später schneller ablaufen ließ, herrscht ein Sturm im Wasserglas vor. Solche Tricks oder die Verwischeffekte hat man bei „The Fast and the Furious“ übrigens auch genutzt und weitaus besser hinbekommen.
Sollte man mit den realistischen Möglichkeiten am Ende sein, wird einfach mal „Grand Prix 3“ ausgepackt, um die Boliden möglichst spektakulär gegen Wände fliegen zu lassen, während sich die Karosse in der Luft in alle Einzelteile zerlegt und in alle möglichen Richtungen fliegt. Mal darf man diesem Treiben in Zeitlupe, dann wieder in Echtzeit und später wieder in Zeitlupe verfolgen, um dann endlich vergnügt zu glucksen wenn wieder ein CGI-Teilchen haarscharf an der Kamera vorbeifliegt. Selten so billige computergenerierte Rennszenen in den letzten Jahren gesehen... Höhepunkt ist dabei das Ende, als ein Cartwagen 20 Meter hoch in die Luft fliegt, das halbe Feld unter ihm durchfährt, er wieder Richtung Erde schwebt, um dann volley vom nächsten Wagen 200 Meter weit in den nächsten See geschleudert zu werden, wo auch gleich alles in Flammen steht, obwohl Methanol ja mit nicht sichtbarer Flamme verbrennt. Wer ist als erstes am Unfallort? Nein, von Streckenposten ist nichts zu sehen, die treffen erst Stunden später ein. Zwei Fahrer drehen einfach mitten im Rennen um und fahren dann schnurstracks zur Unfallstelle. Ja, klar....
Das Renny Harlin gute Action inszenieren kann weiss man eigentlich seit „Cliffhanger“, „Tödliche Weihnachten“ oder „Deep Blue Sea“, doch hier nervt er nur mit vielen bunten Farben, rasant gemeinten Schnitten und zu viel Zeitlupenoptik, welche die Rasanz und Brisanz solcher Rennen dem Zuschauer nie näherbringen können. Er verwechselt Spannung mit Hektik und wählt auch noch die falsche Musik, die ihr übriges zum säuerlichen Beigeschmack beiträgt.
Wie erwähnt nimmt der Film es mit dem Realismus nicht so genau. Da wird innen und außen wiederholt, Cartwagen springen über Bordsteine, am Konkurrenten vorbei und zwei Teamkollegen rollen summend, im Duett, das gesamte Feld von hinten auf, um dann noch das Rennen zu gewinnen. Mit einem gebrochenen Bein sollte sowas ja problemlos für den Fahrer möglich sein...
Sollte ich erwähnen, dass Tanto mit Achsenbruch die finale Runde mit Höchstgeschwindigkeit durchfährt und dabei hinter den beiden Führenden nicht zurückfällt?
Nett sind dabei immer die entscheidenden Rennmomente, in denen dann immer einer von den beiden Streithähnen in letzter Sekunde merkt, dass er noch einen Gang nach oben schalten und das Gaspedal ein Stück weiter treten kann. Haben die Typen etwa nur Methanol im Kopf?
Sehr gut gefiel mir auch das Rennen durch die Straßen von Chicago. Nicht nur, dass sich Tanto und Bly ein von billigen und schlechten Effekten überfrachtetes Rennen liefern, bei dem ihre Wagen nichts abbekommen, obwohl sie durch den Berufsverkehr rasen. Nein, sie kommen aus irgendeinem Grund auch erst wieder in Toronto zum Stehen ;-) Und das ohne nachzutanken! Der Motor muss wirklich revolutionär sein, was den Verbrauch angeht.
Revolutionär sind auch Sly Botschaften für den Motorsportfreund: Nicht mehr Taktik, Technik und fahrerisches Können, sondern einfach der Spaß und Willen entscheiden über die Siege in diesem Film. Wenn das mal Juan Montoya, Dario Franchitti und Co hören könnten, die teilweise kleine Kurzauftritte haben.
Irgendwo muss der Film aber auch gute Momente haben und die sind zwar selten, aber vorhanden. Harlin gelingt es nämlich (wenn es schon mit dem Rennen nicht klappt) das drumherum, die ganzen Zuschauer und die Atmosphäre bei so einem Rennen in akzeptable Bilder zu packen. Außerdem gefällt auch der münzwerfende Prolleinstand Tantos, mit dem er sich zurück ins Team fährt. Viel mehr gibt es da aber auch nicht zu sehen, wenn man mal von der überflüssigen, aber lecker anzusehenden Schwimmeinlage von Estella Warren absieht.
Fazit:
Was bleibt übrig? Leider nicht viel, denn das Beziehungsdramengesülze ist stinklangweilig und viel zu ausführlich. Die Rennszenen vermitteln weder Dramatik und Spannung, so dass Stallones Werk zu einem üblen Rohrkrepierer verkommt. Sehenswert nur, wenn man sich mal ansehen möchte, wie man mit viel Geld einen richtig üblen Film machen kann. Für den Rest nur Geldverschwendung. Lieber wieder "Days of Thunder" entstauben.