Sexploitation ist wohl das Lieblingswort des Jess Franco. Das Genre, mit der aufdringlichen Mischung aus Sex und Gewalt, setzte kaum ein anderer Regisseur so konsequent und oft um, wie er. Das er dabei nur selten (eigentlich gar nicht) den Geschmack der Massen traf ist wohl klar und selbst Fans des Genres können nicht an jedem seiner Streifen gefallen finden. Wohl alles irgendwie reine Geschmackssache, oder? Mir jedenfalls hat z. Bsp. sein Werk um die "Frauen für Zellenblock 9" nicht sonderlich gefallen, zu abartig waren seine Folterauswürfe, zu dünn, langweilig und banal war alles andere Drumherum, von einer einzigen schicken Sexszene mal abgesehen. Anders ging es mir da bei diesem "Machwerk" Francos. "Frauengefängnis" dreht den Sex auf und die allzu strenge Perversität zurück. Herausgekommen ist dabei ein ebenfalls völlig sinnfreies Werk, was aber durchaus unterhalten kann.
"Barbed Wire Dolls" erzählt die Geschichte eines Frauengefängnis, in dem die Leiterin eine sadistische Kampflesbe ist und die dort eingelieferten Frauen aufs härteste traktiert. Eines Tages schafft es allerdings eine der Insassen einen Brief an den Gouverneur zu schreiben und ihm von den unmenschlichen Vorhergehensweisen zu berichten. Doch auch der Gouverneur ist an dem Komplott beteiligt, womit kaum Hoffnung für die Gefangenen besteht... Storymäßig ist, wie nicht anders zu erwarten, natürlich wieder alles auf typisch dünnem Genre-Niveau. Es gibt ein paar arme Opfer, eine sadistische Leiterin, perverse Folterungen, Gewalt und viel Sex. Eben genau das, was das Genre immer wieder ausmacht. Anders als beim "Zellenblock 9" bietet die Handlung dafür aber wenigstens mal etwas Abwechslung und bietet vor allem viel fürs Auge.
Denn die Konzentration Francos liegt dieses mal nicht hauptsächlich darauf, möglichst drastische und abnorme Folterungspraktiken vorzuführen, sondern es spielt der Sex doch eine wesentlich höhere Rolle. Zwar sind auch hier die Folterungen hart und mitunter recht drastisch, wie z. Bsp. unter Strom gesetzte "Unterlagen" auf welche die Opfer geschnallt werden, aus Schlägen mit Stöcken, Vergewaltigungen, Beleidigungen etc., doch auf all zu abnorme und magenumdrehende Drastischkeiten, wie in Vaginas eingeführte Nagetiere (Zellenblock 9), die im Nachhinein zudem auch recht blödsinnig wirken, wurde diesesmal verzichtet.
Dafür gibt es viel fürs sex-hungrige (männliche) Auge zu sehen. Neben einer deftigen Masturbationsszene, die schon nahe an HC grenzt, gibt es auch eine schicke Lesbenszene, leichte SM-Aktivitäten und auch sonst noch so einige wohl geformte Körper in nackter Montur zu bestaunen. Alle Darstellerinnen haben ihr "Handwerk" soweit gelernt und bieten einiges fürs Auge. Vor allem Linda Romay ist hier atemberaubend.
Zudem bleibt das Geschehen dieses mal auch alles in allem recht spannend, nicht allzu vorhersehbar (vom Schluss mal abgesehen) und kann sogar eine gewisse Atmosphäre aufbauen. Und die Figuren bleiben auch nicht nur blasse übersehbare Charaktere wie sonst, sondern besitzen zum Teil sogar ein kleinwenig Tiefe, sofern man bei so einem Film überhaupt davon reden kann. Somit ist auch zwischen den Szenen der Fleischeslust, für ein einigermaßen gelungenes Aufhalten des Zuschauerinteresses gesorgt.
Was die Inszenierung angeht lässt sich Franco zudem ebenfalls nicht lumpen. Ausstattung und Kulisse passen einwandfrei und können gefallen. Zwar wirken manche Kameraarbeiten etwas übertrieben (auf das ewige hin- und hergezoome bei der angesprochenen Masturbationsszene hätte man z. Bsp. durchaus verzichten können), und auch die Musik säuselt wieder einmal nur so vor sich hin, doch im Großen und Ganzen hat sich Franco dieses mal Mühe gegeben, auf inszenatorischer Ebene etwas bieten zu können, das zum Genre passt und gefällt. Gut so!
Fazit: Typisch sinn- und zweckfreies Frauenfolterfilmchen Marke Franco, das dieses mal aber auf allzu drastische und abstrakt peinliche Folterszenarien verzichtet und dafür die Sex- und (vor allem auch) die Spannungs- und Interessenkurve besser aufrecht erhält, als so manch anderer Film seiner Art. Dazu kann sich (fürs Genre) auch die Inszenierung sehen lassen und die Darstellerinnen machen ihre Sache recht gut und sehen zudem alle auch ganz nett aus (bis auf vielleicht zwei Ausnahmen;)). Wer mit Sexploitation was anfangen kann und Jess Francos Filmen nicht grundsätzlich abgeneigt gegenübersteht, der kann sich das "Frauengefängnis" ruhig mal anschauen. Aller anderen, vor allem allzu anspruchsvolle und/oder prüde Cineasten, sollten sich aber auch von diesem Franco fernhalten!
Wertung: 6/10 Punkte