Erst sind die Anwälte Andrew Beckett und Joe Miller Konkurrenten in einem gerichtlichen Fall, doch bereits kurze Zeit später klopft Beckett bei Miller an die Tür um diesen als seinen Anwalt zu haben. Der Grund: Andrew Beckett wurde gefeuert und ist felsenfest davon überzeugt, dass die Gründe dafür zum einen seine Homosexualität, und zum anderen die Tatsache das er AIDS hat, sind. Miller weigert sich anfangs einen solchen Fall anzunehmen, was nicht nur daran liegt das er eine starke Abneigung gegenüber „Schwuchteln“ verspürt. Doch als er selbst Zeuge davon wird, wie diese Menschen von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, nimmt er den Fall an. Und mit diesem Fall startet eine gewaltige Entwicklung – nicht nur in Miller.
„Philadelphia“ ist ein tragisches, mitreißendes, aufdeckendes, und für ein paar Menschen selbst heutzutage vielleicht noch provokantes Werk. Die Geschichte rund um Andrew Beckett, seine Emotionen, seine Familie und die Beziehung zu seinem spanischen Freund lassen dem Zuschauer hin und wieder einen Schauer über den Rücken laufen. Die Krankheit und ihre Auswirkungen auf Becketts körperliche Verfassung und ganz besonders auf dessen Psyche werden authentischer dargestellt als man anfangs vermuten kann. Man sieht keinen Mann der pausenlos am klagen oder zusammenbrechen ist. Man sieht einen Mann der versucht mit all seiner Kraft sein Leben zu meistern, einen Mann der soviel Kraft aus sich rausschöpfen kann, dass er es jahrelang schafft seinen Kollegen diese Krankheit vorzuenthalten. Diese Darstellung eines äußerlich glücklichen, engagierten und aufgeschlossenen, innerlich aber völlig zerrissenem und desillusionierten Menschen, von Tom Hanks ist einfach fabelhaft und weiß den ganzen Film über zu überzeugen. Auch die Rolle des eher unsicheren Freundes von Beckett, gespielt von Antonio Banderas, ist schön anzusehen. An manchen Stellen sieht man ihm sein Mitgefühl an, an anderen Stellen hingegen sieht man wie unsicher er sich in seiner eigenen Rolle in Becketts Leben ist. Er sorgt sich um seinen Geliebten, er kann nachvollziehen wie es ihm geht, aber er scheint sich selbst in dieser riesigen Problematik verloren zu fühlen. Diese beiläufige Krise wird im Film zwar nur sehr wenig bis gar nicht behandelt, aber zumindest stellenweise angedeutet so dass sie nicht völlig verloren geht. Die Einstellung von Becketts Familie und die Tatsache, dass sie sowohl Andrew bei seiner Homosexualität als auch in seinem gerichtlichen Vorgehen gegen seine ehemaligen Arbeitsgeber unterstützen, zeigt das Idealbild einer Familie mit einem homosexuellem Kind. Ein Bild das selbst heute, über 10 Jahre nach dem Erscheinen dieses Films, noch lange kein Standart in den deutschen, oder gar internationalen Familien ist. Der Gerichtsprozess zeigt des weiteren wie sich ein solcher Fall wirklich auf die Menschen auswirkt. Das persönliche Wohl von Andrew Beckett interessiert in der Öffentlichkeit niemanden. Das einzige was von Interesse ist, ist die Frage wer von den in den Prozess involvierten Menschen noch homosexuell sein könnte. Die Frage nach den Rechten für Schwulen interessiert auch nur jene die es selbst betrifft. Eine kalte aber wahrheitsgemäße Darstellung vom Trend, dass man sich heutzutage nur um das kümmert was einen selbst betrifft, der Rest ist nichts als Show und Entertainment an denen die üblen und großteils völlig falschen oder verdrehten Klischees hängen.
Die schauspielerischen Leistungen sind insgesamt einmalig, wie bei Hanks und Banderas bereits angedeutet. Doch auch Denzel Washington, der die Wandlung und das Begreifen in Bezug auf die Homosexualität erst im Laufe des Films erfährt und sich mit seiner Rolle somit an die eher konservativen und intoleranten Menschen in der Bevölkerung wendet, überzeugt stets und bietet eine ebenso gute Darstellung. Die Musikuntermalung sowie die Dialoge sind passend und stimmig, und auch sonst gibt es kaum etwas zu bemängeln.
Insgesamt ist „Philadelphia“ ein Film der – wie viele andere auch – die Missstände unserer heutigen Gesellschaft beleuchtet und dabei keine schlechte, aber auch keine gute Seite auslässt. Ein Film den man unbedingt kennen sollte.
9/10