Review

Geplante, aber wichtige Tränen

"Philadelphia" würde zusammen mit "Dallas Buyers Club" ein unglaublich gutes Double Feature zum Thema Homosexualität, Gleichberechtigung, Menschlichkeit & AIDS abgeben. Und das spricht nicht nur für dessen Qualität & wie gut er sich gehalten hat nach über 20 Jahren, dass spricht vor allem für die zeitlose & leider immer noch aktuelle Message. Natürlich haben wir uns etwas weiterentwickelt & es geht ganz langsam in die richtige Richtung, zumindest in Deutschland. Schaut man aber über die Landesgrenzen hinaus, sieht das wieder ganz anders aus. In Jonathan Demmes humanistischem Meilenstein geht es um einen erfolgreichen schwulen Anwalt, der auf Grund seiner AIDS-Erkrankung aus seiner Kanzlei geworfen wird. Mit einem zuerst zutiefst homophonen Verteidiger, gilt es dies nun vor Gericht zu beweisen...

"Philadelphia" ist ein langer Film, aber nie ein langweiliger. Schon allein, weil man jederzeit merkt, wie wichtig das Thema, das Urteil, der Kampf gegen Vorurteile ist. Auch wenn man das eigentlich als kölscher Jung nicht mehr betonen muss. Und spätestens ein Blick in Tom Hanks krankes Gesicht reicht. Auch wenn auf Blu-ray nicht mehr jede Maske oder Perücke perfekt erscheint. Der Star befindet sich eh unter dem Make-Up: was für eine emotionale Verbindung Tom Hanks hier zu einem aufbaut, ist sagenhaft. Aber mein heimlicher Star ist Denzel Washington, der mich wirklich überzeugt hat: vom Homo-Hasser zum aufgeklärten Menschen. Hätte etwas zu plötzlich & seltsam wirken können, kommt aber perfekt abgepasst von Timing & Entwicklung. Und auch das Casting von Latino-Frauenheld Banderas als schwulen Freund von Hanks ist ein Glücksgriff. 

Der allgemeine Beginn ist etwas wirr & sprunghaft, trotzdem ist man danach tief drin im Kampf gegen die zum Teil verängstigt-böse Gesellschaft / Ex-Firma. Die Gerichtsszenen sind gewollt statisch & konzentrieren sich auf die Personen bzw. den Inhalt, das Finale drückt auf die Tränendrüse, aber im richtigen Maße. Dazu ein unvergleichlicher Titelsong vom Boss & eine Ode an die Stadt Philadelphia. Genauso kraft- & gefühlvoll wie der Film, den man gerne auf seine Tränendrüse drücken lässt. Vor allem die Videokameraaufnahmen beim Besuch bei seiner Familie & ganz am Ende von seiner Kindheit, waren tolle, stilistische Einschübe, die ihre volle Wirkung & Sympathie entfalten. Aber das Wichtigste: die Message, dass wir alle gleich sind, und zwar Menschen, wird selbst bei den größten, homophoben Machos hängen bleiben!

Fazit: vielleicht der wichtigste Film zum Thema Homophobie & AIDS aller Zeiten!

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