Review

Was Braveheart und Gladiator können, kann ich schon lange muss Antoine Fuqua gedacht haben. Dazu im Hintergrund noch einen Blockbuster-Produzenten Jerry Bruckheimer die Fäden ziehen lassen und ein Erfolg ist sicher - von wegen!

"King Arthur" ist - gemessen am betriebenen Aufwand und der Prominenz vor und hinter der Kamera - fast schon ein Debakel. Die Story wird dem Mythos zu keinem Zeitpunkt gerecht, streift wichtige Elemente wie die Tafelrunde oder den Zauberer Merlin nur am Rande und glänzt überhaupt durch eine selten einfallslose Handlung. Mich beschlich hier über weite Strecken der Eindruck, als hätte sich Regisseur Fuqua aus leuter Verzweiflung klamheimlich sein "Tränen der Sonne"-Script geschnappt und hier und da ein bisschen variiert. Die Parallelen sind hin und wieder verblüffend, einzig Epoche und Darsteller zeigen dann den Unterschied zur explosiven Dschungel-Rettungsmission auf.
Sehr schön deutlich wird dies auch an der Inszenierung im Ganzen: Zu keinem Zeitpunkt hat man hier das Gefühl, an längst vergangenen Mythen teilzuhaben. Insbesondere die lächerliche Kulisse der Festung ("Stellen wir mal ne Mauer mit Tor aufs Feld, passt scho'...") ist praktisch schon ein einziges Armutszeugnis. Doch auch die übrigen Bauten wirken arg künstlich und bisweilen einfach nur deplaziert - wie z.B. der kuriose, wenig auffällige Kerker im abgelegenen Dorf. Spätestens wenn in selbigem zwischen halb verwesten Leichen ein praktisch unversehrtes Klischee-Hobbitkind und eine holde Maid gefunden werden, kann sich der anspruchsvollere Zuschauer ein erstes schelmisches Grinsen kaum mehr verkneifen.

Ja sas gesamte Szenario wirkt fast schon grotesk, so unglaubwürdig und auf Hollywood-Hochglanz getrimmt kommt es daher. Anscheinend hat man sich hier wirklich im Drehbuch vertan, anders lassen sich auch die stupiden Dialoge nicht erklären. Szenen wie die aufmunternde Ansprache vor einer großen Schlacht wirken angesichts läppischer 6 Reiter und der großen Vorbilder eines "Bravehearts" und "Herr der Ringe" schlicht peinlich. Überhaupt scheint der "Herr der Ringe" den Machern gut gefallen zu haben, was sich am "Quasi-Elben-Bogenschützen"-Völkchen, einigen fast identischen Dialogen über die Mission und die Freiheit sowie dem Aussehen der anscheinend hochtrendigen "Hobbitkinder" sehr anschaulich zeigt.

Wer nun hofft, "King Arthur" könne wenigstens durch epische Schlachtenbilder punkten, der irrt ebenfalls gewaltig. Auch diese wirken lieblos hingerotzt und reihen ständig die selben Blutspritzer-Nahaufnahmen und Hiebe aneinander ohne dabei aber auch nur annährend so brutal-realistisch daherzukommen wie Gevatter Braveheart. Dies geht auch zum Teil auf das Konto Fuquas. Seine moderne Hochglanzoptik mag bei einem "Training Day" oder "Tränen der Sonne" hervorragend funktionieren, in einem düsteren Mittelalterszenario wirkt sie einfach zu künstlich und thematisch unangemessen. Da können auch die schönen Schneeaufnahmen und die grünen Weiten Schottlands nicht drüber hinwegtäuschen. Der Auftakt-Überfall ist mit einer Handvoll Reiter und Barbaren insgesamt gesehen noch die beste Actionszene. Die nächste größere Szene findet auf einem zugefrorenen See statt und soll in ihrer Lächerlichkeit hier keiner weiteren Worte würdig sein. Doch auch die so heissersehnte finale Schlacht entpuppt sich als laues Lüftchen - in dramatischer Hinsicht völlig verhunzt gibts lediglich die typischen Pfeilregen, Feuergräben und die schon im Auftakt totgerittenen Schlitzszenen zu sehen. Eine einzige Enttäuschung, die obendrein durch ihre armseelige Kulisse der "Mauer" und dem "selbstöffnenden Geistertor" eher für unfreiwillige Erheiterung sorgt. Wie die Schlacht schließlich ausgeht, dürfte jedem klar sein. Eine Handvoll Reiter macht ein Riesenheer platt, unterstützt durch die vorhin erwähnten "Elben" mit ihren flinken Bögen. Daß dabei der ein oder andere Heldentod unvermeidbar ist, ist ebenfalls klar. Nicht ganz so klar aber schon unterschwellig befürchtet ist das ekelhaft kitschige Happyend, daß für den ohnehin schon missgestimmten Zuschauer nochmals einen richtig schönen, abschliessenden Tritt in die Weichteile bedeutet - Hätte zudem absolut nicht sein müssen, denn ein besseres Ende ist im Bonusmaterial der DVD zu finden...

So vordergründig schick die Optik noch so gerade sein mag, nicht anders verhällt es sich beim Soundtrack aus der für gewöhnlich meisterlichen Feder Hans Zimmers: Gewohnt-solide Klänge nach "Gladiator-Art" aber letztlich absolut ideenlos und bis auf eine einzige Gesangseinlage praktisch mit Filmende wieder vergessen. Ich würde fast sagen, Zimmers schlechtester Score bis dato..

Insgesamt sicher noch eine annehmbare technische Umsetzung, allerdings hat sie gegen die Großen des Genres gereade auch im Hinblick auf Kulissen und Ausstattung keinerlei Chance. Zu steril, zu unglaubwürdig und der Thematik im Stil schlicht nicht angemessen.
Ebenfalls durchschnittlich bleiben die Darsteller: Clive Owen ist zu keinem Zeitpunkt sympathisch aber kurbelt den Heldenpart routiniert runter. Keira Knightley sieht mitunter (wenn vom Dreck befreit) lecker aus, hat aber praktisch keine nennenswerten Szenen und der deutsche Hollywoodexport Til Schweiger darf sich zwar schön schroff geben, wirklich überzeugend ist aber auch er nicht. Auch in diesem Bereich: Null Chance gegen die Konkurrenz.

"King Arthur" ist ein schönes Beispiel der Kategorie "Viel gewollt, nichts erreicht" und zeigt zudem sehr schön, daß historische Stoffe in Hände von Leuten gehören, die damit sowohl in Sachen Inszenierung umzugehen verstehn als auch die nötige fachliche Kompetenz mitbringen - die sich quasi mit ihrem Thema identifizieren und ihre volle Leidenschaft einbringen. Fuquas "King Arthur" fehlt diese so eminent wichtige "Seele"...
Es bleibt ein hirnloses, historisch belangloses und extrem vordergründiges Popkornspektakel, daß bei veränderten Namen und Uniformen in praktisch jeder Epoche der Menschheitsgeschichte hätte spielen können. Geht den meisten Filmen für gewöhnlich zum Ende hin die Puste aus, so ists hier genau andersherum. "King Arthur" wird von Minute zu Minute schlechter. Lediglich aufgrund der soliden Technik schafft er es noch mit Mühe und Not ins untere Wertungs-Mittelfeld...

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