Review

Das ist er also, Jerry Bruckheimers Versuch, die klassische König-Artus-Legende von der historischen Seite zu zeigen. Dass der gute Mann dabei hier und da ins Klo greift, ist klar, inwiefern er das tut, will ich mal den Historikern überlassen und hier nicht weiter behandeln. Hier geht es nur um den Film als Unterhaltungsprodukt an sich – und der ist erstaunlich gut geworden.

Unter der Regie von Antoine Fuqua (u.a. „Training Day“ (2001), „Shooter“ (2007) oder „Gesetz der Straße“ (2009)) präsentiert uns Mr. Bruckheimer, bekannt durch spaßiges, aber nicht weiter anspruchsvolles Popcornkino wie zum Beispiel „Fluch der Karibik“ (2003) oder „Das Vermächtnis der Tempelritter“ (2004), also mal wieder einen Streifen, bei dem man am besten das Hirn ab und die Sinne einschaltet, denn wie so oft, wenn Bruckheimer am Werk ist, gibt es hier jede Menge Action, in diesem Fall bevorzugt Schlachtengetümmel, Eyecandys am laufenden Band und mal wieder einen netten, wenn auch kaum erwähnenswerten Score aus der Feder von Hans Zimmer.

In der Bruckheimer-Version sind die Ritter der Tafelrunde Angehörige eines nahöstlichen Reitervolkes, die in einer Schlacht gegen die Römer derart deren Respekt gewannen, dass sie trotz ihres heidnischen Glaubens (der Film spielt im fünften Jahrhundert nach Christus und damit ist das Christentum bereits römische Staatsreligion) direkt verpflichtet wurden; Artus, oder hier Arturius bzw. Arthur genannt, ist ein römischer Adliger, der, ausgestattet mit einem sehr idealistischen Bild der Weltmacht, darauf wartet, endlich nach Rom zu dürfen. Nachdem Arthur und seine Ritter jahrelang die römischen Siedlungen auf britischem Gebiet gegen die Angriffe aufständischer Heiden unter der Führung des Weisen Merlin verteidigt haben, wartet noch ein letzter Auftrag auf sie, bevor die Ritter aus römischen Diensten entlassen werden sollen und Arthur endlich seinen Traum von Rom erfüllen darf: Sie sollen eine hohe römische Familie, die auf einem Außenposten mitten im Gebiet der Heiden lebt, vor einem Ansturm der angreifenden Sachsen retten. Bei der Erfüllung des Auftrags beginnt Arthur immer mehr, am römischen System zu zweifeln, erlebt er hier doch zum ersten Mal Sklaverei im Namen der Kirche, während er selbst an der Philosophie, jeder Mann sei frei geboren, fest hält.
Komplett in die moralische Bredouille gerät Arthur dann, wenn sie das erste Mal den Sachsen gegenüberstehen und an der Seite der Heiden die Übermacht zurückschlagen. Wer ist jetzt noch Freund, wer ist Feind, wer Verbündeter? Zurück im römisch besetzten Gebiet angekommen, bricht schließlich ein Gewissenskonflikt sowohl in Arthur als auch den Rittern der Tafelrunde aus: Sollen sie bleiben und die Kolonie gegen die sächsische Übermacht verteidigen, oder endlich nach Hause bzw. nach Rom zurückkehren?

Soweit, grob natürlich, der Plot, der zwar hier und da holpert, nicht zuletzt, weil das ganze wie eine historische Tatsache aussehen soll – aber eine Legende lässt sich nunmal nicht so einfach in wirkliche historische Ereignisse einfügen, sodass der eine oder andere Logikfehler auffällt, aber wie gesagt, die historische Korrektheit möchte ich hier lieber den Historikern überlassen.

Denn trotz allem weiß Antoine Fuqua, wie er die Geschichte mit ansprechenden Bildern, teilweise sehr dichter Atmosphäre, guten Effekten und einem angenehmen Maß an Pathos (wenn man drauf steht!) zu erzählen hat, selten wird es langweilig und wenn der Plot doch mal hängt, dann gibt es immer noch die fast durchgängig guten Schauspieler, die es rausreißen können: Clive Owen als Athur spielt durchgängig glaubwürdig und interessant, Ioan Gruffudd als Lancelot kann mit permanent düsterer und zerrissener Miene überzeugen, die den inneren Konflikt zwischen Loyalität zu Arthur und dem Willen, in die Heimat zurückzukehren, sehr schön widerspiegelt, und Keira Knightley als heidnische Aufständische und gleichzeitig Love Interest sowohl seitens Arthurs und Lancelots zeigt mal wieder, dass sie definitiv zu den besseren Schauspielerinnen der jüngeren Generation gehört. Stellan Skarsgård überzeugt als Barbarenführer, Til Schweiger als dessen Sohn nur bedingt – man kann sich den Typen aus „Keinohrhasen“ halt schwer als blutrünstigen Prinzen eines Barbarenstammes vorstellen, aber im Grunde muss er auch nur fies und grimmig aus der Wäsche gucken. Und das bekommt er durchaus hin. Des weiteren erwähnenswert sind auch Ray Winstone und Ray Stevenson als Tafelrundenritter mit weniger Screentime, beide stellen auf gewisse Weise die Tanks der Gruppe dar, schaffen es aber dennoch, auch emotionale Seiten herüberzubringen, sodass die Charaktere keinesfalls einseitig wirken.

Dass alles ist dann noch auf eine sehr ästhetische Weise inszeniert, zwar sind Kamera, Schnitt, Ton etc. alles nur Mainstream-Durchschnitt, aber zum Beispiel Keira Knightley im blauen Kleid mit Bogen in der Hand ist wohl mit das ästhetischste Bild von weiblichen Kämpfern, das der moderne Film zu bieten hat, abgesehen vielleicht nur von Eowýn in „Der Herr der Ringe“.

Schwachpunkte zeigt der Film zunächst nur in seiner Mittelmäßigkeit was alles Technische betrifft, abgesehen von den Effekten und der Inszenierung der beiden Schlachten schreit hier alles nach 08/15-Hollywood – aber was will man bei einer Bruckheimer-Produktion schon anderes erwarten? Allerdings nimmt die Qualität der Story gegen Ende stark ab. Das Problem, welches das Skript hier hat, ist die Zerrissenheit zwischen Legende und dem Anspruch, zumindest einigermaßen historisch zu arbeiten. Mit anderen Worten: Warum zum Teufel arbeitet man den ganzen Film über an Arthurs Charakterentwicklung, wenn man sie nicht konsequent ausführt? Den ganzen Film über stellt man Arthur im Konflikt zwischen Loyalität zu Rom einerseits und seinen eigenen Werten andererseits dar, aber gegen Ende wartet der Zuschauer vergeblich darauf, dass Clive Owen sich den Römerfummel vom Leib reißt und nach einer pathosreichen Rede (ich steh' halt auf Pathos) an Seite seiner heidnischen, aber treu ergebenen Tafelrunde die Sachsen zurückschlägt.

So bleibt nach einem eigentlich guten Film ein fader Beigeschmack zurück. Wer auf Schlachten, Kostüme und Pathos steht, sollte definitiv mal zugreifen, dabei aber im Hinterkopf behalten, dass er es hier mit einem Film von Jerry Bruckheimer zu tun hat – Hollywood pur also. Aus dem 08/15-Mainstream ausbrechen kann „King Arthur“ nur sporadisch, und das Ende geht so irgendwie gar nicht. Schade, denn der Rest des Films hätte durchaus einen guten Abschluss verdient. Knappe sechs Punkte.

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