Wenn ich in einem mal wieder bestätigt wurde heute Abend, dann war es der Fakt einen Film nie nach seinem Ergebnis im US-Box Office (Einspielergebnis etwas mehr als 50mio$) zu beurteilen. Bruckheimers neueste Produktion, ein Wunschprojekt von ihm, verschlägt den Zuschauer in das Jahr 400 nach Christus. Dort schon der erste Bruch mit den anderen Arthur-Verfilmungen unserer Zeit, denn wie man erfährt ist die Legende von Arthur aus dem Jahre 1500 so nicht ganz wahr, stützt sich jedoch auf eine historische Figur, die ca. 1000 Jahre früher gelebt hat.
Schon jetzt deutet sich an, King Arthur wird nicht mit hochglanzpolierten Rüstungen und mächtigen Bollwerken aufwarten, sondern mit dem ungeschminkten, dreckigen und unromantischen Frühmittelalter. In der "wahren Geschichte um Arthorus Castus" sind seine treuen Reiter Ritter, die vom römischen Reich gezwungen wurden für Rom zu dienen, um nach 15 Jahren Kriegsdienst die Freiheit wiederzuerlangen. Altbekannte Namen wie Gallahat (wird der so geschrieben?) und Lancelot tauchen auf, nur diesmal in völlig neuem Zusammenhang und Ambiente, ist diese kleine Truppe Zwangs-Ritter eine wahre Eliteeinheit, die dem "Auftragsgeber" zum Trotze nicht an den christlichen Glauben glaubt.
Schön früh muss ich Antoine Fuqua, dem knapp 40 jährigen Macher von "Training Day", "Replacement Killers" und "Tears Of The Sun" Lob aussprechen, denn die Wahl der Schauspieler ist ihm zumindest bei den Rittern erstklassig gelungen. Schnell schliesst der Zuschauer diese kleine Gruppe in sein Herz, sind diese tapferen Kämpfer voll Mut, aber immer mit loser Zunge unterwegs und immer für einen spaßigen Dialog untereinander gut. Diese sind äußerst gut gelungen (ebenso die Synchro), so dass der Kinogänger oft über herrliche Konter lacht, aber die Krieger niemals als lächerlich ansieht, es macht sie eher sympathischer.
Doch die gute Laune währt nicht lange, greifen die Sachsen (ehemals aus Dänemark stammend soviel ich weiß) von Norden an, und kreuzen den Weg der Eliteeinheit. Hier kommt auch der Einstand Til Schweigers, der sich zu Recht darüber aufregt, immernur als Nebendarsteller in Hollywood angesehen zu werden, und immer als böser Junge. Seine Rolle als Fehlbesetzung anzusehen wäre falsch, doch nimmt der deutsche Zuschauer den Sohn des Anführers der Sachsen nicht immer so ganz ernst. Der angesprochene Anführer hingegen ist zwar in seiner Art klassisch böse und barbarenhaft dargestellt, wird aber in diesem Rahmen überzeugend skrupellos gespielt. Insgesamt ist die gesamte schauspielerische Leistung hervorzuheben, besonderes Lob geht hierbei an Clive Owen als Arthur. Auch Keria Knightley spielt ihre Rolle routiniert, manchmal sogar überraschend.
Sobald die ersten Kampfszenen starten bewahrheitet sich meine obige Vermutung. Sie sind kalt, grob, ohne "coole Moves" ala Troja oder Herr Der Ringe, meist unkoordiniert und in den Kameraeinstellungen hektisch. Zumindest ich vermisste etwas einen erhöhten Gewaltanteil - dass mehr als FSK12 geht beweist Troja - denn so wären die Kämpfe noch eher dem Mittelalter gerecht geworden. Allerdings bewundert man alternative, vorallem intelligente Taktiken der Ritter, das erfreut nicht nur das Auge, sondern auch den Geist. Der kommt nicht zu kurz in diesem Historienfilm, verteilt sich Kampf -> Dialog ungefähr 40 -> 60.
Das Finale kann ebenfalls mit herrlicher Kriegstaktik aufwarten, und zeigt im Ende warum Arthur zur Legende wurde, war sein Ziel doch die Vereinigung Britannias. Ausserdem erwartet den Zuschauer ein gut gestalteter "Endkampf" mit sehr innovativer Kameraführung.
Bei soviel Lob ist die erste Frage die aufkommt ist warum King Arthur im US-Box Office so eine schlechte Figur gemacht hat. Doch die Antwort liegt nach dem Film nahe. War man bisher durch andere Arthur Verfilmungen und Mittelalterfilme so an "durchgestylte" Kämpfe, gar Schlachten gewöhnt, an Special Effects, an Kamerafahrten, und vorallem an erhöhten Actionanteil, überrascht Bruckheimer mit einem auch inhaltlich überzeugendem Script, dass das ganze Ambiente als ungemütlich und schmutzig zeigt. Dies wird in der Darstellung der Kämpfe konsequent weitergeführt.
Bei "King Arthur" haben wir es nicht mit dem klassischen Popcornkino zu tun, doch wer nur etwas Gefallen an Ritterfilmen oder dem Mittelalter als Filmsetting finden kann, wird "King Arthur" mit Freude schauen, vorallem, weil einem diese Truppe Krieger einfach ans Herz wächst.
Rating: 9/10