Das dunkle Zeitalter
Pathos, Kitsch, Sandalen, Käse, Entertainment, Schlachtengemälde… obwohl „King Arthur“ anfangs ein wenig damit prahlt, sich eine handfestere und frühere, historisch vielleicht etwas akkuratere Herangehensweisen oder zumindest Epoche für König Arthus und seine Kompagnons ausgesucht zu haben, merkt man schnell, dass es Fuqua hier alles andere um glaubhaften Geschichtsunterricht geht. Aber das könnte mir in diesem Fall kaum egaler sein. „King Arthur“ ist ein Schwert-und-Sandalen-Hollywood-Epos der allersten Kajüte. Wer „Troja“ oder „Alexander“ mag, der sollte auch Fuquas fast schon comichaftes Historienkriegsgeschoss nie und nimmer schlecht finden. Vor allem nicht im viel besseren, blutigeren und noch bombastischeren Director's Cut, den es aktuell leider nicht auf Disney+ gibt. Ein Hoch auf physische, ungeschnittene und unzensierte Heimkinoveröffentlichungen! Warum kommen von solchen Historienschinken eigentlich fast schon traditionell immer längere Fassungen heraus, die meistens nochmal einen drauf legen?! „King Arthur“ erzählt aus dem fünften Jahrhundert. Rom blüht, ist gefürchtet und dehnt seine Grenzen über Sachsen und Großbritannien aus. Und Arthur und seine Begleiter zählen zu den Vorreitern des Reichs, obwohl eigentlich alles andere als mit römischen Ursprüngen. Bis sich die Insel unter seiner Führung aufrichtet und freikämpft…
Für Brüder und Vaterland
„King Arthur“ in seiner satten 140-Minuten-Fassung hat eigentlich alles, was man sich in dieser gigantischen Nische wünschen kann. Mit Keira Knightley einen der größten weiblichen Schwärme dieses Jahrzehnts. Dazu allgemein eine legendäre Reihe von Typen, Namen, Stars. Das ist absolut groß. Mikkelsen, Schweiger, Skarsgard, Edgerton, Stevenson, Owen, Gruffudd, Dancy. Die Liste ist lang und hier noch lange nicht vollständig. Ein Traumensemble, auch noch durchaus spürbar mit Chemie und Spaß untereinander. Das Budget ist sichtbar big. Manch ein Witzchen wirkt ein bisschen whack, aber das sollte in den darauffolgenden Jahren ja noch ganz andere Ausmaße annehmen, wenn ernste Momente gebrochen und reife Szenen (etwa im MCU) gesprengt werden. Die Schlachten und Kämpfe (ich wiederhole: im DC!) sind genau richtig gewalttätig und grausam. Dazu tolle Sets wie der zugefrorene See. Schweiger sorgt auch mal für ein unfreiwilliges Lachen. Der einfach nur mächtige Zimmer-Score spielt nochmal mindestens eine Liga über dem Rest des Films - obwohl er natürlich auch selbst zitiert und nah am „Gladiator“ ist. Gänsehaut hatte ich ein ums andere Mal dennoch. Das Teamgefühl- und -gefüge ist nicht zu leugnen. Das Ding nimmt sich nie zu ernst. Artet aber auch nicht in eine Parodie oder ein Abziehbildchen aus. Ridley Scott hatte mit seinem „Gladiator“ ein paar Jahre schon ganz schön was losgetreten. Er blieb unerreicht. Aber auch sowas wie eben „King Arthur“ macht mir Spaß. Wenn man es natürlich historisch überhaupt nicht akkurat und eng sieht. Es gibt sicher noch bessere Werke dieser männlich-machohaften Gattung, gerade wenn man sieht wie um den Dreh zu den o.g. Hits auch noch u.a. „Kingdom of Heaven“ oder „300“ dazukamen. Da trug Hollywood nochmal richtig fett auf. „King Arthur“ befindet sich irgendwo zwischen den Extremen, weder so überstilisiert wie das Snyder-Epos noch historisch allzu bemüht, begabt, betucht. Ganz und gar nicht trocken. Trotz ein paar hölzerner Dialoge und sich schon streckenden Momenten. Tolle, grüne und kalte Landschaften aus Großbritannien (vor allem Irland) nicht zu vergessen. Ein ausufernder Showdown. Ich bin zufrieden.
Fazit: mal eine andere, weniger magische, dafür umso krachendere Herangehensweise an den Arthur-Mythos… ich mag den! Wer auf Sandalenfilme der frühen 00er steht, sollte auch Fuquas (Anti-)Romreise gutheißen. Mindestens. Und der Hans Zimmer-Score… wow!