Ihr… könnt… nach… Hausu fahr’n, ihr könnt nach Hausu fahr’n,
ihr könnt, ihr könnt, ihr könnt nach Hausu fahr’n…
Ein paar Schulmädchen beschließen, gemeinsam in Urlaub zu fahren. Als ihr Traumziel ins Wasser fällt, schlägt eines der Mädels vor, ihr auf dem Land lebendes Tantchen zu besuchen, welche sie seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr gesehen hat. Gesagt, getan… und so kommt es, dass sich die kesse Mädchenbande bei dem zurückgezogenen, grauen Frauchen einnistet.
Doch schon bald überschlagen sich die übernatürlichen Ereignisse:
Die Girls plagen höllische Visionen, bald verschwindet eine nach der andern und der Schlüssel zu den Geschehnissen scheint ein weißes Miezekätzchen zu sein…
Liebe Killertomaten, Kanaldeckelbumser und Steckdosenbefruchter, lasst euch gesagt sein: einen Film wie „Hausu“, und das garantier ich euch, habt ihr mit Sicherheit noch nie geseh’n.
Nicht nur der Titel ist Hammer, nein, ich war mir ganz lange nicht sicher, ob es sich hierbei nun um eine auf krass retro getrimmte Grusel-Satire handelt (so was in der Art gibt’s, siehe „Kunoichi“), oder wirklich um einen krachigen Uralt-Schinken, der damals wahrscheinlich schon für heftiges Stirnrunzeln gesorgt hat, der aus heutiger Sicht aber eigentlich nur noch zum Schieflachen und Rumkugeln geeignet ist. Letzteres ist der Fall.
Was einen hier erwartet, ist jedenfalls dermaßen schrullig, kitschig und bunt, dass man es kaum in Worte fassen kann. Versucht euch einfach mal folgendes bildlich vorzustellen: Die „Brady Family“ zieht in das „Amityville“-Geisterhaus ein.
Nicht leicht, gell, und hört sich auch irgendwie nach „Scoobie Doo“ an, aber so etwas oder wenigstens so etwas in der Art erwartet einen hier: Grinsgesichtige Darsteller, wie man sie höchstens aus 70’s-Sitcoms á la „Herzbube mit zwei Damen“ kennt, kombiniert mit einer Li-La-Launebär-Mentalität und knallbunten, heftig psychedelisch angehauchten Visuals und Bild-in-Bild-PopUp’s.
Die FX-Kiste, in die hier gegriffen wurde, kommt allerdings wohl eher einer kaputten Mottenkiste gleich. Klar, damals, zu Zeiten von „Fritz the Cat“ und den „Blues Brothers“ gehörten derartige FX wohl oder übel zu der High Society des Rambazamba… obwohl: Lasst mich noch mal rekapitulieren was hier alles so anfällt:
- sichtbar an Schnüren durchs Bild fliegende Steinadler, Skelettmännchen und Köpfe,
- viele stimmungsverstärkende Neon-Blinklichter (wenn’s z.B. besonders spannend wird, ist der ganze Bildschirm rot, blau, weiß der Geier… umrahmt und blinkt wie verrückt!)
- singende Katzen
- der Abschuss aber: der Hintergrund, welcher oft (evtl. aus stilistischen Gründen, man weiß ja nie…) nur „gemalt“ ist und aus einem riesigen Gemälde besteht, vor dem sich dann das Geschehen zuträgt. Zum Bleistift zieht, als die Mädels mit dem Zug zum Tantchen fahren, im Hintergrund eine knallbunte „Schön ist es auf der Welt zu sein!“-Landschaft vorbei, als wär’s das normalste auf der Welt.
Klar, die FX waren also wahrscheinlich schon damals Mist, fallen heute aber eindeutig in die Kategorie Edel-Trash. Sprich: Zum Schießen ulkiger Krampf!
Als immer wiederkehrender Score diente ferner noch ein Tralala-Jingle, den man eher in einem tschechischen Märchenfilm oder auf einer Boogie-Party vermutet hätte, welcher den jerkigen 70’s-Look nur noch unterstreicht.
„Hausu“ könnte so scheiß gruselig sein, wären seine unheimlichen Momente nicht auch mit derartigen Kinderliedern ausgeschmückt…
Wenn ich nun noch ein paar Todesarten zum Besten gebe - ein Mädel wird von einem Klavier aufgefressen, ein anderes von Matratzen und Laken beerdigt…
dann dürfte der Weihnachtswunschzettel aller coolen Menschen nun noch ein weiteres Highlight beherbergen.
„Alle Katzen können Türen öffnen, aber nur Geisterkatzen könne diese auch wieder schließen.“
Ich fasse zusammen:
1000mal trashiger als „Chinese Ghost Story“ und Grup Tekkan zusammen,
100 000mal bunter als ein Disneyfilm,
1 000 000mal mehr Geisteraktivitäten als bei „Poltergeist“…
…und ungefähr so kitschig, wie „Marienhof“ oder beim ersten Date die Tussi NICHT flachzulegen.
„Yellow Submarine“ goes „Vampyros Lesbos“ – ein knallig-kitschiges Geisterhaus-Bilderbuch mit dermaßen verspulten, abgedrehten und psychedelischen FX, dass der Schinken eigentlich unter das BTM-Gesetz fallen müsste.
Ich dachte, die ganze Zeit, der Streifen würde nur so eine Heile-Welt-Atmosphäre aufbauen, um diese dann im späteren Verlauf mit einem haltlosen Stimmungsumschwung gnadenlos niederzutrampeln (wie bei „Blue Velvet“ oder „History of Violence“). Aber Pustekuchen!
Egal, mein Fazit lautet jedenfalls: „Applausu für Hausu!“
So kitschig, trashig und gaga, dass man ihn eigentlich nur auf dem Flohmarkt versteckt unter der Erstausgabe von „YPS“ und einem „Knight Rider“-Federmäppchen zu entdecken vermutet.
Ein wahrer Held des schlechten Geschmacks, eine Schatztruhe voller vergammelter Oma-Schlüpfer, die es absolut wert ist, entdeckt zu werden, und so ungefähr der japanische "Sgt. Pepper"!
Einfach wahnsinnig weird! Ausu die Mausu…