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Oscar-nominierte True-Crime-Dokumentation über den Zerfall einer Familie, deren Vater wegen vielfachen sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagt wurde. Die Opferperspektive bleibt stark unterrepräsentiert, der Fokus liegt auf den innerfamiliären Dynamiken. Aufgebaut als Talking-Heads-Doku, werden sich teils widersprechende Perspektiven auf die Geschehnisse gegenübergestellt. Das erzeugt Spannung, schafft den Anschein von Neutralität und spiegelt dem Zuschauer zugleich seine eigene Manipulierbarkeit wieder, wenn mit jeder neuen Information vermeintlich Sicheres ins Wanken gerät. Der Film ist weniger an der Aufklärung des Kriminalfalls interessiert als an der Darstellung der Abgründe hinter der bürgerlichen Fassade, am Umgang mit Trauma und Schuld sowie der moralischen Hysterie auf gesellschaftlicher Ebene. Dabei erfordert er Ambiguitätstoleranz vom Zuschauer. Empfehlenswert!

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