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Juhu, den müsst ihr sehen! Denn Arnold Schwarzeneggers erster Versuch, in der Filmbranche Fuß zu fassen, ist gleichzeitig einer der miesesten Filme aller Zeiten. Allerdings ist der Unterhaltungswert nicht zu unterschätzen, denn das Stück ist so erbärmlich inszeniert, dass man es in Kategorie "So schlecht, dass es schon wieder Spaß macht" einordnen kann. Tatsächlich habe ich mich bei einigen Szenen köstlich amüsiert, doch der Reihe nach:

Zunächst einmal ist die Story so abnormal, dass schon der Blick auf eine Inhaltsangabe schlimmes vermuten lässt: Herkules, wohnhaft im Olymp, landet im New York der Neuzeit (also in diesem Fall die 70er). Und viel mehr gibt’s nicht zu sagen. Denn was dann folgt, ist an Einfallslosigkeit nicht mehr zu überbieten: Weder auf die Charaktere noch auf eine spannende Handlung wird Wert gelegt, das Ganze wirkt wie ein Werbefilm für Bodybuilding. Im Film sind mehr gestählte Oberkörper zu sehen als die Gesichtszüge Schwarzeneggers wechseln.

Von Anfang an kommt kein Zweifel an der miesen Qualität des Streifens auf: Erst einmal ist da das Aussehen des Olymp, der nicht irgendwie besonders, sondern wie ein gewöhnlicher Park einer Kleinstadt aussieht. Manchmal erkennt man sogar die Pappkulissen im Hintergrund, soviel dazu. Dann ist da der ach so majestätische Zeus, der Obergott, der mit einem lächerlich aussehenden Blitz herumfuchtelt, den ich mir daheim in der Werkstatt mit fünf Aluminiumstangen selber zusammenschrauben kann. Daneben hat Zeus einige Dienerinnen um sich versammelt, die von der schauspielerischen Leistung her aus der Pornobranche kommen könnten. Anschließend gibt’s einige Witze, die so schlecht sind, dass sie schon wieder lustig sind (Flugzeug!) und Schlägereien, die Bud Spencer/Terence Hill Filme wie intellektuelle Meisterwerke wirken lassen. Das alles passiert übrigens schon in den ersten 10 Minuten, das heißt wer da vor Lachen noch keine Bauchkrämpfe hat, kann ruhig weiterschauen. Natürlich ist das alles jämmerlich, aber so viel gelacht habe ich schon lange nicht mehr!

Leider fährt der Film in der darauf folgenden Phase nicht auf der Schiene weiter, sondern versuch verzweifelt, Spannung durch Intrigen unter den Göttern zu erzeugen. Der Trashfaktor ist da zwar auch nicht zu unterschätzen, aber trotzdem fehlt mir die unfreiwillige Komik, die vorher für soviel Erheiterung gesorgt hat. Allerdings gibt es auch hier eine kultverdächtige Einlage, als Arnie mit einem entflohenen Bären kämpfen darf. Der Bär ist so offensichtlich ein Mensch im Kostüm, dass mir Lachtränen in die Augen schossen. Genial!

Zum Schluss ist dann wieder einiges geboten: Arnie tritt in einem Gewichtheber-Wettbewerb an, der unspektakulärer nicht hätte ausfallen können. Hierbei sein noch seine geniale Choreographie nach Nicht-Schaffen der 1000 Pfund erwähnt, als er wütend auf den Boden stampft. Nie zuvor hab ich so eine miese schauspielerische Leistung Schwarzeneggers gesehen als in eben jener Szene. Für mich das Highlight des Films, einmalig schlecht! Danach wird noch ein "Showdown" geboten, wenn man diese lahme Verfolgungsjagd so nennen kann. Auch hier wieder unfreiwillige Komik vom Feinsten, weil das eigentlich actionreich und spannend sein soll. Da hab ich mich dann endgültig weggeschmissen.

So zur Leistung der Schauspieler ist eigentlich schon fast alles gesagt. Schwarzenegger spielt in seinem Debüt wirklich unterirdisch schlecht. Da wird das Klischee vom dumpfen Muskelprotz voll erfüllt. Sein debiles Dauergrinsen lässt nicht vermuten, dass er Jahre später ein Weltstar werden sollte. Nicht viel besser der Rest der Crew. Übrigens sei noch die griechische Zupfmusik erwähnt, die so penetrant ist, dass sie bereits nach 5 Minuten gehörig auf die Nerven geht. Leider wechselt der Musikstil kein einziges Mal, selbst bei vermeintlichen "Actionszenen" bleiben die typisch griechischen Klänge, dann halt schneller.

Und am Ende muss ich sagen, dass mir der Film wirklich jede Menge Spaß gemacht hat, obwohl ich kein gutes Haar an ihm gelassen hab. Diese Jugendsünde Schwarzeneggers stellt einen echten Geheimtipp für Partys dar. Jeder wird sich wegschmeißen, das garantiere ich. Denn "Herkules in New York" ist rein objektiv betrachtet nicht besser als andere angeblich "schlechteste Filme aller Zeiten" (z.B. Angriff der Killertomaten, Color of Night). Aber das entscheidende ist: Er ist schwer unterhaltsam und bietet kultverdächtig schlechte Einlagen, die man so schnell nicht vergessen wird. Auch wenn meine Bewertung schlecht ausfällt und der Film in allen Kritiken gnadenlos niedergemacht wird, empfehle ich für einen unterhaltsamen Abend: Anschauen, weil einzigartig!

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