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Mickey Spillanes Privatdetektiv Mike Hammer gilt als Nachfolger der amerikanischen Großstadtschnüffler wie Sam Spade oder Philip Marlowe, die maßgeblich den Film Noir definierten. Hammer wurde in den Romanen als Raubein und Macho beschrieben, der ebenso kompromiss- wie skrupellos in der Unterwelt und mit seinen Gegnern aufräumte.

Die Romane erfreuten sich großer Beliebtheit und wurden oftmals verfilmt, doch vor allem die Verkörperung durch Stacy Keach in der mehrjährigen, 70 Episoden umfassenden Krimiserie "Mike Hammer", traf den Nerv des Publikums. Kein anderer sollte den harten Ermittler so cool, so augenzwinkernd und charismatisch darstellen wie Keach.


Nach Ende der Serie sollten noch einige TV-Specials folgen, zu denen auch der Krimi "Auf falscher Spur" von Armand Mastroianni zählt, der eingefleischten Trashfans durch die Inszenierung des Horrorfilms "Rebellen des Grauens" und ähnlicher B-Movies ein Begriff sein dürfte.

Mit der Rolle des Privatdetektivs wurde hier - komplett fehlbesetzt - Rob Estes betraut, der in der späteren Krimiserie "Palm Beach Duo" zeigen konnte, dass er es durchaus besser kann. Estes Darstellung des Privatdetektivs kommt nicht annähernd an die Klasse heran, die Keach in den 70 Episoden hinterlassen hatte.


Während die TV-Serie vielmehr auf lakonischen Witz und Zweideutigkeiten setzte, wirkt Mastroiannis Inszenierung streckenweise wie tumber Klamauk mit vielen Kalauern, die die ohnehin anfangs zähe und weniger interessante Krimihandlung schnell zum Erliegen bringt. Der auf den ersten Blick alltägliche Vermisstenfall entpuppt sich in der zweiten Hälfte zu einem doppelbödigen Mordkomplott, dessen Raffinesse in der Inszenierung nur selten durchblickt. Viel zu sehr ist Regisseur Mastroianni darauf bedacht, Estes als trotteligen und Hals über Kopf verliebten Sunnyboy, durch die Kulissen von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern zu lassen und möglichst viele humorvolle Szenen zu verbuchen, die durch die Bank durch unlustig sind und auf die Dauer nur noch anöden.


Die bildhübsche Auftraggeberin, in die sich Hammer verliebt und dadurch alle seine beruflichen Grundsätze außer Acht lässt, entpuppt sich als die obligatorische Femme Fatale - doch nur selten erreicht das TV-Special angesichts seiner komödiantischen Note die Qualitäten eines waschechten Film Noir-Ablegers.


"Auf falscher Spur" hätte im Stil der Serie durchaus das Zeug zu einem packenden Krimi gehabt, denn die Voraussetzungen waren durchaus gegeben - doch leider verpufft das Potential in der Fehlbesetzung des Hauptdarstellers und einer Interpretation der Hauptfigur, die weder mit der literarischen Vorlage, noch mit der von Stacy Keach dargestellten Figur irgendetwas gemeinsam hat.

In der zweiten Filmhälfte nimmt das routiniert, aber ohne Innovation oder inszenatorischer Raffinessen abgespulte Serien-Special zwar etwas an Fahrt auf, doch für mehr als durchschnittliche Kost auf biederem TV-Niveau hat es nicht gereicht.


Es gibt deutlich Schlimmeres um sich den Abend zu vermiesen, aber ein Griff zum Original würde schon reichen, um den Abend noch zu retten.


5/10

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