Dieser Film war eine meiner positivsten Überraschungen in letzter Zeit. „Was zum Teufel soll denn das sein?“ Dies war mein erster Gedanke, als ein Angestellter der Budapester U-Bahn einen aufgesetzten Haftungsauschluss bezüglich der gezeigten Dinge im Film vorgelesen hat.
Ok, geben wir ihm mal eine Chance, dachte ich. Bereits 15 Minuten konnte ich mich fast nicht mehr von der Glotze losreißen. Ich habe selten einen Film gesehen, der eine so merkwürdige aber trotzdem interessante Mixtur aus Komödie, Psychothriller, Liebesgeschichte und Drama darstellt.
Story/Schauspieler: Es geht um einen Kontrolleur in der Budapester U-Bahn und im weiteren Sinne um vier seiner Kollegen. Sie verrichten ihren Job und verbringen deswegen einen großen Teil ihrer Zeit dort. Die Hauptdarsteller hat vor Jahren aufgrund persönlicher schrecklicher Erlebnisse den Entschluss gefasst, nicht mehr an die grausame Oberfläche zu gehen und sein restliches Leben dort unten zu verbringen. Im ganzen Film findet man nicht den wirklichen Grund heraus, man stolpert höchstens über einige Anspielungen. Ganz klar, die tragischste Rolle im Film. Neben ihm und seinen genauso abgestürzten Kollegen dreht sich die Handlung noch um einen merkwürdigen maskierten Mörder, der Leute des Nachts auf die Gleise schubst.
Man weiß sowieso den ganzen Film über eigentlich nicht, ob man die Kontrolleure verabscheuen oder bemitleiden soll. Wer diesen Film gesehen hat, wird sich todsicher niemals bei einem öffentlichen Verkehrsunternehmen bewerben, das wette ich! Denn: U-Bahn Kontrolleur zu sein, ist kein Zuckerschlecken. Dabei sind die Charaktere wirklich schön ausgearbeitet – sie sind Individuen und jeder hat so seine Macken und Hoffnungen, weswegen man sofort alle in sein Herz schließt. So herrlich schräg, dass dies nur der Realität selbst entspringen kann. Vielleicht ist die Performance Einzelner nicht unbedingt oscarreif, jedoch sind sie absolut stimmig und verleihen diesem skurilen Streifen trotz allem Authentizität. Ein echter Glückgriff sozusagen – keine Ahnung, ob und wie bekannt die Darsteller dort drüben sind. Sie hätten es auf jeden Fall verdient, etwas internationaler zu werden.
Kamera/Schnitt: Etwas roh IMHO, aber genau das verleiht dem Szenario U-Bahn auch seinen ungastlichen Touch. Selten sind Charaktere richtig ausgeleuchtet, und wenn dann mit dem typischen, grellen und blasse Haut produzierenden Halogenlicht. Gelegentliche Kamerafahrten sind ebenfalls zu finden wie die klassischen verwackelten Verfolgerperspektiven. Dunkle Einstellungen findet man dagegen überall abseits des stetigen Kundenverkehrs. Dies wirkt - gerade im Kontrast zum hellen Halogenlicht – wirklich mit Gänsehautgarantie.
Soundtrack: Uff! Einfach genial! Von Breakbeat und House über Darkwave-Klänge, bis hin zu Industrial – das Spektrum des Soundtracks ist breit gefächert, aber durchweg von hoher Qualität und Originalität. Ich möchte jetzt nicht mehr verraten – hört ihn und bildet Euch selbst ein Urteil!
Die Atmosphäre passt, die Story ist alles andere außer Gewöhnlich, die Charaktere sind abgestürzt, die Darsteller machen einen sehr, sehr guten Job – Alles in Allem ein geniales Werk, dass sehr positiv aus der Masse der zu dieser Zeit veröffentlichten Filme heraussticht. Meine Wertung: 10 von 10 Punkten.