Das sich mit Fortsetzungen erfolgreicher Filme viel Geld verdienen lässt, dürfte ja bekannt sein. Leider hat es sich in den letzten Jahren mehr und mehr dahin entwickelt, dass die Fortsetzungen nicht mehr sind, als möglichst schnellst produzierte Nachschübe, denen Eigenständigkeit und Widererkennungswert vollkommen abhanden gekommen sind. Auch Nach dem Erfolg der ersten Verfilmung von Bridget Jones war mit einem weiteren Auftritt der naiven, liebenswerten Bridget zu rechnen. Zumal hier ja die Autorin der Romanvorlage selber einen Roman folgen lies.
Es beginnt zunächst noch so wie man es aus dem ersten Teil kennt und auch erwarten durfte. Bridget ist seit 6 Wochen mit Mark Darcy zusammen und alles läuft bestens. Bis Bridgets Freunde anfangen sie zu irritieren, sie in der neuen Kollegin ihres Freundes seine potentielle Geliebte sieht und natürlich auch Daniel Cleaver wieder auftaucht. Irgendwie ist es also wieder exakt das selbe wie schon im Vorgänger. Nur das Bridget sich hier vollends hin zur Witzfigur entwickelt hat und der deutsche Untertitel des Films „Am Rande des Wahnsinns“ sehr gut den Zustand des Zuschauers nach verlassen des Kinos beschreibt.
Bereits nach wenigen Minuten nervt Bridget Jones gewaltig und man kann den armen Collin Firth (bzw. seine Figur) verstehen, wenn er auf Distanz geht. Das hat nichts mehr mit dem naiven Charme zu tun, der in Teil 1 wundervoll funktioniert hat, das ist hier einfach nur penetrante Dummheit. Egal auf einem Anwaltsball, im Job, in der Beziehung, bei ihren Freunden, man kann sich als Zuschauer sicher sein, das sobald Bridget Jones Auftritt der „Worst Case“ eintritt.
Wenn es wenigstens lustig wäre, könnte man über diesen Stilbruch im Vergleich zu Teil1 ja noch eher hinwegsehen, aber es ist eben nicht lustig. Außer man findet es witzig, wenn Bridget mal wieder ihren Hintern in die Kamera hält, in einem Gülleteich landet, in Thailand im Knast BHs und Madonna Songs unters Volk bringt und ähnliches, was eher in Richtung peinlich, als witzig tendiert. Dazu kommen noch Szenen und Begebenheiten (Das Weihnachtstreffen bei Bridgets Eltern, der Kampf zwischen Firth und Grant, der peinliche Telfonanruf,...), die nahezu komplett so schon im Vorgänger enthalten waren und dort auch noch bestens funktioniert hatten.
Das Tempo wurde zwar ordentlich angezogen, aber vielleicht hätte man auch eine Story entwickeln sollen, die das Tempo mitgehen kann. So reiht sich aber einfach nur eine Peinlichkeit ans nächste Fettnäpfchen und die Story entpuppt sich, selbst bei nicht so genauer Betrachtung, als dünnes Nichts. Deshalb war es wohl auch nötig, Bridget durch die Welt jetten zu lassen. So gibt es dann miese Gags in der Schweiz, inklusive in der deutschen Synchronisation vollkommen verhauener Sprachwitze und einen Aufenthalt in Thailand, dem ein viel zu ernst aufgezogener Knastaufenthalt folgt, weil Bridget Drogen untergeschoben wurden. Insbesondere in den Szenen in der Schweiz wurde wirklich bei ganz alten Gags gewildert. Wer noch nie einen Film gesehen hat, in dem ein Skifahranfänger durch Zufall in ein Skirennen kommt und dort natürlich trotz wildem Gestikulieren, unbeholfenem Wedeln und ähnlichem gewinnt, möge sich jetzt bitte schämen. Und ja, das ist noch einer der besseren Gags. Zumeist bewegt sich das Gag Level aber im Bereich schlüpfriger Witzchen, die alle eines gemeinsam haben, sie wirken unpassend und wären rein Qualitativ wohl auch bei der x-ten American Pie Auflage unter den Tisch gefallen. Erfreulich, dass wenigstens auf Fäkalhumor verzichtet wurde.
Nichts ist mehr vorhanden vom Charme des ersten Teils, der mit seiner gekonnten Mischung aus Komödie und viel Romantik zu recht erfolgreich war. Jeglicher Charme wird hier im Keim erstickt. Ob es nur am Wechsel im Regiestuhl liegt ist sicherlich fraglich, aber weder Timing noch Umsetzung des Films wirken sonderlich gelungen. Von den Figuren mal ganz zu schweigen. Collin Firth spielt den Mark Darcy so übertrieben steif und britisch, dass er genauso wenig interessant wirkt wie Bridget selber. Einzig Hugh Grant kann überzeugen, und hat mit der Rolle des Daniel Cleaver auch die Figur, die am meisten Charakter hat und am menschlichsten wirkt und nicht wie ein überzeichneter Comiccharakter. Natürlich tut Grant nicht mehr als in zig Filmen zuvor, aber er ist einfach auch in einer Rolle, die er laut eigenem bekunden nur angenommen hat, weil er nicht als einziger aus dem Vorgängerfilm fehlen wollte. Das Fortsetzungen seiner Meinung nach überflüssig sind, weil sie nie an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen können, nimmt man ihm jedenfalls sofort ab.
So ist Bridget Jones zweiter Auftritt nicht mehr als ein kalauernder, müder Abklatsch des ersten Teils, der teilweise die selben Gags aufwärmt, teilweise in der Mottenkiste der schlechten Gags wildert und vor allem mit einer unglaublich nervenden Hauptfigur aufwartet. Rene Zellweger hat sich zwar wieder ordentlich Pfunde angefuttert, aber retten kann auch dieser volle körperliche Einsatz den Film nicht. Ein Film, der eindeutig aufzeigt, warum es mehr braucht als nur ein aufgewärmtes Konzept um einen Erfolg zu wiederholen. Ganz schwach und wohl nur für ganz harte Bridget Jones Fans erträglich. 3 von 10 Punkten