Denzel Washington, Jon Voight, Meryl Streep, Jonathan Demme.
Alles Namen, die nicht nur dem regelmäßigen Kinogänger und Filmfan geläufig sind. Alle haben eine ellenlange Filmographie, Oscarnominierungen und auch -gewinne vorzuweisen. Wieso sollte man sich also ihren neuesten Film, an dem sie alle zusammen mitwirken, nicht anschauen? Die Riege der Stars klingts ja schon mal vielversprechend.
Mir erging es ebenfalls so und ich widmete mich dem Manchurian Kandidaten, auch wenn mir Filme mit Traumatas und damit verbundenen schlaflosen Nächten der Protagonisten langsam aber sicher zum Hals raushängen. Nicht, weil mich das nicht interessiert oder langweilt, sondern weil es einfach immer die gleiche Leier ist. Auch die hinterbliebenen Kritzeleien in Büchern von irgendwelchen Verstorbenen, die das Gleiche miterlebt haben und den noch Lebenden bei ihren Nachforschungen helfen. Alles schon mal dagewesen.
In diesem Film forscht Ben Marco nach. Von Denzel Washington gespielt, macht sich der Marine auf die Suche nach einer Lösung. Und zwar nach der Lösung, was damals 1991 in Kuwait wirklich geschehen ist. Da war er der Anführer einer Truppe, die dann vom Feind angegriffen wurde. Doch auch wenn der Gegner übermächtig war, er konnte zurückgeschlagen werden. Dank Raymond Shaw. Der bekam dadurch eine Auszeichnung. Und nun kandidiert er als kommender Vize-Präsident. Doch Ben Marco wird von seltsamen Träumen geplagt, die ihn Denken lassen, dass etwas nicht stimmt. Geschah die Auseinandersetzung mit dem Feind, damals in Kuwait, wirklich? Oder wurde das den Soldaten nur von irgendeiner Instanz "eingetrichtert"?
Mal wieder solch eine Story. Bevorstehende Präsidentschaftswahl, Verschwörungstheorien, Albträume. Diesmal gleich alles miteinander verbunden. Ben Marco wird von einem Ex-Marine-Kollegen, der damals auch in Kuwait dabei war, aufgesucht. Durch ihn wird auch bald Ben von Albträumen geplagt. Eine große Schwäche des Films. Die Tatsache, dass der Zuschauer die Albträume Bens zu sehen bekommt, verrät relativ schnell, was sich wirklich vorgetragen hat. Doch niemand glaubt Ben. Er gibt sich daher verzweifelt auf die Suche nach Verbündeten, versucht, Raymond Shaw zu überreden, ihm zu glauben und so weiter.
Der Irrsinn, der sich in den Köpfen der Soldaten abspielt, wird jedoch perfekt auf den Bildschirm übertragen. Mit dunklen, düsteren Bildern gelingt es Demme, eine wirklich bedrohliche Atmosphäre zu kreieren. Zumindest teilweise. Eine schwüle Stimmung mit einem völlig fertigen, oft von üblen Schweißausbrüchen befallenem Ben, gespielt von Denzel Washington, der seine Rolle gewohnt routiniert interpretiert. Nichts Besonderes, aber gut und intensiv genug, um mit ihm mitzufiebern und ihm seine Verzweiflung abzukaufen. A propos Schauspielleistung. Da ragt Meryl Streep heraus, so ungern ich es auch sage. Doch genau deswegen hat sie es wohl auch verdient. Wie sie die machtbesessene, über Leichen gehende Senatorin abgibt, ist schlichtweg hassentwickelnd. Man spürt richtig, wie gefühlskalt und völlig emotionslos sie sich gibt, nur darauf erpicht, ihren Sohn zum Vize-Präsidenten zu machen. Das ist zwar nicht sympathisch, doch das muss es auch nicht sein.
Sonst jedoch hat "Der Manchurian Kandidat" nicht viel Positives zu bieten, er ist halt einfach nur Durchschnitt. Die Story schon zigmal woanders gehabt, da helfen auch die Wendungen gegen Ende nichts mehr. Was diese Wendungen angeht, sollte man gewappnet sein. Ein Film für einen Partyabend oder mit Kumpels bei ein paar Bier, während fleißig nebenher über den Film gesprochen wird, das könnte einem zum Verhängnis werden. Größte Vorsicht sei gegeben, vor allem gegen Ende. Da ist der Film dann komplexer als dass er eigentlich ist. Fast schon konfus.
Ansonsten bietet sich einem 120 Minuten solide Unterhaltung, die einem sicher nicht lange im Gedächtnis bleiben werden, aber ein gut aufgelegter Denzel Washington, eine grandiose Meryl Streep, sowie eine äußerst düstere Grundstimmung machen den Film doch ganz unterhaltsam. Mehr aber auch nicht. Das Ende ist mir persönlich etwas zu plump und wirkt sehr konstruiert. Naja.
5,5/10 Punkte