Hier haben wir sozusagen die Antwort des Pools auf "The Big Lebowski". Was der Dude für den Bowling-Sport bedeutet, sind die Stickmen für den Queue. Chaoten, wie sie im Buche stehen, jedoch im höchsten Grade sympathisch und auch wenn es eigentlich nicht danach aussieht, sie sind auch wirklich gute Pool-Spieler.
Auch wenn sie von der menschlichen Seite nicht ganz so viel Ahnung haben, schließt man Thomas, Jack und Wayne vom ersten Moment an ins Herz. Charakterisiert werden diese Drei relativ schnell. Thomas ist nicht unbedingt der Glücklichste in der Liebe und ein relativ launischer Spieler. Am einen Tag Welt-, am anderen Tag Kreisklasse. Jack ist der Frauenschwarm der Runde, der schon mal gern recht schnell die Namen seiner One-Night-Stands vergisst, welche er auch mal gern für ein Billiardspiel mit seinen beiden Kumpanen sitzen oder liegen lässt. Wayne ist mein persönlicher Favorit, denn er macht den trotteligsten und tolpatschigsten Eindruck. Er lässt kein Fettnäpfchen aus und sagt immer das, was man am liebsten nicht sagen sollte. So begibt er sich in die ein oder andere recht prekäre Situation, wo einem wirklich zum Schmunzeln zumute ist.
Ähnlich wie "The Big Lebowski" kommen auch ein paar nicht unbedingt jugendfreie Szenen vor, in denen schon auch mal ein Schwulenporno auf einer Leinwand zu sehen ist oder ein paar Charaktere zusammengeprügelt werden. So richtig ernst jedoch nimmt man selbst diese eher brutaleren Szenen nicht, im Gegenteil. Vor allem die interessanten und sehr lustigen Gegner der Stickmen, wie sich die drei Kumpels anlässlich des von "Daddy" arrangierten Pool-Turniers nennen, machen die Sache sehr kurzweilig. Denn "Daddy", ein Friseur ohne Hände, setzt jährlich eine Summe auf den Gewinner aus. Um jedoch keinen Verlust zu machen, setzt er alles daran, seine eigenen, vom ihm geschickten Spieler, zum Sieger zu machen. Daddy lässt natürlich Nichts unversucht, um die Stickmen aus dem Konzept zu bringen.
Es gibt auch ein paar Nebenhandlungen abseits des Pool-Sportes, hauptsächlich auf das andere Geschlecht beschränkt. Wer hier jedoch denkt, es würden die üblichen Beziehungsprobleme behandelt, der liegt auch hier falsch, denn die Stickmen haben ihre ganz eigenen Probleme mit den Frauen. So ist Wayne der Chaffeur von ein paar Prostituierten, die er allabendlich zu ihrer Arbeit fahren muss. Auch hier gibt es nicht nur für den Zuschauer die ein oder andere Überraschung, sondern auch für den armen Wayne, der mal wieder so ganz unverhofft in ein Fettnäpfchen tritt.
"Stickmen" ist leider viel zu unbekannte, perfekte Unterhaltung für zwischendurch oder einen alkoholreichen Videoabend. Der perfekte Partyfilm mit sympathischen Charakteren, lustigen Geschichtchen, coolen Dialogen und auch einer sehr lässigen und ausgefallenen Kameraführung. Vergesst Peter Jackson und widmet euch der wahren neuseeländischen Regiehoffnung, Hamish Rothwell. Mit Paolo Rotondo dürfte dem ein oder anderen sogar noch ein Schauspielgesicht bekannt sein, ist dieser ja auch im Psychothriller-Kleinod "The Ugly" zu sehen.
Lustig, kurzweilig, abwechslungsreich, sympathisch und unglaublich unterhaltsam. Genauso sollten Filme sein.
9/10 Punkte