Was soll man von einem Film halten, der mit dem reißerischen Titel "Nacht der Dämonen" ausgeschmückt worden ist, der gleichzeitg aber auch von einer wahren Begebenheit zehren will? Es liegt schnell auf der Hand, dass die irreführende Namensgebung nur einen einzigen Zweck verfolgt: Die Aufmerksamkeit dürstender Horror-Freunde zu erhaschen. Dabei bringt der Alternativtitel "Der Mörder und sein Lehrling" die Quintessenz des Streifens treffender auf den Punkt: Die "Nacht der Dämonen" erzählt die Geschiche des 16-jährigen Billy Kelly (Chad Lowe), der im Jahre 1927 seinen Platz in der Welt sucht und eines Tages den Wunderheiler und Prediger John Reese (Donald Sutherland) kennenlernt. Doch trotz des Hinweises auf eine Bluttat, scheint der Titel wohl weniger gewinnversprechend gewesen zu sein.
Sehr zum Leidwesen derer, die bei dem Streifen in der Hoffnung, einen ordentlichen Dämonen-Schinken in den Händen zu halten, zugegriffen und für diesen Bauernnepp gezahlt haben. Denn ist "Nacht der Dämonen" meilenweit davon entfernt, ein auch nur in Ansätzen gruseliges Filmchen zu sein. Die im Titel vollmundig angekündigten Dämonen gibt es allerhöchstens im übertragenen Sinne zu erleben.
Dabei wäre die ganze Angelegenheit ja zu bagatellisieren, wenn man ja nur einen guten Film zu sehen bekommen würde. Nach zirka 25 Minuten auf den Trichter gekommen, dass hier heute nichts mehr Schauerliches passiert, steht man vor der Wahl; entweder wird enttäuscht abgeschaltet oder aber man taucht in die Materie ein - und lässt weitere 65 Minuten voller filmischer Ödnis über sich ergehen. Wird bei dieser Entscheidung die zweite Option bevorzugt, darf der Betrachter dabei sein, wie der Jugendliche Chad Lowe in die Fänge eines überdrehten Donald Sutherland gerät, der permanent verbalisierten Dünnschiss von sich gibt und damit in einer entlegenen Ortschaft mächtig Eindruck schindet. Öffentlich wird der Wunderheiler zwar skeptisch beäugt, wenn aber doch persönliches Unglück ins Haus steht, beispielsweise durch Krankheit, wird der zwielichte Prediger gerne konsultiert.
Doch irgendwann arten die Methoden des John Reese aus, in der Überzeugung den Teufel gesehen zu haben, wird ein mehrmals dubios aufgefallener Einsiedlier ermordet. Eine Geschichte die sich in der Heimat von Regisseur Ralph L. Thomas tatsächlich ereignet hat und den FIlmemacher verfolgte. Absolution konnte wohl nur durch die filmische Verwertung der Geschehnisse ereilt werden. Doch dafür, dass die Fertigstellung des Filmes ganze zehn Jahre beansprucht haben soll, ist der Blick leider ziemlich unpersönlich geblieben. Im Gegenteil: Die "Nacht der Dämonen" erleidet in seinem Bemühen, auch nur den Hauch einer Aussage zu formulieren, sang- und klanglos Schiffbruch. Zwar ist zunächst einmal positiv zu vermerken, dass uns Thomas wohl gerne im Unklaren lassen will, inwiefern hier die Grenzen zwischen Vorstellung und Realität verschwimmen. Das geht allerdings nur bis zum Ende gut: Bislang war Reese der einzige, der die unerklärlichen Phänomene am eigenen Leib gespürt hat, bei der eigentlichen Tat ist jedoch sein aufmerksamer Schüler mit von der Partie - der dann auch miterleben muss, wie der mysteriöse Einsiedler teufelsgleich Flammen ausspeit.
Die endgütlige Moral von der Geschichte wird in diesem Zusammenhang völlig für Unzurechnungsfähig erklärt: Sie pendelt immer wieder zwischen Wissenschafts- und Religionskritik hin und her. Bis letztendlich das Verhalten der beiden Glaubenskrieger als fehlgeleitet dargestellt wird, sowohl John als auch Billy wandern ins Kittchen. Doch just bevor der Abspann endlich abfährt, meldet sich nochmal Sutherland's schwafelnde Synchornstimme aus dem Off zu Wort: "Zu glauben, dass Gott ohne Macht sei, ist absolute Arroganz" (sinngemäß wiedergegeben). Es soll ja Filme geben, die gewinnen durch den Einbau mehrerer gedanklicher Blickwinkel an Vielschichtigkeit. Die "Nacht der Dämonen" allerdings müsste sich eigentlich aufgrund seiner Sprunghaftigkeit wohl spätestens im letzten Drittel übergeben.
Fazit: Eine konturlose Aufbereitung einer Geschichte, die den Regisseur obsessiv beschäftigt haben soll. Nur leider merkt man das seiner Inszenierung in keiner Sekunde an. Die "Nacht der Dämonen" ist der Versuch einer Sozialstudie, die den Charme eines wenig seriösen Fernsehfilmches versprüht, das in keinerlei Beziehung Schauwerte aufbieten kann. Ein langweiliges, blutleeres und altbackenes Stück Zelluloid, dass schon bei seiner Erscheinung 1988 spontane Narkolepsie verursacht haben wird. (2/10)