Auch „Phenomena“ gehört zu jenen Argentofilmen, deren Story keinen Blumentopf gewinnt, die der Mann aber trotzdem sehr spannend gestaltet hat.
Allerdings ist „Phenomena“ weniger faszinierend als z.B. „Suspiria“, wie schon direkt der Auftakt beweist. Natürlich muss hier das obligatorische Mädel dran glauben, in diesem Falle eine 14jährige Schülerin aus Dänemark, die bei einem Ausflug in der Schweiz von ihrer Klasse getrennt wird. Bei der Suche nach Hilfe kommt sie in eine Hütte, wo sie von einem unbekannten Killer angefallen wird, der sie bald darauf verhackstückt. Auch wenn Argento das mit ein paar flotten Ideen präsentiert (z.B. das Rausreißen der Ketten aus der Wand), so ist dies übliches Horrorprozedere und daher nicht so aufregend.
Was dann folgt, ist auch Argento-üblich: Amerikaner(in), in diesem Falle Jenniferin (Jennifer Connelly) kommt aus den USA nach Europa, um dort beruflich vorwärts zu kommen. Ziel ist dieses Mal ein Schweizer Internat, das alsbald eine Schülerin durch Mörderhand verliert. Kennt man alles zur Genüge, vor allem wenn man „Suspiria“ gesehen hat, aber trotzdem nett gemacht.
Wie üblich bleibt es dann auch an Jennifer hängen, die seltsamen Vorkommnisse zu untersuchen, da der Rest der Welt nichts davon wissen will oder zu inkompetent ist. Dabei hilfreich ist Jennifers Talent mit Insekten kommunizieren zu können…
An sich ist „Phenomena“ kein Film der neuen Ideen, denn die Abfolge von Morden und Mördersuche ist so alt, dass sie fast den sprichwörtlichen Bart hat. Killer und Motiv werden gegen Ende dem Zuschauer recht lapidar vor die Füße geworfen und sowohl Killeridentität als auch das Motiv sind ziemlich alte Kamellen. So kann der Film auch bestenfalls solide Spannung aufbauen, denn eine gewisse Formelhaftigkeit ist der Geschichte sicher nicht abzusprechen.
Doch dafür ist Argento immerhin bereit seinen Standardplot deutlich derber zu präsentieren als diverse US-Filmer und schockt mit überraschend derben Bildern. Vor allem die Poolszene gegen Ende ist doch ein ziemlicher Schocker, aber auch den Mordszenen ist eine ziemliche Härte nicht abzusprechen. Die Inszenierung selbiger ist solide und hält bei Laune, auch wenn man die Kills durchaus spannender in Szene hätte setzen können. Der musikalische Einsatz ist gewöhnungsbedürftig, geht aber nur teilweise nach hinten los. So kann vor allem die Musik von Goblin mal wieder für Stimmung sorgen und auch der erste Einsatz von „Flash of the Blade“ von Iron Maiden passt zum Film. Warum später eine wenig aufregende Szene noch mal mit dem Song untermalt, leuchtet allerdings noch nicht mal mir als großem Iron Maiden Fan ein. Komplett deplaziert ist hingegen die Motorhead-Mucke als die Leiche aus dem Haus getragen wird.
Auch wenn Argento hier leider nicht so eine schicke Atmosphäre wie in „Suspiria“ erzeugt, so peppt er den Standardplot doch mit ein paar Ideen auf. So wird die Insektenthematik recht konsequent durchgezogen, sodass die Tiere bald eine ebenso zentrale Rolle spielen wie der Insektenforscher John McGregor (Donald Pleasance) und sein dressierter Affe. Selbiger ist übrigens extrem gut dressiert und kann daher beinahe auch als Schauspieler in „Phenomena“ bezeichnet werden.
Die menschlichen Darsteller schlagen sich ebenfalls wacker, wobei Donald Pleasance sicherlich die beste Performance des Films abgibt. Für Horrorverhältnisse ist auch Jennifer Connelly ziemlich gut und die Nebendarsteller machen ebenfalls einen soliden Job.
Unterm Strich ist „Phenomena“ kein Oberkracher, aber gut gemachte und kurzweilige Horrorunterhaltung.