Der Begriff Kunst wird meiner Meinung nach sehr oft von den verschiedensten Leuten missbraucht. Im Bereich des Films wird dann ein solcher Film schnell dem "Arthouse-Kino" zugerechnet. Dieses Empfinden ist allerdings immer extrem subjektiv, jeder versteht unter Kunst etwas vollkommen anderes und jeder empfindet Kunst auch vollkommen anders. Somit überrascht es nicht, dass "Desire" sehr kontrovers diskutiert wird. Auf einigen Festivals finden sich immer wieder Leute die ihn lieben, andere finden ihn einfach nur grässlich und langweilig.
Machen wir es kurz ; ich finde "Desire" nicht grässlich, aber ich finde ihn vollkommen langweilig und nicht die Spur unterhaltsam.
Der Inhalt kann ganz kurz beschrieben werden.
Der Film spielt in der koreanischen Upper-Class, die Berufe sind lukrativ und Geld spielt nur bedingt eine Rolle. Die Frau kann sich als Hausfrau entspannen und der Mann geht dem Beruf nach. Somit ein finanziell sorgenfreies Leben, die gähnende Langeweile und Leere wird mit extravaganten Sexabenteuern überbrückt.
Die Hausfrau Rosa ( gespielt von Lee Su-ah ) ist mit dem Psychiater Gyu-Min ( gespielt von An Tae-geon ) verheiratet. Sie deckt zu Beginn des Films sehr schnell seine heimliche Beziehung zu einem Mann auf. Bei diesem Callboy handelt es sich um Leo ( gespielt von Lee Dong-gyu ) . Er verkauft seine Dienste hauptsächlich an Frauen, ist aber auch der gleichgeschlechtlichen Liebe nicht abgeneigt. Zuerst tut Rosa so als ob nichts sei, lässt ihren Mann in dem Glauben sie wisse nichts. Vielmehr sucht sie selber die Nähe zu Leo und beginnt seine Dienste für Geld in Anspruch zu nehmen. Es beginnt ein Spiel bzw. ein Kampf um Abhängigkeiten und Macht, finanziell satte aber leere tote Menschen benutzen sich und lassen sich wieder fallen. Ein desillusionierter Film mit desillusionierten Protagonisten.
"Desire" setzt ganz auf die Macht der Bilder. In dem Film wird kaum gesprochen, die Dialoge sind wenn denn geführt, sehr kurz und wenig aussagekräftig. Es werden belanglose Floskeln ausgetauscht. Die Ehepartner reden kaum miteinander, auch Leo redet oft nur über eine Puppe mit anderen Menschen.
Die Bilder sind sehr ruhig und statisch, oft sehen sie gestellt aus. Man könnte fast schon von Stilleben reden. Einige Einstellungen wissen durchaus zu gefallen, dennoch fällt es schwer irgendeine Spannung im Film zu entdecken. Die Sexszenen sind extrem kalt und gefühllos, der Akt selber wird als Niederlage und Demütigung dargestellt. Zu keiner Zeit kommt eine erotische Stimmung auf. Am Ende überwiegt die Resignation, die letzte Einstellung ist symptomatisch für die gesamte Situation der Ehe. Rosa "bedient" ihren Mann im fahrenden Auto vom Beifahrersitz aus und seinem Lächeln steht ihr totengleich blasser Gesichtsausdruck gegenüber. Schon fast schaudrig schön.
Dennoch regiert für mich die Langeweile. Wer solch einen Film dreht, der muss auch die Macht der Bilder einfangen können. Ein paar wenige Einstellungen reichen nicht um den Zuschauer dauerhaft zu fesseln. Wer mächtige Bilder ohne grosse Dialoge sehen will, dem sei Kim Ki-duk´s "The Isle" empfohlen. Hier würde ich auch durchaus über den kunstvollen Anspruch diskutieren wollen. Bei "Desire" ist er für mich nicht vorhanden, somit kann ich nur abraten knappe 90 Minuten seiner kostbaren Zeit zu verschwenden.
Der von einigen wohl als Rettungsversuch schon als Antimelodram bezeichnete Film, bekommt von mir dann auch nicht mehr als 3 Punkte.