Ein Tanzfilm aus Korea, mal was ganz anderes und doch ein Film der richtig was fürs Auge ist und das Thema ernst und aufrichtig anpackt. Der klassische Tanz oder auch Tanzsport steckt in Korea noch in den Kinderschuhen ; wurden in Europa die jungen Leute schon in den 80´ern in die Tanzschulen gelockt und lernten dort vom Walzer bis zur Rumba alles was Spass machen sollte, so ist diese Art von Tanz in Korea immer noch nicht gern gesehen.
Männliche Tänzer gelten als Gigolos, sich durch ihren Charme sexuell und auch finanziell bei den Damen Vorteile verschaffend. In den letzten Jahren wurde allerdings massiv versucht, den gesellschaftlichen Status des Tanzsports zu verbessern. Es verwundert also nicht, wenn auch das koreanische Kino 2004 quasi einen Werbefilm übers Tanzen ins Rennen schickt und am Box-Office gehörig auf die Nase fällt. In diesem Jahr wurde es dann mit "Innocent Steps" aber besser gemacht.
In "Dance with the wind" dreht sich alles um die Macht und den Reiz des Tanzens, um die Erhabenheit beim Dahingleiten und um die Freude bei der gleichmässigen rhythmischen Bewegung zweier Menschen zur Musik. Die Tanzszenen erscheinen dann auch sehr elegant, die Protagonisten verströmen Lebensfreude und der Gegensatz zwischen Nutzen und Ausnutzen seiner tänzerischen Fähigkeiten wird klar gegeneinander gestellt. Somit ist "Dance with the wind" ein kleiner aber sehr feiner Werbefilm für den Tanzsport geworden.
Die Story scheint fast nur Mittel zum Zweck zu sein und ist schnell erzählt :
Die Polizistin Song Yeon-hwa ( gespielt von Park Sol-mi ) ist ein typisch gelangweilter Single, ihr Alltag ist grau und ihre Familie in Form von Bruder und Eltern macht ihr mehr Ärger als Freude. Ein neuer Auftrag wird ihr Leben aber gehörig verändern. Sie soll undercover den in einem Krankenhaus liegenden und als Gigolo bekannten Park Pung-shik ( gespielt von Lee Sung-jae ) beschatten und aushorchen. Der soll nämlich die Frau des Polizeipräsidenten ausgenommen haben ; da diese aber mehr Angst um ihren Tänzer hat und diesen nicht belastet, soll Song von ihm ein Geständnis erschleichen. Somit macht sie sich mit einem Aufnahmegerät versehen auf den Weg ins Krankenhaus und lernt die Zielperson auch schnell kennen... und noch schneller lieben.
Song ist sehr schnell vom Charme des Mannes fasziniert, sie wird neugierig und bekommt die gesamte Lebensgeschichte zu hören. Sie erfährt wie er zum Tanz gekommen ist und hört die Geschichte vom eigentlichen Gigolo Man-su ( gespielt von Kim Su-ro ). Dieser Man-su nämlich, ein alter Schulfreund von Park, infiziert ihn mit dem Tanzvirus. Doch Man-su ist ein wahrer Gigolo, er betrügt die Frauen und bringt sie um ihr Geld. Schwer enttäuscht trennen sich die Wege der beiden Männer und Park zieht wie ein Vagabund durchs Land, immer auf der Suche nach den richtigen Tanzlehrern, die ihm den echten Tanz beibringen können. Als Park nach Jahren wieder nach Hause zurückkehrt kann er zwar perfekt tanzen, hat seine Familie aber für immer verloren.
Dennoch ist und bleibt das Tanzen für Park wichtiger als alles andere und er schlägt sich auch allein weiter durchs Leben. Eine seiner vielen "dankbaren" Partnerinnen wird schliesslich auch Kyeong-sun ( gespielt von Lee Kan-hie ), die Frau des Polizeipräsidenten.
Natürlich vergisst die Polizistin Song recht schnell ihren eigentlichen Auftrag, sie bittet Park vielmehr auch ihr das Tanzen beizubringen...
"Dance with the wind" besticht durch seine Optik und durch seine wirklich schönen Tanzszenen. Dass Rock´n Roll jung hält, wusste ich ja nicht erst seit der Szene mit dem greisen Tanzlehrer, der zwar kaum mehr gerade sitzen kann, dafür aber tanzt wie ein junger Gott. Auch war mir bekannt, dass die Rumba ein extrem erotischer Tanz sein kann, das kleine Feuerwerk das dann aber Ji-yeon ( gespielt von Moon Jung-Hee ) mit Park abbrennt, habe ich dennoch gebannt verfolgt und ich muss offen zugeben... es gibt neben Gigolos wohl auch Gigolas, aber schaut selber.
Die beiden Hauptdarsteller geben sich redlich Mühe wenn auch Lee Sung-jae seine Rolle leichter rüberbringt. Er ist halt smart und spielt diesen Schöngeist einfach sehr glaubhaft. Doch auch Park Sol-mi weiss zu gefallen. Ihren ersten Kinoauftritt nach mehreren Rollen in TV-Dramen ( u.a. Winter Sonate ) fand ich nicht schlecht und durchaus ausbaufähig.
Der sehr bekannte Nebendarsteller Kim Su-ro spielt die undankbare Rolle des Bösewichts doch ein Auftritt bleibt mir wohl noch recht lang in Erinnerung ; diese Rumbaeinlage von Moon Jung-Hee war so hochgradig sexy. Wer wie ich als junger Mann ebenfalls durch die Tanzschulen gezogen ist oder auch ziehen musste, der wird diese Einschätzung nachvollziehen können.
Für mich war "Dance with the wind" ein angenehm schöner und tänzerisch eleganter Film. Für diese optische Schönheit und für die gut gemeinte Werbebotschaft gibt es tänzerische 7 Punkte.