Selbstverständlich ist Oliver Stones ALEXANDER lang geworden. Dem epischen Stoff ist das ja durchaus angemessen. Solche Sandalen-Epen dünn zu schrumpfen, das haben bisher nur die Italiener hinbekommen, in den Sechzigern, mehr oder minder erfolgreich. Aber eben nicht nur lang ist Stones ALEXANDER nun geworden, er kommt einem noch viel länger vor. Es ist eine aufgeblasene Schnarchnummer. Und darüber hinaus erblödet sich der in Europa immer noch als medien- und gesellschaftskritischer Vorzeige-Intellektueller hofierte Regisseur doch tatsächlich nur erschreckend unreflektiert die alte Heroen-Legende mit ein paar neuen Illustrationen zu versehen. Unkritisch pflichtet Stone dem allgemeinen Tenor des Olympia-Jahres bei, Alexander von Mazedonien sei nicht etwa größenwahnsinnig gewesen, ein mit Minderwertigkeitsgefühlen ringender Menschenwicht im Schatten des ihm nachgesagten Göttervaters, sondern so etwas wie ein Vorreiter der Völkerverständigung, der Aufklärung und gar der Naturwissenschaften. Ein großer Forscherkönig, nicht etwa nur ein, der eigenen Legende zunehmend verfallener, Heerführer, der die ganze Welt auch jenseits der bekannten Regionen unter sich vereint sehen wollte, der dabei – inkompetenter- und selbstabsorbierter Weise – die Dimensionen und die Bedürfnisse seines zunehmend widerwilligeren Heeres aus den Augen verlor. Das alles klingt bei Stone (wie übrigens auch bei der ersten Verfilmung von Robert Rossen, mit einem blondperrückten Richard Burton als Alexander) bestenfalls noch unterschwelligst an. Der verklärende Focus haftet jedoch auf einer tragischen Heldenfigur, die sich so gerne über die kleinkarierten Bedürfnisse seiner Untertanen und den hemmenden Konservativismus hinwegsetzen möchte, gewürzt mit, hach, ein bisserl Zuneigung unter den Waffenbrüdern. Der scheut wirklich kein Tabu, der Mann. Mit dem zu Recht gefloppten ALEXANDER liefert Stone nur erneut ein griffiges Argument gegen die vor allem auch in der deutschen Presse häufig und gerne kolportierte Imagepflege, der wahrscheinlichste Grund für seinen in den USA in Richtung Kassengift diskreditierten Ruf sei seine kritische Attitüde gegenüber Politik, Gesellschaft und Medien, ergo sein Mangel an eingefordertem Patriotismus. Hirnverbrannter Quatsch, natürlich. Er ist nur einfach kein besonders guter Regisseur..