Inhalt / Anmerkungen:
Der Streifen "Tigerkralle schlägt zu - Kung Fu-Filme und wie sie gemacht werden" ist, wie sich unschwer erahnen lässt, eine Dokumentation darüber, wie ein Eastern-Film entsteht. Georg Bense versucht hierin zu skizzieren, wie die Macher solcher Streifen daran gehen, solche Filme zu erschaffen...
1983 entstand diese Dokumentation..., und Bense kommt gerade noch rechtzeitig nach Hongkong..., in die Studios der Gebrüder Shaw, denn der Regisseur dieses Film sucht sich denn gleich DAS Studio aus, welches diesem Genre wie kaum ein anderes zum Siegeszug verhalf. Denn nur 2 Jahre später schloss Sir Run Run Shaw die Tore seines Studios..., widmete sich dem Fernsehen, jenem Medium, dass dem Kintopp ja schon lange den Rang abgelaufen hatte, auch in Hongkong.
Doch davon sind die ersten Minuten von Bense´s Doku noch weit entfernt, im wahrsten Wortsinne.
Denn die ersten Minuten gehören einer Karate-Schule in Deutschland. Junge Männer und Frauen sowie ihr Nachwuchs..., in weißen Kampfanzügen. Sie vollführen Katas..., das Schattenboxen der Karatekas..., und sitzen dann vor der Kamera. Und sie erzählen von ihrer Leidenschaft neben dem Sport..., dem Eastern..., denn ihr Sport ist es, der als Sportart ein ganzes Film-Genre geprägt hat, wie keine andere sonst.
2 Dreikäsehochs..., kommen denn noch zu Wort...., ihnen ist die Verschüchterung anzumerken..., das ganze wirkt denn eher noch unbeholfen..., fast etwas peinlich...
Doch dann beginnt Bense´s Doku denn endlich so richtig...., man sieht ein Flugzeug..., wie es beängstigend knapp über Wolkenkratzern auf Hongkongs damaligen Flughafen Kai Tak einschwebt...., der Sprecher aus dem Off:
"Anflug auf Hongkong..., über Berge und Meere hinweg. Der Anflug auf Kai Tak gilt als einer der schwierigsten der Welt...."..., Worte, bei denen jeder Eastern-Fan doch anfängt, elektrisiert zu sein....
Flugs wendet sich das deutsche Kamera-Team denn gleich hin zu Movie-Town..., der Film-Stadt der Shaw Brothers. Der Sprecher aus dem Off:
"...hier steht denn die größte Filmfabrik Asiens..., die Studios der Gebrüder Shaw..."
Und die deutschen Doku-Filmer zeichnen nun nach, wie so ein Film entsteht. Man kommt denn gerade rechtzeitig, als einer der zu jener Zeit bedeutendsten Regisseure Shaws, einen fulminanten Streifen dreht: "Eight diagram pole fighters" ("Der Todesspeer der Shaolin", siehe mein Review auf dieser Webseite)...., unter der Regie von Lau Kar Leung.
Das Kamera-Team aus Deutschland begleitet denn die Dreharbeiten hautnah..., immer wieder sind Interviews mit Lau Kar Leung und seinem Hauptdarsteller Lau Kar Fei (aka Gordon Liu) eingestreut..., und man blickt auch hinter die Kulissen..., sowohl in den Studio-Gebäuden als auch in Hongkong´s City.
Die Bilder wechseln..., doch gelingt es Bense die Dinge im Blick zu behalten hinsichtlich des zu drehenden Eastern von Lau Kar Leung.
Und so erfährt man denn vieles..., in Wort und Bild. Lau Kar Leung erzählt: "Ich muss KungFu können..., muss meinen Darstellern alles vormachen können. Nur so kann ich meine Vorstellungen einer Szene richtig umsetzen."
Lau Kar Fei erzählt: "Ein guter KungFu-Darsteller sollte sich viele dieser Filme ansehen. Ich sehe mir die Streifen anderer Studios an..., will sehen wie deren Filme aussehen. Nur so kann ich lernen, auch für meine Filme..., während der Dreharbeiten habe ich dafür keine Zeit....!"
Zwischenzeitlich verlässt unser Dreh-Team das Shaw-Studio..., zeigt auch Bilder aus der Stadt..., insbesondere aus dem Taifun-Schutzhafen. Hier sind die Menschen anzutreffen, für die diese Filme primär entstanden. Der Sprecher aus dem Off:
"Hier sind Bruce Lee und seine Erben die Helden des Tages. Stehen für all das, was man erhofft zu erreichen: Sieger zu bleiben, im Kampf gegen die täglichen Widrigkeiten. Neben amerikanischen Action-Filmen, liebt das Publikum vor allem die einheimischen KungFu-Filme. Allabendlich locken die zahlreichen Leinwände der Stadt die Massen ins Kino..."
Bense versucht auch, die Kampfform des KungFu vorzustellen. Der Mönch Bodhidharma war es, der diese Form des Kampfes zur Ertüchtigung des Körpers und des Geistes erschuf..., so erfahren wir in einem kurzen historischen Umriss. Bilder aus einer Kampfschule in Hongkong sind hierzu flankierend zu sehen.
Zurück bei den Shaw Brothers..., abseits des Sets zu "Eight diagram pole fighter". Bilder aus dem Kostüm-Fundus..., aus der Kostüm-Werkstatt in der ganze Designer-Teams am Outfit der Darsteller tüfteln.
Daneben der Waffen-Fundus...., und dann geht´s in die Maske: Wen sehen eingefleischte Easternfans da...? Lau Kar Fei..., und Jason Pai Piao wird eine Perücke angepasst. Was würde ich darum geben, dort einen Tag zu verbringen....
Dann geht´s in die Kantine..., Lau Kar Fei hat mal gerade eine halbe Stunde Zeit zum Essen.
Gedreht wird in 8-Stunden-Schichten..., 3-Schicht-Betrieb, so wird denn rund um die Uhr gedreht.
Und die Darsteller und vor allem die Komparsen haben Mühe, sich in den Kulissen zurecht zu finden. Pannen soll es aber kaum geben, so erfahren wir vom Off-Sprecher.
Doch Bense geht auch ans Eingemachte..., analysiert hier speziell eine typische Szene aus einem Eastern..., nimmt hier alles mal genau unter die Lupe:
Der Kampf zwischen Lau Kar Fei und Johnny Wang Lung Wei aus dem Eastern "Martial Club" (siehe mein Review auf dieser Webseite). Hier wird detailliert die Schnitt-Arbeit und der genaue Ablauf einer Kampf-Sequenz analysiert...., und wie wichtig die Vertonung einer Szene ist: Musik und Geräusche..., oft ins Groteske übertrieben..., doch sind sie ein wirkungsvolles Stilmittel. Zum Beweis lässt Regisseur Bense die Szene von Lau´s und Johnny´s Fight denn mal ohne Ton ablaufen: Sie verliert in der Tat den größten Teil ihrer Wirkung.
Nach all dem widmet sich unser deutsches Kamera-Team wieder den Dreharbeiten zu "Eight diagram pole fighter". Gedreht wird hier die Szene zu jenem Kampf in dem Lau Kar Fei seine Partnerin "Kara" Hui Ying Hung huckepack nimmt..., und so gegen eine Vielzahl von Gegnern antritt.
"Kara" fließt hierbei das "Blut" aus dem Mund...., und wir erfahren: Film-"Blut" ist Farbe.... und so erhält "Kara" Hui Ying Hung ein paar Tupfer roter Farbe auf die Mundwinkel....
"Tigerkralle schlägt wieder zu" ist eine passabel bis gut gemachte Doku..., in knapp 50 Minuten..., oder eher weniger (denn die Doku fängt eigentlich in Hongkong erst an), kann man einen vielschichtigeren Einblick nicht erlangen, als dass, was wir hier sehen.
Für Eastern-Liebhaber und vor allem Fans der Shaw Brothers bietet diese Dokumentation einen zwar etwas oberflächlichen aber insgesamt doch unterhaltsamen Einblick in die Arbeit an einem Old-school-Eastern..., einem der faszinierendsten Film-Genres.