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Eine kreuzblöde Modernisierung des damals eh schon demontierten Dracula-Mythos aus dem damals beinahe schon zugrunde gerichteten Hause Hammer, die auch die Anwesenheit von Christopher Lee und Peter Cushing nicht mehr retten konnten.

Schon die Prämisse dieses Hammer-Bastards kann einem als Horrorfan die Tränen in die Augen treiben, wenn Dracula, immer noch quietschlebendig, aus Gründen einer eventuellen Todessehnsucht oder sonstigen Nichtigkeiten die Menschheit mittels frischgezüchteter Pestviren vernichten will. Nicht, daß ihm dann der Stoff aus dem die Lutscher sind, ziemlich bald ausgehen würde...
Dabei helfen unter Hypnose natürlich die geldgeilen Großindustriellen und als Handlanger juckeln alle Nase lang sinistre Fellwestenträger mit Sonnenbrillen durchs Gehölz und schwingen lange Stangen.

Lee hatte offensichtlich keine Lust, weswegen er sich die erste Dreiviertelstunde minimum beinahe ganz spart und erst dann mal ein Wörtchen von sich gibt. Da kann auch Cushing nichts retten, der ganz schön verhärmt aussieht (Cushing hatte nach dem Tod seiner Frau 1971 eh ein wenig die Lebensfreude verloren.) und wie immer grimmig-asketisch trotz aller Modernisierungen die Altheilmittel wie Kruzifix und Silberkugeln aufbietet.

Um die sonst nötigen 75 Minuten vollzukriegen, gibt es reichlich Gezappel rund um einen Inspektor und Cushings Nichte und eine Spezialeinheit, die erforscht, was eh schon alle wissen.

Optisch fällt das alles total auseinander. Erst reichlich schwarze Messe inclusive verdeckt arbeitendem Agenten, dann ein wenig Agentenspielchen mit Killern aus dem Hinterhalt, angekettete Vampire im Keller (Ein Knüller deren Beseitigung durch die Sprinkleranlage. Unter fließendem Wasser verstehe ich jedoch etwas anderes.) und am Ende einige klassisch schlecht eingerichtete Sets, wie der Top-Biologe, der doch glatt Pestviren in Petri-Schalen daheim züchtet oder ein Computer, der Sulu und Chekhov glatt vor Lachen das Leben gekostet hätte.

Ungewohnt der Regieeinfall, Außenansichten von London fast ausschließlich menschenleer zu zeigen, eine Idee, die von "The Avengers" geklaut sein dürfte, die aber ein wenig Atmosphäre vermittelt, Kühle, Sterilität und latent unmenschlich.

Cushing ist schon recht hüftsteif, weswegen seine Fensterkletterein auch nicht mehr gezeigt werden und Lee offenbart einige entsetzlich schlechte Designergebisse, wie die ganze Produktion wohl so billig wie möglich gehalten werden mußte.

Ein wenig Blut und Titten waren damals wohl absolut zeitgemäß, doch allzu harte Grausamkeiten sollte man nicht erwarten. Zum Schluß gibt's den obligaten Hausbrand und nach gelungenem Abtauchen im Weißdorn greift Cushing wie üblich zur Zaunlatte. Lee hatte nach dem neunten Auftritt vom Grafen genug und spielte ihn nur noch in Dokus und Komödien, weswegen wir uns über dieses grausam geplottete Kuddelmuddel auch nicht aufregen müssen.

Fans werden auch hier Brauchbares entdecken können, vor allem der leicht erhöhte Gewaltfaktor und die manchmal gute Kameraarbeit, aber trotzdem ist der Film ein deutliches Zeichen für die Herren, sich jetzt aufs Altenteil zurückzuziehen. (3/10)

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