In Paraguay findet ein Treffen der alten weißen Männer statt, der Ewiggestrigen. Diejenigen Deutschen die überlebt haben und sich eine neue Existenz aufgebaut haben, sowie ein paar von den Jungen, die sich dieser Faszination des Bösen mit Haut und Haaren verschrieben haben. SS-Offiziere, Gestapo-Männer, und als Anführer dieser Meute Er: Dr. Josef Mengele, der unter anderem in Auschwitz medizinische Experimente an lebenden Menschen betrieb. Sein Plan ist es, in den kommenden zweieinhalb Jahren 94 Männer in der ganzen Welt zu töten, die dann gerade 65 Jahre alt sind. Der Sinn und Zweck dieser Übung? Ist vorerst im Dunklen, aber die Männer im Raum sind begeistert dabei und schwärmen in die Welt aus, den Tod zu bringen.
Einer aber lauscht von draußen mit und kontaktiert Esra Lieberman in Wien, einen alten Nazijäger. Und auch wenn Lieberman zuerst skeptisch ist, so gibt es doch Vorkommnisse, die ihn zum Nachdenken bringen. Er spricht mit den Witwen der ersten Opfer und kommt allmählich auf die Spur Mengeles. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Ein über 70-jähriger Mann gegen einen fanatischen Nationalsozialisten …
Auch wenn der Film in der heutigen Zeit einiges von seinem Schrecken verloren hat, ganz einfach deswegen, weil die Entwicklungen der letzten 40 Jahre die grausige Message des Films überholt haben, trotzdem sollte man von THE BOYS FROM BRAZIL im Vorfeld nicht allzu viel wissen, um von den Ereignissen so richtig mitgerissen werden zu können. Ja, zugegeben, die Jagd scheint oft behäbig zu sein, und einem alten Mann zuzusehen, wie er versucht die Welt im Schneckentempo zu retten, kommt heutigen Sehgewohnheiten überhaupt nicht entgegen. Es gibt keine Explosionen, keine stylischen Schusswechsel und niemanden mit Superkräften. Stattdessen sehen wir zu, wie ein zweifelnder alter Mann versucht, den Plan eines anderen alten Mannes zu verhindern. Die wenigen jüngeren Darsteller sind allesamt Nebendarsteller und können tatsächlich nur wenig bewegen, hier bestimmen noch alte weiße Männer den Lauf der Welt. Alte weiße Männer und ihre verqueren Vorstellungen von Tod und Leben. Fast wie im wirklichen Leben, aber nur fast …
Aber spannenderweise ist es gerade diese Behäbigkeit, die den Film sein Fleisch gibt. Der Schrecken, der mit der allmählichen Aufdeckung des Masterplans einhergeht, bekommt alle Zeit der Welt, sich so richtig unter der Hirnschale einzunisten, und die seit dem Film eingetretene technologische Entwicklung macht im Nachhinein, beim Nachdenken über die stellenweise etwas fantastisch daherkommende Handlung, erst richtig Angst. Plötzlich ist das filmische Szenario vielleicht gar nicht mehr so abwegig. Und die Herrschaft der alten weißen Männer auch nicht mehr …
Wenn man sich auf das Tempo des Films einlässt, wenn man akzeptieren kann, dass die Hauptfiguren keine gutaussehenden jungen Männer mit überragenden Kampffähigkeiten sind, wenn man das etwas von der Zeit überholte Szenario als gegeben ansieht, dann ist THE BOYS FROM BRAZIL tatsächlich ein ganz feiner und spannender Thriller, der mit einer morbiden Atmosphäre und jeder Menge großartiger Schauspieler punkten kann. Und der eine widerliche Schreckensvision vor dem Zuschauer ausbreitet, die hoffentlich niemals Wirklichkeit werden wird …