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Menschen, die zu Waffen transformiert werden... Glatzköpfige Mutanten... Chemische Experimente... Eine Welt vor ihrem erneuten Abgang... Und wieder jede Menge Verwirrendes und Verstörendes aus dem Land der aufgehenden Sonne...

War der geniale Erstling noch der absolute Cyberpunk-Overkill, so legte Regisseur Shinya Tsukamoto eine Mischung aus Manga und Dystopie-Märchen nach, die gerne als eigenständiger Film betrachtet werden will. Und war "Tetsuo 1" noch ein Mindbender in grellem Schwarzweiß, so gewinnt die Fortsetzung zwar an Farbe, um jedoch eine Gesellschaft zu präsentieren, wie sie trister und hoffnungsloser gar nicht mehr sein könnte.

Tsukamoto begibt sich dieses Mal in das Reich der Verschwörungsmythen, um dabei die absolute Entmenschlichung zu präsentieren, die bei der Zerstörung der Natur beginnt und damit endet, wie das Böse im Untergrund keimt und wuchert. Auch die frühen Neunziger waren noch geprägt vom Industrial, Japan-Kapitalismus und einer unwirtlichen Neon-Welt, wo der Underground schon längst die Form eines Krebsgeschwüres genommen hat, um letztendlich die ultimative Vernichtung zu entfachen.

Allerdings liegen die Stärken von "Tetsuo 2" eindeutig in der stylishen Photographie während die Handlung eine Art Übergang vom Großstadt-Drama zum Brachial-Manga darstellt. Abermals erscheint hier so einiges höchst verwirrend, wobei es nicht immer ein grenzenloses Vergnügen ist, der zersplitterten Storyline zu folgen. Auch hätte etwas mehr Schwung der ganze Sache nur gut getan. Manche Passagen sind leider schlichtweg öd und können selbst von dem gelungenen avantgardistischen Videoclip-Style nicht immer aufgefangen werden.

Aufgrund einiger Härten wurde "Tetsuo 2" seiner Zeit von der Bundesprüfstelle beschlagnahmt, was mal wieder dahingestellt sei. Denn Tsukamoto gelingt ingesamt betrachtet richtig schöner Kunst-Horror-SciFi, den man durchaus als einen verfrühten "Dark City" (1998, von Alex Proyas) betrachten kann, wobei der Mut zum Radikalismus, zur Versponnenheit und zur Ausuferung ganz klar auf Seiten des Japan-Pendants liegt.

Dass hier mehr Geld als in den Vorgänger floss, sieht man dem Endprodukt förmlich an. Leider kommen die Mindbender-Qualitäten in diesem wortkargen Märchen für Erwachsene ein wenig zu kurz. Ansonsten ist auch "Tetsuo 2" ein cineastischer Trip, dessen Beschreitung sich durchaus lohnt. 7 von 10 Punkten.

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