Dass die großen Zeiten von Brigitte Nielsen vorbei sind ist unstrittig. Aber trotzdem kommt der geneigte Zuschauer schwer an ihren neueren Filmen vorbei. Zu nachhaltig ist der Eindruck von „City Cobra“, „Rocky IV“ und „Beverly Hills Cop 2“. Also wurde trotz cineastischer Katastrophen wie „Codename Silencer“ und „Unter Mordverdacht“ das Prachtstück „Watership Warrior“ erworben und dem unverzüglichen Konsum zugeführt. Herr im Himmel, was für ein armseliges Machwerk! Durch eine salbungsvollen, verbalen Einführung a la „Mad Max II“ erfahren wir, dass es auf der Welt aufgrund schwerer Kontaminationen kein Trinkwasser mehr gibt (toll, dass die Feuerwehr im Hintergrund der Erzählung immer noch löschen kann). Alleiniger Lieferant des feuchten Nasses ist die böse Minna (Brigitte Nielsen). Und wir sehen bald, wie böse sie ist. Sie lässt Wasserschmuggler jagen und töten, um ihr Monopol aufrecht zu erhalten. Wir sehen auch schon in der ersten Szene, was uns erwartet. Pistolen die nicht treffen, es sei denn ein wichtiger Schurke bedient sie. Und Funkverkehr von Polizisten, die gar kein Mikrophon haben und während ihres Dialoge mit der unsichtbaren Zentrale gar nicht reden. Na, das kann ja heiter werden. Aber Schwamm drüber – wir warten ja auf den Star des Films. Das Schlachtschiff, auf dem Minna mittels molekularer Veränderungen des Wassers (als Naturwissenschaftler halte ich persönlich die Möglichkeiten dieser Veränderung für sehr gering) eine Entgiftung und die Schaffung ihres Wirtschaftsgutes vornimmt. Und das Schiff ist schon beeindruckend (Iowa-Klasse) und wird immer wieder, egal ob es passt oder nicht, in Außenansichten in voller Fahrt in den Film integriert (wir müssen uns nicht daran stören, dass wir während des Films erfahren, dass auf dem Schiff Treibstoff gespart wird, um im Notfall wegfahren zu können). Das Empfinden von Begeisterung, die bei „Alarmstufe Rot“ von ganzem Herzen kam, legt sich schnell, wenn der geneigte Zuschauer registriert, dass sämtliche Dreharbeiten auf einem völlig anderen Schiff, das in einer dreckigen Hafenbrühe schwimmt und sogar eine andere Nummer hat, durchgeführt wurden. Auch noch egal. Zurück zur Handlung.Rebellen wollen nicht weiter Wasser kaufen und verlieren aufgrund ihrer bockigen Handlung die Tochter des Rebellenführers (selbiger ist so charismatisch wie eine Tüte Popcorn) als Geisel. Ebenfalls bockig stellt sich der aufgeblasene Erikson (der armselig agierende Matthias Hues), der die Rebellen nicht unterstützen will, das Schlachtschiff anzugreifen. Trotzdem schafft er es durch wenig stringentes Handeln, ebenfalls zusammen mit der Tochter als Gefangener auf Minnas Schiff zu kommen. Dort wird er als Arbeitssklave eingesetzt (eine absolut hirnrissige Tätigkeit, die nicht einmal körperlich schwer erscheint), muckt auf und verschlechtert seine Lage zusätzlich, indem er den Avancen von Minna widersteht. Es kommt wie es kommen muss – der Rebellenführer greift nur mit der Unterstützung seines Sohnes und unter Verwendung eines nicht ansatzweise seetüchtigen Motorbootes das Schlachtschiff an, auf dem Erikson zeitgleich eine Revolte lostritt. Von Intrigen geschwächt geht Minnas Imperium unter und die Rebellen finden eine Insel, auf der sie neu anfangen können. Der Abspann ist dann wieder „Mad Max 2“. Die Handlung ist reiner Mist. Aber richtig unerträglich wird sie durch schmerzende Details. Allen voran der unsägliche Doktor, der wohl eine Hommage an Cabby aus „Die Klapperschlange“ sein soll. Idiotisch agierende Nebenrollen können großen Filmen Witz verleihen; bei diesem Machwerk unterstreicht dieser Charakter die nicht vorhandene Klasse des Streifens. Ebenfalls störend sind die extrem schlecht in Szene gesetzten Kämpfe. Wobei sich der geneigte Zuschauer fragt, wieso sich mit Schusswaffen ausgestattete Kämpfer stets auf manuelle Gewaltanwendung versteifen. Nun gut, den Wert der Schusswaffen haben wir, nicht zuletzt bei der super-peinlichen Verfolgungsjagd mit den Booten, zu genüge kennen gelernt.Sehr tragisch ist auch noch der Schnitt des Films. Ich weiß nicht, welche Idee dahinter steht, jeden Anflug von stringent erzählter Handlung durch Umschneiden auf eine völlig unerhebliche Aktion zu zerstören. Dabei kommen die Verantwortlichen auch noch mit den zeitlichen Abfolgen ins schlingern, was den grotesken Charakter von „Watership Warrior“ noch unterstreicht. Reden wir noch kurz über die Schauspieler. So erstaunlich wie es klingt, aber Brigitte ist noch einer der wenigen Lichtblicke. Sie hat sich auf herrschsüchtige Miststücke spezialisiert und kann diese Rolle recht ordentlich. Auch der Sohn des Rebellenführers ist noch recht ordentlich. Der Rest der Besetzungen kann als Komplettausfall gewertet werden. Der Film ist in Summe schlechter, billig gemachter Schund, der versucht, durch Anleihen anderer Filme und der Verwendung billig zu erhaltenden Filmmaterials eine Luftnummer aufzubauen, die erst nach Veräußerung an den unglücklichen Kunden platzt. Das kann man gerne mit Kalkül tun, denn bei den niedrigen Produktionskosten sind die Anforderungen an den Vermarktungserfolg denkbar gering. Umso erschreckender ist es, dass die Macher des Films ihr Tun offenbar ernst gemeint haben. Auch die Schauspieler tun so, als würden sie in wer-weiß-was für einem Blockbuster mitspielen. Das ist tragisch. „Watership Warrior“ ist niemandem zu empfehlen. Auch wenn es nahe liegen könnte, dass Trashfreunde hieran Spaß haben könnten, schließe ich auch diese Klientel aus meiner Empfehlung aus. Der Film hat nicht die Leichtigkeit und das Augenzwinkern, was andere, ähnlich grottenschlechte Filme wieder erträglich macht. Ganz klar von mir den einen Punkt. Und Finger weg!