Regisseur Worth Keeter (L.A. Bounty, Snap Dragon) war noch nie eine sichere Bank für gute Actionunterhaltung, weshalb sein "Dirty War" auch aus der Reihe tanzt. Drehbuchautor Russell V. Manzatt war unter anderem für das Screenplay zur Cannon-Produktion "Midnight Ride" verantwortlich.
Ryan Cassidy (Rob Estes) und sein bester Kumpel Bobby Kael (Noah Blake) wollen in Kalifornien Karriere als Musiker machen. UNterwegs landen sie in einem kleinen Kaff, wo sich Ryan sofort in Lacey Luddigger (Betsy Russell) verknallt. Er will Lacey mitnehmen, doch deren Familie hat etwas dagegen. Den Luddiggers gehört nämlich das ganze Städtchen und wäre da nicht Sheriff Frost (Bo Hopkins), gebe es kein Gesetz. Trotzdem wird Bobby erschossen und Ryan kann in die Wälder fliehen. Dort freundet er sich mit ehemaligen Vietnamveteranen Jefferson Carter (Ernie Hudson) an. Doch Mom (Sarah Hunley) und Pop Luddigger (R.G. Armstrong) haben mittlerweile eine schlagkräftige Truppe auf die Beine gestellt. Jefferson und Ryan nehmen den Kampf auf.
Man hätte Serienstar Rob Estes (Melrose Place, Phantom Nightmare) nicht unbedingt lange Haare verpassen müssen, jedoch scheinen die damaligen Teenieidole Ende der 80er Jahre so ausgesehen zu haben. Und Estes macht seine Sache wirklich gut. So beherrscht er im Film sogar einige Kampftechniken, leider macht Keeter davon kaum Gebrauch. Betsy Russell (Saw III-VI, Delta Heat) muss als Love Interest herhalten und Bo Hopkins (Phantoms, From Dusk till Dawn 2) mal wieder als Sheriff. Don Swayze (Steel Train, Digital Man) gibt den herrlich schmierigen Deputy Walt Luddigger und Ernie Hudson (The Crow, Ghostbusters) den auf Anhieb sympathischen Jefferson Carter. "Dirty War" punktet mit einer wirklich überzeugenden Besetzung und Keeter schafft es den Charakteren ein wenig Tiefe zu verleihen.
Aber man muss sich ein wenig gedulden, bis "Dirty War" in Fahrt kommt und sollte auch dann keine Actionorgie erwarten. Die Bösewichte stehen von Anfang an fest, hier in Gestalt der Familie Luddigger, die sich gerne über die Gesetze stellen und die hübsche Lacey wie den letzten Dreck behandeln. Da ihnen der Großteil der Stadt gehört, haben die Luddiggers großen Einfluss und auch viele Familienmitglieder. Schon ziemlich zu Beginn legen sich Bobby und Ryan mit Deputy Walt Luddigger an, der einfach mal ihr Auto durchwühlt, ohne handfesten Grund. Es kommt zu Streitereien und die Situation eskaliert, als die Beiden mit Lacey abhauen wollen. Bobby wird erschossen und auch der jüngste Sohn der Luddiggers kommt dabei um. Ryan wird durch die Wälder gehetzt wie ein Tier, auch schiebt man ihm nun beide Morde in die Schuhe. Erstaunlicherweise ist das Ganze recht spannend inszeniert, nur richtige Actionszenen sollte man nicht erwarten. So darf sich Ryan zwei kleine Keilereien liefern, muss vor einem Tankwart flüchten, der zu den Luddiggers gehört und es kommt zu kleineren Verfolgungsjagden mit dem Auto und zu Fuß, wobei auch ein wenig geschossen wird.
Der in den Wäldern lebende Jefferson wird bald Ryans Verbündeter, auch er hat noch eine Rechnung mit den Luddiggers offen. So verläuft der Plot überraschungsfrei, hat aber dank der ordentlich gezeichneten Charaktere nicht nur Alibifunktion. Erst gegen Ende geht es dann richtig rund, wenn Ryan und Jefferson sich gegen eine ganze Horde Hinterwäldler zur Wehr setzen müssen. Dabei kommen zahlreiche Schusswaffen und ein Raketenwerfer zum Einsatz. Desweiteren auch einige Tretminen und eine selbstgebastelte Falle. Auch wenn das Finale recht kurz gehalten wird, so fährt Keeter hier mit spektakulärer Action auf. Richtig ausarten tut "Dirty War" nie, die immer noch anhaltende Indizierung ist längst überholt. Ein paar blutige Einschüsse gibt es dennoch zu sehen. Wie das Ganze ausgeht, ist schon vorprogrammiert.
"Dirty War" hält eine gute Darsteller-Riege parat und ist von Keeter recht professionel in Szene gesetzt. Jedoch braucht der Film eine Weile, um in die Gänge zu kommen, auch mit Action hält sich Keeter eher bedeckt. Die Story verläuft nach Schema F, trotzdem mangelt es nicht an Spannung. Es ergibt sich ein hoher Unterhaltungswert, der knappe 6 Punkte durchaus rechtfertigt.