Review

Backlash - die hanebüchene Geschichte eines vermasselten Gerichtsprozesses.
So würde die Werbung auf dem Filmplakat aussehen, wenn man denn so ehrlich wäre, den Film als das anzubieten, was er ist.
Weil so was niemand sehen will, wird er allerdings, verkaufsfördernd geschickt, als ein brutaler Rape'n'Revenge Brecher vermarktet, der er definitiv nicht ist.
Vielleicht haben die Gestalter der Werbemittel den Film auch einfach nicht zu Ende gesehen, denn anfangs sieht es es allerdings tatsächlich kurz danach aus:4 Proleten sind im Campingmobil zu einem Jagdausflug unterwegs und lesen eine 17-jährige Tramperin auf. (Wie in solchen Filmen üblich verkörpert von einer blonden Mittdreißigerin in Jeansjacke.)

Diese junge Dame wird zunächst im Wohnmobil belästigt und geärgert, schläft bei der Übernachtung in einer Waldhütte mit dem einfühlsamen und vernünftigen Steve und wird anschließend vom groben Oberprollo Charlie vergewaltigt.

Sie flieht aus dem Hütte und besorgt sich keine Machete sondern einen Anwalt, der erstmal die Verhaftung zweier der in der Hütte beteiligten Herren erwirkt.
Nun geht's los mit ausgiebigem Hin und her: Streitgespräche zwischen Opferanwalt und Verteidiger, Suspendierung bzw. berufliche Nachteile für alle Beteiligten, ein Versicherungsmakler nimmt sich das Leben.
Auf die letzten 20 Minuten kommt dann doch noch etwas wie Bewegung in diese stinklangweilige Nummer: Haupttäter Charlie, für den die Luft langsam eng wird, heuert einen Killer an, der die Anklägerin verschwinden lassen soll, allerdings hat die es sich mittlerweile schon wieder anders überlegt und ihr mögliches Ableben wäre plötzlich äußerst unvorteilhaft für den Vergewaltiger.Über einige mehr oder weniger glaubwürdige Wendungen verschlägt es dann wiederum alle Beteiligten in die Hütte im Wald, Killer schleichen durch die Nacht und gerächt wird sich dann auch noch, allerdings nicht seitens des Opfers sondern der Ex-Freundin des Täters, die infolge eines fehlgeschlagenen Cornflake-Vergiftungsversuches, dem irrtümlich Charlie's Sohn zum Opfer fiel, 5 Jahre in der geschlossenen Abteilung zubringen musste.

Wie man sieht eine äußerst subtil eingefädelte, schlüssige Kriminalstory mit vielen spektakulären Überraschungen.

Aus der untersten Schublade stammen frauenfeindliche und chauvinistische Momente, in denen das vergewaltigte Opfer sich tränenreich bei den Assis für die Umstände, die ihnen ihre Anzeige bereitet hat, entschuldigt und verständnisvoll in den Arm genommen wird: Wir sitzen doch alle im selben Boot? Zum Kotzen.

Auf der Seite der positiven Aspekte dieses üblen, dilettantischen Machwerks stehen lediglich der Umstand, dass der brutale Vergewaltiger von Thomas Piper, der deutschen Synchronstimme von ALF, gesprochen wird und Dialoge aus dem Reich des absoluten Schwachsinns wie „Vorsicht, Verrückte verstecken sich auch manchmal auf Bäumen!"
Ansonsten gibt's hier echt nichts Sehenswertes zu vermelden, die reißerische Aufmachung ist blanker Beschiss und auch hartgesottene Troma-Fans bekommen nach dem Vorspann-Logo nichts Vertrautes geboten. (Der Film wurde nicht von Troma produziert, sondern lediglich als Lizenzprodukt eingekauft und vermarktet).

Die meisten Quellen datieren das Erscheinungsjahr auf 1987, wobei Ausstattung, Stadtbild und Kleidung mindestens 10 Jahre älter aussehen.
Dass dieser Film 10 Jahre oder länger im Schrank lag, bis sich jemand gefunden hat, der ihn veröffentlichen möchte, wäre wahrlich keine große Überraschung und dem Duo Kaufmann/ Herz hätte man im Nachhinein ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl ihrer Lizenzen gewünscht.Die deutsche Videoveröffentlichung ist den einzigen beiden Actionszenen, die der Film zu bieten hat, großzügig geschnitten, ist doch Ehrensache.

Hier ist wirklich für niemanden was dabei - auch Fans von rohem Brutalo-Schund, die durch die Vermarktungsstrategie wohl zu den Hauptinteressenten für diesen Film auserkoren wurden, langweilen sich nach anfänglicher Hoffnung gepflegt in Grund und Boden.

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