Wenn Männer Brüste kriegen
Der Film entführt uns in ein fernes Land zu einer unbestimmten Zeit. Nachdem die Kaiserin (Qu Ying) ihren Geliebten (Daniel Wu) dabei erwischt hat, wie er von ihrer Zwillingsschwester verführt wurde, verbannte sie alle Männer aus dem Palast. Im ganzen Land wurden nun die Männer versklavt und ein Reich von Amazonen wurde etabliert. Ihre Schwester wurde dazu verdammt für immer in einem Stein gefangen zu sein und bis in alle Ewigkeit zu sterben, ihrem Geliebten blieb nur der Weg der Selbstkastration (eine schmerzhafte Szene in Zeitlupe) um seiner Geliebten nahe zu sein, denn seitdem darf er ihr als Hohepriester dienen. Doch das Land ist in Aufruhr: der Freiheitskämpfer Crounchingtigerhiddendragon (Donnie Yen) hat von einer Steinplatte erfahren, die den Weg zu einem magischen Schwert (mit dem kreativen Namen Excalibur) weist und das den wahren Kaiser schließlich zur Macht führt und damit die, allen anschein nach nicht allzu lang andauernde Amazonenherrschaft, zu beenden. Diese Steinplatte wird von einem Schauspieler (Edison Chen) gefunden, der zwei Sätze reden, ein paar Meter rennen und dann sterben darf.
Die Steinplatte fällt zwei bekloppten Schauspielern (JC / Jaycee Chan und Chen Bo-lin) in die Hände, die denken sie würde sie zu einem riesigen Schatz führen. Ihnen schließen sich die Männerhändlerin 13. Meisterin (Charlene Choi) und die kaiserliche Spionin Blauer Vogel (Gillian Cheung) an, die ihrerseits hinter dem vermeintlichen Schatz her sind. CTHD behält die Truppe natürlich immer im Auge. In den anschließenden 60 Minuten stolpern unsere Helden durch die Landschaft, dürfen ab und an mal ein bischen wireworked und CGI-pimped kämpfen und schließlich das Schwert finden.
Vorher darf natürlich Jackie Chans Gastauftritt nicht fehlen, der sich ja immerhin als Produzent und JCs Vater verantwortlich zeichnet. Der Kampf stellt zweifellos das Highlight der doch recht langweilig und sehr CGI-lastig inszenierten Kampfszenen dar - Corey Yuen kann das eindeutig besser!! Zwar handelt es sich bei der Szene - wohlwollend ausgedrückt - um eine Hommage an Donnie Yens Speerkampf in "Hero", einschließlich Wasser, aber die Szene ist recht gut gelungen. Allerdings ist sie völlig sinnlos und holzhammermäßig in den Film reingeprügelt worden.
Entgegen aller Erwartungen stellt sich nicht CTHD als neuer Kaiser heraus sondern der dösige JC, der den ganzen Film über nur zwei Gesichtsausdrücke drauf hat: dösig gucken und noch dösiger gucken. Er schlägt sogar den extrem untalentierten Chen Bo-lin in Sachen untalentiert sein.
Das anschließende Finale stellt dann die größte Enttäuschung des ganzen Films dar: Statt Donnie Yen durch ein Amazonenheer wirblen zu lassen, verbünden sich Männer (denen durch den Fluch der Kaiserin nun langsam Brüste wachsen - die Szene erinnert stark an Willow, als Soldaten in Schweine verwandelt werden) und Frauen und den Finalkampf - wenn man das so nennen kann - mit der Kaiserin dürfen unsere vier Jungstars ausfechten. Dieser Kampf ist so belanglos und kurz, dass er keiner weitern Erwähnung wert ist. Am Ende sind die Kaiserin und ihr Geliebter wieder im Tode vereint, JC verzichtet auf den Thron und haut mit seinem Mädel (ich glaube Gillian) ab, die als Belohnung auf einer Kuh reiten darf. Abspann, keine Outtakes - Ende.
Was bleibt ist der Eindruck einen der schlechtesten Filme der letzten Jahre gesehen zu haben. Hier geht die Rechnung gut + gut = schlecht voll auf. Bedenkt man dass Patrick Leung langjähriger Assistent von John Woo war und das wirklich sehr gute Actiondrama "Beyond Hypothermia" gedreht hat und dass Corey Yuen mit den Fong-Sai-Yuk-Filmen zwei Wire-Fu-Klassiker geschaffen hat, fragt man sich echt was die beiden sich reingeschmissen haben um so eine Unsinn zu verzapfen.
Rein formal gibt sich der Film ja noch recht solide. Die Kamerafahrten sind nett anzusehen, die Schnitte sind gut und auch die Musik geht noch durch. Der Rückblick auf die Geschichte der Kaiserin ist sogar sehr atmosphärisch gefilmt und ganz schön anzusehen. Das war's aber auch schon fast mit den positiven Punkten.
Darstellerisch ist der Film das größte Desaster seit Jahren. Die Hauptdarsteller JC und Bo-lin haben so viel Charisma wie eine Alditüte und ihr darstellerisches Talent entspricht dem einer Straßenlaterne. An dieser Stelle seien auch die Interviews auf der deutschen Bonus-DVD erwähnt - so viel Quark wie JC da von sich gibt habe ich selten gehört (an schlecht übersetzten Untertiteln wird's nicht liegen, eher an JCs - ich sag's nicht).
Auch die Twins sind eigentlich nur hübsch, Charlene Choi geht aber mit ihrem Tussigehabe nach zehn Minuten gewaltig auf die Nerven. Schauspielerisches oder kämpferisches Talent sucht man vergebens.
Donnie Yen spielt und kämpft souverän, sein Part beschränt sich aber nur auf einen erweiterten Gastauftritt.
Qu Ying und Daniel Wu spielen gut zusammen und eine gewisse Leinwandpräsenz ist beiden nicht abzustreiten. Beide füllen ihre Figuren mit Leben und können ihre Charaktere gut rüberbringen. Allerdings ist ihre Spielzeit zu kurz um eine wirklich facettenreiche Darstellung zeigen zu können doch stellen beide zweifellos den darstellerischen Glanzpunkt des Films dar.
Als absoluten Griff ins Klo stellt sich Tony Leung Ka-Feis Auftritt heraus. Der Darsteller, der in "New Dragon Gate Inn" durch die Wüste wirbelte, in "Dumplings" den liebestollen Ehemann mimte oder in "Der Liebhaber" eine grandiose Darstellerleistung erbrachte, kalauert sich hier als Theaterdirektor mit Brüsten von Szene zu Szene um am Ende seiner überdimensionalen Geliebten in die Arme zu fallen. Das alles ist nicht witzig sondern peinlich, eindeutig Tonys Karrieretief.
Auch nehmen sich alle Darsteller und der Film selbst so ernst, dass er nichtmal unfreiwillig komisch ist und auch als Trash nicht funktioniert.
Die Kampfszenen sind abwechslungsarm und lanweilig inszeniert und scheitern entweder an den Fähigkeiten der Darsteller oder an denen der Programmierer, denn vieles sieht sehr nach CGI aus. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Das Setting sieht aus als hätte man Kostüme und Ausstattung von den Produzenten der Herkulesserie aus den 90ern abgekauft, denn alles wirkt eher griechisch oder us-fantasymäßig als asiatisch - sehr schade.
Wenn man alles betrachtet so wirkt "Twins Effect 2" wie ein schnell heruntergefilmetes Vehicle für Jackie Chans Sohn JC um in die Fußsstapfen seines Vaters zu treten, leider hat er weder das Charisma noch die kämpferischen Fähigkeiten seines Vaters geerbt, deswegen sollte er sowas in Zukunft lassen - Schauspielerei ist ja auch keine Erbmonarchie.
Mit einer handvoll bekannter Gesichter vor und hinter der Kamera kann man weder fehlendes Talent noch ein 0-8-15-Drehbuch kaschieren. Ein trauriges Erlebnis...
2/10