Review

Mit „Born American“ legt Renny Harlin ein recht beachtliches Regiedebüt hin, dass allerdings nicht ganz die Klasse späterer Blockbuster erreicht.
Der Anfang ist erst gar nicht zuzuordnen: Ein junges Mädchen wird in der UdSSR von einem Mann verfolgt, der sie ermordet. Hierbei klaut Harlin ein wenig bei Coppolas „Apocalypse Now“, denn während der Ermordung des Mädchens ist die Schlachtung eines Tieres zu sehen.
Hauptfiguren sind allerdings die drei US-Soldaten K.C. (David Coburn), Savoy (Mike Norris) und Mitch (Steve Durham) machen ihren Landurlaub in Finnland verbringen, in einem Landstrich in der Nähe zur Sowjetunion. Dabei fängt „Born American“ recht harmlos an: Die drei sind ganz normale Typen, die ihren Spaß haben wollen. Sie verkörpern Typen wie man selbst, so dass man sich mit den Figuren identifizieren kann und diese als Sympathieträger anerkennt.

Auch als sie die russische Grenze aus Jux überqueren erscheint dies nur als harmloser Spaß. Doch bald wird daraus ein tödlicher Ernst: Als die Grenzpatrouillen einen Rucksack finden und nach den dreien fahnden, ist der Rückweg versperrt. Zudem kommen sie in das Heimatdorf des am Anfang getöteten Mädchens und werden dort für die Mörder gehalten. Bald befinden sie sich in einer Gewaltspirale, die sich schnell abwärts dreht...
Harlins sonstige Werke wie z.B. „Cliffhanger“ oder „Stirb langsam“ sind temporeiche, wenn auch leicht handelsübliche Filme, wobei er sich meist als Actionmeister herausstellt. „Born American“ ist da etwas anspruchsvoller, hat aber leider einige Schwächen, die den Spaß trüben.
Vor allem die Geschichte ist zwar in der Grundkonstruktion sehr gelungen, aber könnte besser ausgearbeitet sein. Zum einen werden viele Dinge ausgelassen und zum andern einige Ideen wüst aneinandergereiht; insgesamt könnte das Drehbuch etwas mehr an Struktur vertragen. Erfreulich ist die Kompromisslosigkeit des Drehbuchs, denn „Born American“ geht stellenweise wirklich an die Nieren: Sympathieträger sterben, das eigene Überleben hat Folgen für andere etc. Das Ganze wird dadurch noch härter, dass die Hauptpersonen eben solche Identifikationsfiguren sind.

Allerdings wird hier in die Klischeekiste gegriffen, vor allem wenn es um die Russen geht. Denn diese sind die bösen Menschenschinder, die foltern und auch ihre Gefangenen sind die typischen Film-Knastinsassen, die eine großen Händler haben, der sich seine Dienste von den anderen Gefangenen entlohnen lässt, den typischen Psycho, der sich am Leid anderer ergötzt usw. Ein paar nette Ideen (z.B. die Schachspielgesellschaft) entlohnen wieder halbwegs für diesen Mangel.
Zwischendurch bietet Harlin einige Actionszenen, die ein wenig von seinem Potential auf diesem Sektor erkennen lassen. Dies sind ein paar recht harte, realistische Prügeleien und einige Shoot-Outs. Diese sind weniger spektakulär und etwas unausgewogen (zu wessen Gunsten kann man sich schon denken), aber bieten dem Genrefan ein paar nette Augenblicke.
Die Schauspieler sind alles in allem ganz OK, auch wenn keiner wirkliche Glanzleistungen vollbringt. Die Hauptfiguren überzeugen wie bereits gesagt durch die Möglichkeit zur Identifikation und spielen auch nicht unbedingt schlecht, aber Oscarreif sind sie nicht auch wieder nicht. Von den Nebencharakteren bekommt wenig zu sehen.

„Born American“ ist als Regiedebüt recht beachtlich, aber alles in allen nur oberer Durchschnitt, denn das Drehbuch könnte packender, spannender und ausführlicher sein.

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