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Wieder eine Charles Band Produktion aus dem Hause Full Moon. Unter der Regie von David DeCoteau, Urheber eklektischer Werke wie Creep Zone und Puppetmaster 3, entstand ein weiterer Beitrag zur langen Tradition von direct-to-video Trash. Natürlich wissen wir Jünger solch ausgewählter Unterhaltung, daß man uns mehr Peitsche als Zuckerbrot offerieren wird, doch obwohl dieses Experiment vermutlich ins Auge geht, sind wir wieder dabei, wenn es heißt: Killer Eye - Experiment des Grauens.
Der Ansatz ist wie so oft ein putziger Schenkelklopfer. Ein wahnsinniger Wissenschaftler sucht Verbindungen zur 8. Dimension. Abgelenkt von seiner nymphomanen Frau, muß er sich ihren Gelüsten erwehren, während sein menschliches Versuchsobjekt die Gunst der Stunde nutzt, um in ein Gerät zu blicken, welches ihn scheinbar direkt in diese andere Ebene sehen läßt. Schmerzgepeinigt sinkt er zu Boden. Ein Schattenspiel offenbart dem Zuschauer, daß sein Auge zu wachsen beginnt, bis schließlich ein mannshohes Latexmonster aus Augapfel und Augenmuskel durch die Gegend watschelt.

Ob es an gravierenden, kulturellen Differenzen liegen mag, daß dies so vielversprechende Szenario nicht zur vollen Zufriedenheit ausgespielt wird? Man mag es ja als anstößig ansehen, wenn die wenigen Darsteller in den spärlichen Kulissen fragwürdige, soziale Verhältnisse pflegen. So verfügen weder Doktor noch Assistent über eine erfüllte Liebesbeziehung. Die kliteromane Arztgattin hält sich gar zwei Pillenjunkies als Gespielen, welche ihr jedoch keine Befriedigung verschaffen, sondern lieber in Boxershort und Tennissocken herum lungern.
Killer Eye - Experiment des Grauens besticht nicht etwa durch ein gnadenlos mordendes Monsterauge, welches ausreichend Stoff für die guten sechzig Minuten geben könnte. Das gigantische Wesen nutzt seine Kräfte aus der 8. Dimension dazu, sich dezent in das Liebesleben der Figuren einzumischen. Dazu gehört ein Dazustoßen unter der Dusche wie bei einer schläfrigen Ménage à Trois, wo Augenmuskeln oder -nerven die Funktion eines Tentakels übernehmen und ein nacktes Fräulein zaghaft betasten.
Es mag amerikanische Prüderie sein, daß hier so phallussymbolische Andeutungen gemacht werden, anstatt im Hentai-Stil ungezügelte Penetration auszuleben. Da dem Zuschauer leider auch keine anderen Reize geboten werden, muß man dies Machwerk leider als sehr verhaltenen Soft-Sex klassifizieren.

In Ermangelung echter Dramaturgie bleibt es bei unscharf umrissenen, persönlichen Problemen, die genauso langweilen, wie der umher irrende Glubscher, von dem lediglich die Gefahr kurzfristiger Hypnose auszugehen scheint. Erst kurz vor Schluß rafft sich Killer Eye - Experiment des Grauens noch zu einem halbherzigen, inszenatorischen Höhepunkt auf, der den bereits verlorenen Zuschauer jedoch auch nicht mehr besänftigen kann.
Der Film zeigt genug Ansätze, wie man aus diesem kurzen Abenteuer einen kurzweiligen Spaß für Zwischendurch hätte gestalten können. Wie leider oft bei Full Moon Produktionen bleibt es bei Wunschträumen. Dabei waren die Materialien schon längst vorhanden. Anstatt sich auf die wenige nackte Haut und den durchaus belustigenden Effekt dieses gigantischen Sehorgans zu verlassen, hätte es nur ein paar schrägerer Ideen und gutem Willen bedurft, um den niedrig budgetierten Filmen mit offenen Herzen begegnenden Fans ein bisschen Freude zu bereiten.
Als fernsehtauglich aber vollkommen unnötig bietet es sich an, Killer Eye - Experiment des Grauens bei einer der raren Nachtausstrahlungen abzuschalten, das spart Geld.

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