So wie ich Filme mit grotesken Hirnwesen mag, mag ich auch Filme, in denen überdimensionale Augäpfel ihr Unwesen treiben. Leider sind Beiträge zu diesen (noch namenlosen) Subsubsubgenres äußerst rar gesät (mir fallen spontan nur The Brain from Planet Arous (1957), Fiend Without a Face (1958), The Brain (1988) und The Trollenberg Terror (1958) ein), und so muß man halt nehmen, was einem über den Weg läuft (bzw. krabbelt, flutscht, schleimt oder hüpft).
Ich war ja nie ein Fan von Charles Bands Full Moon-Schmiede (und werde es in diesem Leben wohl auch nicht mehr werden), obwohl mir die meisten Puppetmaster- und Subspecies-Streifen durchaus gefallen und ich Dark Angel: The Ascent sogar richtig gut finde. The Killer Eye ist eine Full Moon-Produktion aus dem Jahre 1998, inszeniert vom homosexuellen C-Movie-Fließband-Regisseur David DeCoteau, der sich hinter dem Pseudonym Richard Chasen versteckt. Wenn er noch einige Monate durchhält, wird er wohl (oder übel) die 100-Filme-Marke (als Regisseur) knacken. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen neben Nightmare Sisters und Puppet Master III: Toulon's Revenge auch Creepozoids mit Scream Queen Linnea Quigley.
Letztere(r) ist in The Killer Eye im TV zu sehen, wohl um die Laufzeit noch ein wenig zu strecken, läuft der billige Quatsch doch nur schlappe 73 Minuten; zieht man Vor- und Abspann auch noch ab, bleibt eine gute Stunde Film übrig. Und selbst diese gute Stunde fühlt sich etwa dreimal so lange an. Von wegen kurzweilig... es sind sehr lange 73 Minuten, die es zu überstehen gilt. Aber hey, ein fieses Auge spielt die Hauptrolle, also ist die Zeit keineswegs vergeudet. Die Geschichte ist so hirnrissig, wie die Figuren, die es mit dem Auge zu tun bekommen, dämlich sind. Ein Wesen aus einer anderen Dimension findet dank des irren Wissenschaftlers Dr. Jordan Grady (Jonathan Norman) den Weg in unsere Welt, manifestiert sich im Auge eines Strichjungen (Ryan Van Steenis), wächst und verläßt die Höhle, während der dubiose Arzt mit seiner heißen, sträflich vernachlässigten Frau Rita (Jacqueline Lovell aus Hideous! aka In Vitro - Angriff der Mutanten) unter anderem über ihre ausbleibenden Orgasmen debattiert. Bevor es die nicht vorhandenen Beine in die nicht vorhandenen Hände nimmt, studiert das riesige Augenwesen die im Labor aufgehängten Tafeln über männliche und weibliche Reproduktionsorgane. Und kommt dabei auf obszöne Gedanken. Fortan sind die handvoll Bewohner des Hauses ihres Lebens nicht mehr sicher; vor allem den Frauen geht es an die Wäsche, hat das bizarre Wesen doch nichts Besseres zu tun, als mit seinen Tentakeln die weiblichen Rundungen zu erkunden.
"Eye designed & created by Mark Williams", heißt es in den Credits. Lange hat er dafür bestimmt nicht gebraucht, ähnelt das Auge doch frappant einem aufgeblasenen, bemalten Plastikball, an den fleischig aussehende Anhängsel rangeklebt wurden. Obwohl das kaum bewegliche Killer Eye recht oft zu sehen ist, passiert im Grunde herzlich wenig. Es hypnotisiert, grabscht, nimmt Körper in Besitz und nuckelt auch mal am Gehirn der Unglücklichen. Das mag ja recht schmackhaft klingen, ist aber ziemlich lahm und uninspiriert umgesetzt. Manche Szenen werden bis zum Geht-nicht-mehr ausgewalzt, die unmotivierten Zeitlupeneinschübe irritieren, und zum Drüberstreuen nerven sämtliche Männer derart gewaltig, daß es auch die beiden hübschen Mädels (die bereits erwähnte Jacqueline Lovell sowie Nanette Bianchi aus Mike Mendez' Killers) nicht mehr rausreißen können. Bonuspunkte gibt es für die hirnverbrannten Dialoge, die an Dämlichkeit kaum zu überbieten sind. So kommentiert der Doktor einen leblosen, am Boden liegenden Körper mit "...your friend's brain has been sucked dry", woraufhin der debile, extrem schwul angehauchte Freund erwidert: "Is he gonna be okay?" Aber sicher doch. Sehr schön auch die Anmerkung eines weiteren Idioten, der da meint: "There's one good thing about this... it can't bite us." Daß dann einer der Protagonisten noch allen Ernstes warnt "Don't look into its eye!", versteht sich fast von selbst.
Tja, was soll man da noch sagen? The Killer Eye ist lahm, dumm und nervend, und man würde der investierten Zeit weinend nachtrauern, wenn, ja wenn sich da nicht ein Killerauge rumtreiben würde. Das macht den Streifen zwar nicht besser, er ist für Fans aber immerhin keine völlige Zeitverschwendung. 2011 folgte ein spaßiges Sequel in Form von Killer Eye: Halloween Haunt.