Review
von Alex Kiensch
Mit dem dritten Teil verlässt die japanische Hardcore-Reihe die Pfade des Pseudo-Snuffs und wandelt sich zum schrill-blutigen Gewalt-Trash. Der suizidale Hideshi, Angestellter einer Computerfirma in Tokio, stellt bei dem halbherzigen Versuch, sich umzubringen, fest, dass er nicht sterben kann. Diese Fähigkeit nutzt er sogleich, um sich selbst fröhlich immer weiter zu verstümmeln. Damit erschreckt er sogar einen vorbei schauenden Kollegen fast zu Tode.
Die Story von "Guinea Pig: He never dies" bleibt so marginal, dass sie im Grunde kaum der Rede wert ist. Aber im Gegensatz zu den Vorgängern besitzt dieser Film immerhin eine fiktive Handlung, die zumindest den Anspruch einer erzählerischen Entwicklung erhebt, wenn auch nur auf minimalstem Raum. Die geradlinige und zu keiner echten Pointe kommende Story wird dann auch, um die Lauflänge etwas zu strecken, immer wieder von einem amerikanischen Wissenschaftler unterbrochen, der den Film als nachgestelltes Video bezeichnet und sinnleere Phrasen über Mysterien drischt, die selbst die Wissenschaft nicht erklären kann. Diese Tendenz zur vollkommenen Inhaltslosigkeit ist freilich aus Teil eins und zwei bekannt, wird hier aber erstmals zum wirklichen Ärgernis: Anstatt der Geschichte irgendeine Art von Dramaturgie zu verleihen, ergeht sich der Film nur in der Darstellung blutiger Verletzungen und endet in einer grotesken Slapstick-Szene, in der die Freundin des Kollegen mit dem abgetrennten und fröhlich lachenden Kopf des unsterblichen Hideshi schimpft, weil der die Wohnung so schmutzig gemacht habe.
Von Anfang an wird hier deutlich, dass es der Film eher auf abseitigen Humor denn auf echten Schock abgesehen hat. Hideshis unzufriedener Chef, seine abweisenden Arbeitskolleginnen - alles hier wirkt dilettantisch und hemmungslos überzeichnet (was im Übrigen typisch für japanischen Brachialhumor ist). Schrill chargierende Nebendarsteller, eine plumpe, einfallslose Kamera und absurde Gags (wenn etwa Hideshi fröhlich seine Eingeweide heraus reißt und sie dem Kollegen ins Gesicht wirft) verbinden sich zu einem ziemlich grotesken Trash-Erlebnis, das wohl nur eingefleischten Genre-Fans Freude bereiten wird.
Auch sind die Splatter-Effekte im Vergleich zu den heftigen Vorgängern beinahe als handzahm zu bezeichnen. Blutlachen und glibberiges Zeug, das als Organe dienen soll, werden echte Hardcore-Fans wohl kaum verstören. Immerhin kann man sich über den singenden Kopf am Ende und die eine oder andere Idee durchaus amüsieren. Wie gesagt: Wer ein Herz für Trash hat, kann hier durchaus etwas Zufriedenstellendes entdecken. Wer aber Wert auf eine ausgefeilte Handlung, halbwegs professionelle Inszenierung und erträglich agierende Schauspieler legt, wird an "Guinea Pig: He never dies" eher kein gutes Haar lassen. Alles in allem bleibt der dritte Teil damit aber schon dem Prinzip der Reihe treu: Er bietet kurzen Filmspaß für ein sehr ausgewähltes Publikum.