Review

„Pursued“ ist einer dieser kleinen unbekannten B-Produktionen, die einem von Anfang an sympathisch. Statt auf Action bzw. das Wiederverwehrten von Actionszenen, wie es im B-Alltag ja Gang und Gebe ist, setzt der Film auf eine clevere Story. Das Konzept geht auf und dank Christian Slater etabliert sich der Film weit über dem Genre-Durchschnitt. Produziert wurde der Film übrigens vom allseits bekannten Andrew Stevens (Hausproduzent vom leider in Rente gegangenen Dudikoff und Ex-Eigner von Royal Oaks), der auch eine Minirolle übernahm.

Als äußerst brisant erweißt sich die Story. Der Headhunter Vincent Palmer (Christian Slater, „Alone in the Dark“) wirbt für große Unternehmen Topkräfte ab – kassiert dafür viel Geld. Dadurch geht er ohne Skrupel vor und schreckt auch vor Mord nicht zurück, um die „Auserwählten“ zur Vertragsunterzeichnung zu drängen. Auch der Biochemiker Ben Keats (Gil Bellows) soll den Job wechseln, weigert sich jedoch strikt dagegen. Nun beginnt Palmer sein Psychospiel und droht nicht nur Keats’ Familie...
Klingt nicht wirklich neu, doch für ein B-Movie erstaunlich clever konstruiert. Von Beginn an drückt der Film aufs Tempo, ist kurzweilig und zieht konstant einen roten Faden ohne auf nebensächliche Subplots auszuweichen.
Es ist schon erstaunlich, mit welcher Skrupellosigkeit Palmer zu Werke geht. Dabei ist so was (wenn auch nicht so extrem) Alltag in der US-Berufswelt.
Im Laufe der gut 90 Minuten Laufzeit baut „Pursued“ eine spannende Atmosphäre auf, lässt den Zuschauer dabei lange im Ungewissen und verliert nur am Ende deutlich an Spannung. Action fehlt dabei leider komplett, den außer dem kurzen Gerangel im Finale ist in dem Punkto nichts los. Etwas enttäuschend, aber dank der guten Story verkraftbar.

Viel interessanter ist der Charakter des Vincent Palmer. Der Mann ist einem in der einen Minute unglaublich sympathisch, kurz darauf jedoch erweißt er sich als kranker, gewalttätiger Psychopath. Christian Slater, von dem ich bisher nicht viel hielt, überzeugt durchweg. Sein gnadenloses Overacting kommt gut und sorgt sogar für ein paar Lacher. Estella Warren („Driven“) ist nur schönes Beiwerk, hat aber kaum etwas zu machen. Michael Clarke Duncan und Andrew Stevens haben Nebenrollen, auch Gil Bellows überzeugt als Opfer des Headhunters.

Ebenfalls sehr gut ist die Ausstattung. Technisch (PCs, Produktionsdesign etc.) braucht man sich nicht hinter Kinoware verstecken und auch sonst bin ich mir sicher, dass man mit etwas mehr Sorgfalt bei der Inszenierung (laut Making-Of waren Zeit und Geld knapp – aber bei welcher Produktion ist das nicht so) und etwas mehr Action den Weg auf die Kinoleinwand durchaus hätte riskieren können (natürlich nur mit niedriger Kopienzahl). Denn Story und Cast sind mehr als überdurchschnittlich und besser als in manchem Streifen, der in den letzten Jahren über deutsche Leinwände gelaufen ist.

Fazit:
Kleiner, aber feiner B-Thriller mit einer erstaunlich cleveren Story und guten Darstellerleistungen. Die Wendungen sind gut durchdacht und das Thema ist erstaunlich brisant und aktuell, der Thriller drückt von Beginn an ordentlich aufs Tempo.
Die Darstellerriege um Slater und Bellows liefert gute Leistungen ab, vor allem Slater verkörpert den Schizophrenen Headhunter mit Bravour.
Alles in allem gute Thriller-Ware, die man nur empfehlen kann. Mit mehr Zeit und Geld wäre ein Kinoeinsatz möglich gewesen ...

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