Review

Captain Future - Die komplette Serie

Achtung, dieser Text könnte Spoiler enthalten!

Tja, mit glänzenden Augen blickt man auf die frühen 80er zurück. Das Fernsehen war mit drei Programmen mehr als übersichtlich. Daraus resultierte, das man in den TV Zeitschriften einen wesentlich besseren Überblick hatte und Zapping ein Fremdwort war.
Damals, zwischen Heidi, Pinocchio, Sinbad und Nils Holgerson, erblickten die kleinen Abenteurer und Sci-Fi Fans im Spätnachmittagprogramm ein kleines Higlight und zum Sendetermin war man definitiv zu Hause vor dem Schirm:
Captain Future - Überheld des Guten.
Was saß ich gebannt vor dem Bildschirm, mit wahnsinns Stielaugen und ließ mich vom Capatin und seiner Crew durch die Galaxis führen.
Basierend auf Pulp Romanen aus den 40er Jahren, erarbeiteten die Japaner Ende der 70er eine sehr schöne Anime Serie, die den heutigen Standards ganz sicher nicht mehr gerecht wird, aber seinen Kultstatus gefestigt hat und immer noch genug Substanz bietet, damit die Serie auch heute noch gut "funktioniert".
Captain Future und seine Crew, bestehend aus Greg dem Roboter, Otho dem formwandelnden Androiden und dem genialen Wissenschaftler Professor Simon Wright, bestehen die wildesten Abenteuer und retten in regelmäßigen Zyklen das Universum. Ihr Stützpunkt befindet sich auf einer Basis auf dem Mond, wo auch das selbkonstruierte Raumschiff Komet parkt (damals der feuchte Traum eines jede Jungen), welches natürlich allen anderen Schiffen stark überlegen ist.
Tja, wo soll man bei der Serie anfangen? Vielleicht erstmal bei ein paar negative Dingen.
Die Zeichnungen und Animationen sind inzwischen schon recht angestaubt, teilweise wiederholen sich Animationen (hält sich aber im Rahmen), teilweise bestehen auch Szenen aus Standbildern (zum Glück auch recht selten). Dafür gibt es aber auch immer wieder schöne Zeichnungen, Hintergründe und speziell die Designs gefallen mir auch noch heute (Raumschiffe, Metropolen - gerade New York, etc.)
Damals war das natürlich genial, heute wird das im Sekundentakt aus dem Rechner in Form von CGI herausgepustet.
Die Charaktere sind alles sehr Liebenswert, haben ihre Macken und werden schnell in das Herz geschlossen. Man merkt den Zeichnungen das Produktionsjahr teilweise sehr stark an (Föhnwellen bei den Damen, Koteletten bei den Herren - insgesamt wirkt der Rest allerdings recht zeitlos designt).
Die Synchronsprecher sind alle recht bekannt und arbeit sehr professionell.
Teilweise muß man um die Helden bangen, da geschickt inszenierte Verwirrungen und Story Twist, bis hin zum Ableben diverser Helden eingebaut wurden (was zum Glück aber meist immer gut ausgeht - zumindest für die Hauptakteure).
Anscheinend haben sich damals sogar teilweise Eltern beschwert, das die Serie zu "brutal" für das Nachmittagsprogramm sei (Bösewichte, sowie Handlanger und auch Heroen beißen des öfteren in Gras oder werden eliminiert - daher wundert mich auch die FSK6 für die DVDs ein wenig). Die Programmmacher sahen damals wohl nur eine weitere (Kinder)Zeichentrickserie, im Gegensatz zu heute, wo so etwas auch als druchaus ernstzunehmende Erwachsenenunterhaltung gilt.

Die Geschichten/Abenteuer sind sehr abwechslungsreich, fantasievoll und spannend inszeniert und teilweise kann man dabei sogar noch etwas lernen. Auch schön, das einige Geschichten auf dem Background von vorherigen Abenteuern aufbauen. Auch Außerirdische und fremde Welten wurden schön und abwechslungsreich designt.
Manchmal stört es allerdings ein wenig, das der Captain locker eine Lösung aus dem Ärmel schüttelt oder kurzerhand etwas Neues erfindet, um das Abenteuer voranzutreiben (McGyver lässt ein wenig grüßen - aber der Captain ist ja auch ein genialer Wissenschaftler und von Simon Wright bestens ausgebildet)...
Als "Entschädigung" dafür gerät Future aber auch immer wieder in Situationen, in denen man denkt: Das war es, da kommt er nicht mehr raus.
Ja, ja, die Serien aus der Kindheit. Jetzt, mit 33, habe ich mir nochmal alle Folgen angeschaut und bin immer noch begeistert. Sie konnte mich immer noch begeistern, wenn auch der Staub schon ein wenig zugeschlagen hat.
Was unbedingt noch sehr positiv hervorzuheben ist, ist der absolut geniale Soundtrack von Christian Bruhn. Ein klasse Elektro/Funk-Mix, der auch heute noch richtig einschlägt. In Japan und anderen Ländern unterscheidet sich der Soundtrack erheblich vom deutschen Pendant (das japanische Openig, das man auf der deutschen DVD bestaunen kann, ist eine mittlere musikalische, lieblose 08/15 Katastrophe). Da die japanische Tonspur nur als kompletter Mix mit Effekten, Musik und Sprache vorlag, musste für die deutsche Fassung (zum Glück) alles neu gemischt werden.
Dann kommen wir zum letzten Punkt, einer Katastrophe:
Jedes Abenteuer des Captain Future waren eigentlich Mini-Filme mit einer Laufzeit von 100Min.
Der deutsche Rechteinhaber meinte damals aber, warum auch immer, aus diesen 100Min.Folgen jeweils einen Dreiteiler mit je 25Min. zu scheiden! Somit fehlen pro Abenteuer stattliche 25Min. Dies bemerkt man auch recht oft an diversen Handlungssprüngen und Verhaltensweisen von Charakteren - oder auch ganz schlimm, in Rückblenden zum jeweiligen Beginn eines der 25Min. Teile. Dort sieht man dann ab und an, was fehlt.
Unter Anderem wurde die komplette Vorgeschichte des Captain unter den Tisch gekehrt. In den 80er hat man als Kind vielleicht noch darüber hinweggesehen oder auch nicht bemerkt, um so mehr schmerzt es heute. Es gibt auch momentan keine Möglichkeit, die Folgen ungeschnitten in deutsch oder auch englisch zu sehen. Die französischen und italienischen DVDs sind zwar uncut, haben aber keine Untertitel und eben auch einen komplett anderen Score.
Schade, das sich hier der deutsche DVD Anbieter nicht hineigekniet hat und eine ultimative Fassung gestemmt hat (auch wenn das Arbeit bedeutet hätte - die Scores sind ja verschieden und man hätte die fehlenden Szenen synchronisieren müssen).

Fazit.
Gelungene Sci-Fi Serie, die auch heute noch begeistern kann und speziell seine Fans aus den 80er auch heute noch ins Schwärmen bringt. Mit ganz dickem Nostalgiebonus 8/10 Punkten...

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