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KROKODILE

DIE FÄHRTE DES GRAUENS, BLACK WATER, LAKE PLACID 2… der verrückte Steve ist tot und auf einmal sind Krokodile wieder verstärkt am zubeißen. Auch DER HORROR-ALLIGATOR - DAS LETZTE KAPITEL will ein paar Euros einkassieren. Auf dem Cover blicken wir in das Auge eines Krokodils, die Coverrückseite „glänzt“ mit einem Schriftzug und einem Artwork vom Original-HORROR-ALLIGATOR-Kinoplakat und die Inhaltsangabe erzählt von durch Atombombenversuche entstandenen, riesigen Krokodil-Mutanten, welche sich in den Sümpfen Hong Kongs tummeln sollen. Abgesehen davon sparte man sich sämtliche Credits, was eine schnelle Identifikation des Films nahezu unmöglich macht.

Auf dem heimischen Bildschirm jedoch wird das vermeintliche Sequel zu Lewis Teague’s Klassiker DER HORROR-ALLIGATOR (1980) schnell als Mogelpackung enttarnt…
Tatsächlich handelt es sich um den thailändischen Kroko-Schocker KROKODILE (1981), was natürlich auch irgendwie Quatsch ist, da der internationale Titel des Films CROCODILE lautet, wobei durch die „Eindeutschung“ (aus „C“ wurde „K“) der falsche Eindruck entsteht, dass wir eine Vielzahl an Krokodilen geboten bekommen. Selbst der internationale Titel CROCODILE ist letztendlich Quatsch, da im Film mehrfach betont wird, dass wir es mit einem riesigen Kaiman zu tun haben. Ein halbwegs intelligenter Mensch hätte den Film KAIMAN oder - mit ein wenig Kreativität - sogar DER HORROR-KAIMAN genannt!

Normalerweise bin ich an dieser Stelle schon mit meiner Inhaltsangabe durch, doch selbige kann ich hier kurz und schmerzlos runterkurbeln: Ein Doktor samt Familie fährt mit einem befreundeten Paar ans Meer… beim Baden werden die Frauen und das Kind vom Kaiman weggeputzt… der Doktor und sein Kumpel wollen den Kaiman erlegen, während sich dieser mit weiteren Menschen den Bauch vollschlägt… der finale Kampf auf Leben und Tod findet schließlich mit Hilfe eines Fischers und eines Reporters auf offener See statt…

Der Kaiman hat im Film gleich mehrere Aufgaben… 1.) Glotzen: Eine vermutlich in einem Tierpark aufgenommene Großaufnahme des Kaiman-Kopfes, welcher immer wieder aus dem trüben Wasser auftaucht und mit einem Zwinkern „Hunger!“ zu sagen scheint… 2.) Fressen: Hat sich tatsächlich mal ein Lebewesen ins Kaiman-Maul verirrt, klappt es immer wieder rauf und runter. Natürlich wurde beim Bau der Kaiman-Attrappe viel Wert darauf gelegt, das jeweilige Opfer nicht zu verletzen. Nach einem Perspektivenwechsel werden zumindest die Kaiman-Zähne schön rot angemalt… 3.) Randalieren: Mit viel Liebe zum Detail wurden kleine Landschaften mit Bäumen und Hütten aufgebaut, in denen man einen echten Kaiman posieren und randalieren lässt. Dumm nur, dass diese Szenen jeweils gleich mehrfach Verwendung finden und das Größenverhältnis nie und nimmer hinkommen kann, da der Kaiman Bäume und Hütten fast schon überragt, während in seinem riesigen Maul ansonsten gerade mal ein einzelnes Menschlein Platz findet. Die restlichen Mahlzeiten des Kaimans bestehen aus einer Unzahl von Thailändern und Touristen, die im blutroten Wasser zappeln und Blutfontänen spucken, während der Kaiman selbst wohl gerade in der Maske sitzt…

Während die völlig uninteressante Story so vor sich hin sumpft und die Kroko… äh… Kaimanjäger sich das Hirn über das Beuteschema der Bestie zermartern („Er hat wieder zugeschnappt. Heute ist der 24ste. Er hat schon am 18ten und am 21sten zugeschnappt. Da muss irgendein System dahinter sein.“), kann sich der Zuschauer über diverse „Voice Over“-Monologe amüsieren, ohne Angst haben zu müssen, etwas Wichtiges zu verpassen. Zwölf Minuten länger als die alte VHS-Fassung (Uncut Version) teilte uns stolz eine Texttafel zu Beginn des Films mit und das Ergebnis ist mehr als nur unfreiwillig komisch. Während der Originalton im Hintergrund leise weiterläuft, gibt ein „Märchenonkel“ aus dem "Off“ die neu eingefügten Storysequenzen mit eigenen Worten wieder: „Die Sonne scheint. Der Doktor cremt seiner Frau den Rücken ein. Er nimmt viel Sonnencreme, damit seine Frau keinen Sonnenbrand bekommt.“ war geil… ebenso wie „Das Kind ist bereits im Bett und die Eltern ziehen sich in ihr Schlafzimmer zurück. Endlich alleine. Die Eltern sind voller Vorfreude auf das, was gleich kommen wird…“. Da wäre doch zumindest noch ein „Der Kaiman frisst den armen Thailänder auf, während dieser unter Schmerzen schreit. Jetzt ist der Kaiman satt und möchte einfach nur noch schlafen.“ drin gewesen…

Um den Zuschauer dann auch bis zuletzt zu quälen, wird noch ein ebenso schwachsinniges, wie langatmiges Finale präsentiert. Im Voraus zu berechnen, dass der Kaiman am 27sten wieder Hunger hat und mit einem Boot auf dem offenen Meer zu lauern? Also bitte! Nachdem man 48 Stunden vergeblich an Deck gewartet hat, taucht plötzlich ein Reporter auf, der mit dem bisherigen Filmgeschehen nicht das Geringste zu schaffen hatte. Unerfreut über dessen Besuch bittet man ihn trotzdem gleich an Deck und bezahlt sogar noch für seine Überfahrt. Schon klar! Dann kommt der Kaiman mit einem riesigen Satz aus dem Wasser geschossen und springt kurz auf das Boot auf, damit durch die Erschütterung ein wenig menschliches Futter ins Wasser plumpst. Das wird schon passen und sah natürlich so beeindruckend aus, dass der Hechtsprung kurze Zeit später noch einmal wiederholt werden muss. Ein zuerst storygeiler Reporter, der auf einmal völlig selbstlos mit einer Stange Dynamit ins Wasser springt, um ins Maul des Kaimans zu schwimmen und diesen in die Luft zu jagen… das wundert den Zuschauer zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr wirklich… genauso wenig wie die Tatsache, dass die Zündschnur unter Wasser fröhlich weiterzündelt…

Haben wir 90 Minuten KROKODILE überstanden und schauen uns dann nach einem kleinen Zeitsprung von etwa 20 Jahren den thailändischen Kroko-Schocker THE BRUTAL RIVER (2005) an, lernen wir folgendes daraus: Die Thais haben in Sachen Tierhorror nichts, aber auch rein gar nichts dazugelernt! Bleibt zu hoffen, dass sie sich mal wieder auf die Sachen konzentrieren, die sie wirklich beherrschen… Energy Drink-Konzentrate herstellen zum Beispiel… oder Muay Thai! Ihr seid uns nämlich immer noch ONG-BAK 2 schuldig!

Der thailändische Horror-Kaiman aus den Sümpfen Hong Kongs erbeißt folgende Punkte:
Einen Punkt für die amüsant-geilen „Voice Over“-Monologe, einen weiteren Punkt für den Kaiman, der in trashigen Modellbaulandschaften randaliert und einen letzten Punkt für den übergeilen Kaiman-Hechtsprung, der ein wenig an eine gewisse, oft zitierte Szene aus KILLER CROCODILE 2 - DIE MÖRDERBESTIE (1990) erinnert! Für die mehrfache Wiederholung dieser Szenen gibt es allerdings keine Bonuspunkte extra!

3/10 Punkten, diBu!

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